Tja, vor 7 Jahren, mit 50, änderte sich mein Leben von einem Tag zum anderen - und damit umzugehen, war sicher nicht einfach. Auch ich veränderte mich - es waren Wechseljahre im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich haderte lange mit mir und meinem Äußeren.
Ich schaute mir auch hier im JC Artikel, Tipps, Bilder, Beiträge an und dachte - wieso schaffst du das nicht?! In meinem Alter so schlank und jugendlich auszusehen, so sportlich und knackig wie so viele andere Frauen in meinem Alter – da muss ich mich halt noch viiiiiiiel mehr anstrengen! Und das tat ich - ging mehrmals die Woche zum Sport und zog alle möglichen und unmöglichen Diäten durch, legte dabei auch immer viel Disziplin an den Tag, hatte aber wenig Erfolg … ich blieb, was ich war und so gar nicht sein wollte: ein altes dickes Mädchen.
Einmal – nach einer sehr ungesunden Radikaldiät – hatte ich etliche Kilos weniger. Ich bekam Komplimente, hatte Dates und hatte jede Menge Sex, wenn ich ihn wollte. Sogar eine Beziehung fand ich wieder! Perfekt!
Und doch hatte ich Hunger. Hunger nach Leben. Denn das war bei all dem Perfektionieren und Optimieren meiner Figur und meines Aussehens irgendwie auf der Strecke geblieben. Schön sah ich aus. Von außen. Doch ich, also der Mensch, der da drinsteckte, von dem war nicht mehr viel übrig. Ich hatte mich komplett angeglichen an das, was für „schön“ gehalten wird. Oder hatte ich mich selber eher wegoptimiert?
Wenn ich mich jetzt heute so anschaue, dann sehe ich eine Frau von 57, die in ihrem Leben durchaus auch schon Schicksalsschläge, Unfälle, schlimme Zeiten durchlebt hat – wie wohl fast jeder Mensch in diesem Alter. Ich habe meine Narben zurückbehalten, sichtbare und unsichtbare. Ich bin nicht schlank, trotz aller Anstrengungen und Diäten, trotz Sport und Disziplin. Habe Falten, Dellen und Rollen. Warum ist es mir nie nachhaltig gelungen, schön zu sein? Sicher war ein Grund, dass ich immer etwas sein wollte, was mir von außen als "schön" suggeriert wurde.
Heute habe ich allen Grund, rundum zufrieden zu sein. Denn ich fühle mich inzwischen sehr wohl mit und in mir. Stehe auch im Herzen zu dem, was ich bin und was ich an mir und in mir sehe. Echt und authentisch zu sein, bedeutete für mich, Gegensätze im eigenen Wesen miteinander zu vereinbaren und zu lernen, mich selbst in immer wachsendem Maße zu akzeptieren, bis es nichts mehr gibt, dessen ich mich schäme oder das ich zu verbergen versuche. Mein Leben ist bunt und fröhlich, seit ich meine Unzulänglichkeit akzeptiert habe. Ich bin ein altes dickes Mädchen, und das ist schön so