Da wir uns nicht mit jedem einzelnen Individuum eingehend beschäftigen können, bilden wir Gruppen: wir pauschalisieren.
Jedem Individuum steht es aber frei, sich durch typische oder atypische Dinge (Verhalten, Eigenschaften, etc.) um individuelle Bewertung zu bemühen.
Wenn ich einen Bodybuilder sehe, pauschalisiere ich automatisch, dass er nichts in der Birne hat. Denn meine allgemeine Erfahrung ist, dass jemand nur ENTWEDER im Fitnessstudio ODER in der Bibliothek sein kann.
Allerdings kenne ich zumindest einen Bodybuilder, der auch einen Doktor hat. Hier habe ich mich eines Besseren belehren lassen. Nichtsdestotrotz trifft meine pauschalisierte Schubladenmeinung auf viele Bodybuilder zu. In meiner Wahrnehmung vielleicht sogar die meisten.
Die Pauschalisierungen helfen dabei, zu viele individuelle Aspekte wegzufiltern. Ohne das könnten wir z.B. keine Geschäftsmodelle entwickeln. Denn wir sagen "die Leute brauchen das", "die Leute wollen das". Wenn wir nicht pauschalisieren könnten oder dürften, dann könnte Apple nicht sagen "die Leute wollen ein größeres iPhone", sondern sie müssten sagen "Peter will ein größeres iPhone".
Pauschalisieren ist also nicht per se schlecht.
Ich denke, heute haben nur immer mehr Leute ein Problem mit Pauschalisierung, weil sie damit selbst irgendwann mir irgendeinem Aspekt mit anderen Leuten über einen Kamm geschoren werden. Heute wollen die Leute aber als Individuen wahrgenommen werden.
Gestern habe ich eine Werbung für einen Schuh gesehen. Der Text war ein Lehrstück von Abgrenzung, Individualismus und "Ich-mach-mein-Ding". Aber letztlich sind wir dann doch alle Teil einer gorßen Menge. Wir tun alles, unseren völlig eigenen Style zu haben und doch haben wir alle die gleichen Klamotten, die gleichen Telefone, die gleichen Autos.
Ich finde Pauschalisierungen nicht schlimm. Ich nutze sie.
Allerdings muss ich zugeben, dass auch ich mich ungerecht behandelt fühle, wenn eine Frau mal wieder pauschalisiert "Männer sind Schweine". Da ist es dann, wie so oft: mitgefangen, mitgehangen.