Die Frage ist doch: Wann tut es gut?
**********eamer:
Was mir bisher stark auffällt (vielleicht interpretiere ich das aber auch falsch), ist der Umstand, dass vorallem erörtert wird, wieso Pauschalisierung nötig und wichtig ist und es herrscht Einigkeit, dass diese im negativen Sinne Instrumentalisiert werden kann.
Was mir etwas fehlt, ist die Bereitschaft zu hinterfragen. Ich möchte niemandem Unrecht tun und wie schon gesagt, vielleicht interpretiere ich falsch, aber der Tenor vom "ist halt so" und "man kann nicht jedem und allem gerecht werden" finde ich persönlich nicht unbedingt gut.
Ist es denn nicht gerade in der persönlichen Entwicklung immens wichtig, dass man die eigenen Ansichten, Klischees und Pauschalen insbesondere in der Kommunikation mit anderen Menschen bereit ist zu hinterfragen und auch mal kritisch zu betrachten?
Ich denke, die Bereitschaft zum Hinterfragen eines Klischees wird maßgeblich vom jeweiligen Beziehungsinteresse bestimmt.
Wenn es ohne großes Kennenlernen zum Sexabenteuer in die Kiste ging, dann waren ein paar nette Klischees und viel Raum für eigene Projektionen im Spiel. Glückstreffer - im Sinne von Frau/ Mann fürs Leben finden - sind doch reines Wunschdenken. Glückstreffer - im Sinne von einen Freund gewinnen - sind bereits arg selten. Beim Kennenlernen und Klischee-Hinterfragen nach spontanem Sex sind eine herbe Enttäuschung nach der anderen vorprogrammiert. Unschöne Sache. Wer mag schon im Nachhinein feststellen, dass man mit einem miesen Charakter gevögelt hat?
Wobei "unpassender Charakter" die treffendere Bezeichnung wäre. Auf Distanz sind die meisten Menschen völlig in Ordnung. Dann kommt es selten zu Konflikten. Mies wurde es ja erst dadurch, dass man einen unpassenden Menschen zu nah an sich ran ließ.
Ganz ehrlich: Die dramatischen Reaktionen, welche Menschen (in meinem Fall: Männer) beim Kennenlernen im sexuell vernebelten Zustand an den Tag legen, tun meiner persönlichen Entwicklung nicht gut.
Auf Dauer können spontane Sex-Abenteuer meines Erachtens nur Spaß machen, wenn man bei den Klischees und Pauschalisierungen bleibt bzw weiterzieht bevor die Illusion zusammenbricht. (Stichworte: Bekanntschaft+ und ONS)
Es sei denn, man hat einen dieser Glückstreffer, bei dem man es mit einem vernünftigen Menschen zu tun hat, der sich auch beim Kennenlernen nach dem Sex
langsam und achtsam vorantastet.
Klar, hat das Hinterfragen von Klischees auch seine Vorteile:
Im passenden Augenblick.
Nämlich genau dann, wenn man Interesse an einer dauerhaften sexuellen Beziehung hat und dafür den passenden Menschen sucht. Das erfordert jedoch, dass man seine sexuellen Interessen für eine Weile hintenanstellt und sich mit Menschen beschäftigt, die ebenso verfahren. Die Konsequenz dieser Form des Kennenlernprozesses ist dann, dass bei der Mehrheit der Menschen das sexuelle Interesse früher oder später völlig erlischt. Man also mit den wenigsten Kontakten eine sexuelle Beziehung aufbaut.
Aber dort, wo es passt, steht nach dem ersten Sex dem Fortführen des Kennenlernprozesses auch nichts mehr Wege.
Hier im Joy sind jedoch viele Menschen, die sich gerade in einer sexuellen Experimentier-Phase befinden. Die bringen dafür nicht die Geduld auf. Bzw. entwickeln viele Männer erst nach dem Sex das Interesse am Kennenlernen. Also genau dann, wenn ich mir lieber meine Klischees bewahre.
Ja, in meinem Text sind viel Pauschalisierungen. Diese basieren sowohl auf meinen persönlichen als auch auf den Erfahrungswerten anderer Joy-User, mit denen ich mich ausgetauscht habe. Und weißt Du was? Zu Beginn hat mir das Joy viel Frust und wenig Freude gebracht. Doch das hat sich mit der Zeit geändert.
**********eamer:
Ist es denn nicht gerade in der persönlichen Entwicklung immens wichtig, dass man die eigenen Ansichten, Klischees und Pauschalen insbesondere in der Kommunikation mit anderen Menschen bereit ist zu hinterfragen und auch mal kritisch zu betrachten?
Nein. Die Pauschalisierungen, die ich nun im Joy verwende, sind das Resultat meiner persönlichen Entwicklung. Dadurch komme ich gehäuft in Situationen, die meiner weiteren persönlichen Entwicklung dienlich sind. Wie zu Beginn zu verfahren/ alles zu hinterfragen und zu überprüfen/ nie auf den gewonnen Erfahrungen aufzubauen wäre: die Weigerung, dazu zu lernen.
Und ich finde: Erst wenn ich das Umfeld wechseln oder der Joy-Betreiber gravierende Veränderungen vornehmen würde, wäre es notwendig, einige meiner Pauschalisierungen erneut zu hinterfragen.