Erschreckend ist dabei auch, dass es tatsächlich der oder die "Andere" ist, die einen dazu bewegen würden, einen Partner anzulügen und noch fataler ist es, wenn der "Seitensprung" von der Partnerschaft weiß, der oder die Partner aber nicht vom Gspusi.
Ich war schon mehrfach eine, die vielleicht bewegt hat, aber nicht dazu zu lügen. Gewiss dazu, sich selbst als Mann nicht zu verlieren. Andere Ausgangssituationen gewiss, sehr verrannte sogar.
Manchmal ist Schweigen aktives Lügen. Manchmal ist Schweigen die Folge von nicht sprechen können, schon lange nicht mehr.
Manchmal trifft der, der ausbricht eine einsame Entscheidung. Manchmal ist Ausbrechen die Folge davon, dass der andere längst eine einsame Entscheidung getroffen hat und durch Verweigerung über Wahrheit zu sprechen ein Lüge leben vorschlägt, was man unbedacht, ebenso stillschweigend angenommen hat.
Jede Geschichte ist eine andere.
In Deinem Fall gab es eine sexuelle Offenheit. Diese in dem viele Menschen ein Allheilmittel sehen oder auch tatsächlich finden.
Es ist aber auch passiert, was viele Menschen zu leugnen versuchen, dass man Gefühle nicht planen kann und dass es durchaus eben nicht nur um Sex gehen muss.
Dein Realisieren müssen stelle ich mir ganz fürchterlich vor und an dieser Stelle hätte vielleicht die Geliebte besonnen handeln können.
Einen Dreier mit einer Ehefrau, wenn es zwischen mir und dem Mann starke Gefühle gäbe, das hätte ich abgelehnt und gewiss auch den Mann darauf aufmerksam gemacht, wie so etwas wirken kann.
Vielleicht war es mutwillig und geschmacklos von ihr, darüber eine Entscheidung herbeizuführen zu wollen. Vielleicht war es feige und geschmacklos von ihm, Fakten zu schaffen ohne sprechen.
Vielleicht sind auch einfach alle Beteiligten naiv mit der Situation umgegangen, indem die Emotionen nicht ernst genommen, nicht angeschaut wurden, der Sex auf Sex reduziert wurde, wie das so gerne gemacht wird und ich weiß nicht warum.
Und ganz manchmal kann es passieren, dass man mit Menschen eine Verbindung hat, die auf Dritte so nah wirkt, dass sie sich automatisch ausgegrenzt fühlen, sobald diese Menschen aufeinander treffen. Ich habe so eine Verbindung zu einem homosexuellen Mann. „Mein Mann“ kann er nicht sein und ich nicht „seine Frau“, das ist offensichtlich. Aber ein jeweiliger Partner tut sich schwer in der Konfrontation. Es ist anders, als das, was man selbst teilt und es ist immer wieder vorgekommen, dass Partner darin etwas gesehen haben, was sie selbst gerne gehabt hätten, aber nun einmal nicht hatten. Wir hatten keine Ambitionen einander in die Partnerschaften zu grätschen und doch war ein Zusammentreffen für Partner nicht auszuhalten.
Mein Expartner hatte das mit seiner Schwester. Die beiden in einem Raum sind wie in eine Wolke gehüllt. Bei der Schwester ist das leicht zu nehmen. Ich finde das bis heute schön und mag sie sehr.
Wäre sie eine Freundin gewesen, wäre mir das wohl auch sehr schwer gefallen auszuhalten, was ich so sehr schön zu beobachten fand.
Mich berührt, was Du beschreibst, aus Deiner Perspektive hätte es mir auch den Boden unter den Füßen gezogen.
Bei drei fühlenden Wesen kann es sehr viele Wahrheiten aus noch viel mehr Möglichkeiten geben.
Mir fällt bei dem Thema immer sehr schwer, dass die aktiven Beteiligten gerne schnell pauschal verurteilt werden, denen das Empfinden abgesprochen wird. Menschen werden auf skrupellose Sexmonster reduziert, als hätte man sich vorher nicht gekannt. Wie oft stimmt das denn wirklich?
Ebenso wie oft stimmt denn die Idee des unbeteiligten Dritten, der böswillig beraubt wurde?
Ich mag, dass Du Deinen Anteil reflektiert hast und daraus für Dich einen anderen Umgang abgeleitet hast.
Ich mag auch, dass Du Dir darin Fehlbarkeit erlaubst, einfach ein fühlender Mensch zu sein.
Mit Deinem Satz „Kerle nicht klauen, sondern ausborgen und zurück geben“ kann ich gar nichts anfangen. Das ist ganz weit weg für mich. Als wäre der Mann, dem ich begegne ein Werkzeug, dass man sich bei der Nachbarin borgt, eine seelenlose Hülle, zu der man gar kein Verhältnis hat, während man zur „Nachbarin“ ein „Ausleih- Rückgabeverhältnis“ pflegt.
Nein. Ich habe ein Verhältnis zu einem Mann, den ich auch als Ganzes wahrnehme. Dieser Mann ist und bleibt doch derselbe Mensch ungeachtet dessen und welcher Situation er sich befindet. Für mich.
Anregend Dein Beitrag. Danke.