Für mich hat Liebe viele Gesichter.
Das eine ist eine Liebe in mir tragen, aus der heraus ich durch die Welt gehe. Ein beseeltes Gefühl und auch durchaus eine Haltung, die, wenn mir das beseelte Gefühl mal abhanden kommt, mich dazu bringt, mich zu reseten.
Dann gibt es einge Lebewesen, die man mehr oder weniger intensiv liebt, Freunde, Familie Haustier....
Partnerschaft allerdings, und auch der Grund, warum ich nicht mal eben eine eingehe hat für mich einen ganz anderen Stellenwert und erreicht auch eine andere Dimension. Für mich kann bei weitem nicht jeder mein Partner werden mit dem ich mich gut verstehe. Partner ist für mich der Mensch, den ich sogar ersehne, wenn ich sonst schon niemanden mehr sehen mag.
Jeder Mensch bedient unterschiedliche Rollen. Man ist Kollege, Sohn, Tochter, Vater, Mutter, Onkel, Freund, Nachbar etc.... ebenso hat jeder Mensch einen Wesenskern.
Diese tiefe Liebe spüre ich dann, wenn mich jemand so berührt, dass er ganz behutsam zu meinem Wesenskern durchdringt, dass ich mich offenbare und umgekehrt er sich mir und somit wir einander in allem Sein, in allem Licht, in allen Schatten und in aller Verletzlichkeit. Die maximale Nacktheit. Ein einander sehen, wer man wirklich ist, ein gegenseitiges Erkennen und darin Frieden finden.
In der Begegnung begegne ich mir selbst, mehr als ich es alleine je könnte. Als Bild dazu hat es etwas aus dem Film Avatar, das Verbinden über die Haare. Man findet Frieden im Gleichklang, kommt gänzlich bei sich an aber ebenso beim anderen und beide finden darin auch Kraft, ohne einander Kraft zu kosten. Es hat auch etwas Regeneratives.
Die Begegnung und die Berührung mit dem Geliebten kann für mich durch nichts ersetzt werden, das ist für mich essentiell. Daher könnte ich mir auch nicht vorstellen, eine Partnerschaft ohne Zärtlichkeiten zu leben. Dass Gesundheit einem in die Sexualität grätschen kann, mag sein. Aber auf das liebevoll annehmende Anschauen und Berühren kann ich nicht verzichten. Ohne das findet die Liebe nicht ins Leben und das könnte ich nicht ertragen.
Alltag, Umwelt, andere Menschen, ja die können was. Die können durchaus stark auf uns wirken, uns in unseren Schmerzen triggern und uns selbstvergessen werden lassen. Alltag vermag, dass ein tiefes Verstehen, was in der Ruhe ganz wortlos so zärtlich im Raum steht, nicht mehr erreicht werden kann, weil sich andere Dinge vorschieben. Ängste, Zweifel, angestauter Druck, der ein Ventil benötigt. Daher braucht die Liebe leben, im Kontakt zu bleiben, um sich nicht zu verlieren. Sich abzugleichen, wo wer gerade ist, ein bewusstes Verstehen.
Im Kontakt und im Gespräch kann man Störfaktoren ausräumen, ihnen gemeinsam begegnen. Auch in der Wut kann ich immer wieder zur Liebe zurück finden, solange ich den anderen im Herzen noch sehen kann, wenn ich die Augen schließe. Wenn ich das nicht mehr kann, habe ich diese Verbindung verloren. Dann bleibt ein mögen, wie andere liebe Freunde auch, aber wenn diese Nacktheit des einander Offenbarens nicht mehr ist, kann ich den anderen auch nicht mehr in seinem Wesen spüren und umgekehrt er mich auch nicht.
Während ich Verliebtheit aufgekratzt und stürmisch empfinde, empfinde ich Liebe sehr leise, sehr zärtlich, zart und kraftvoll zugleich. Selten, dafür aber in aller Schönheit, die die Liebe nur haben kann.