Safeword macht nichts "safe"
Das Problem mit einem Safeword ist, dass es einfach viel zu viele verschiedene Arten BDSM gibt. Ebenso, wie es zu viele verschiedene Typen subs und Tops gibt. Und es auch immer noch eine "Tagesform" gibt, die es sub gestattet, an einem Tag viel mehr auszuhalten oder mitzumachen, als an anderen.
Und ich denke nach vielen Jahren meiner Entwicklung heute, dass ein Safeword nicht wirklich einen Nutzen hat, sondern eher eine Art "Krücke" ist, mittels derer man/frau sich eine Sicherheit vorgaukelt, die tatsächlich damit nicht zu erreichen ist.
Es gibt genügend Beispiele (und ich habe es selbst erlebt) dass eine wirklich devote sub das Safeword nicht über die Lippen bringt, da es ihrem Verständnis von der Rolle einer sub einfach nicht entspricht.
Die soviel Angst hat, den Top zu ent-"täuschen", weil sie etwas doch nicht aushält, oder doch nicht mitmachen will, dass sie es eben einfach nicht sagt.
Oder eben schlicht so sehr im Subspace gefangen ist, dass sie es einfach nicht mehr sagen KANN.
Und was ist dann? Das wäre der Moment, in dem es der Top schaffen soll, die sub zu "lesen", was auch immer das sein soll.
Eine von Adrenalin und Endoprhinen aufgeputschte oder euphorisierte sub wird zumindest für einen unerfahrenen Top wohl eher nicht den Eindruck erwecken, dass er aufhören soll. Und wer wirklich an, oder auch hinter Grenzen gespielt hat, weiß, dass eine sub "härter" sagen und vermitteln kann, die man tatsächlich besser aus ihrem Flug langsam wieder landen lässt.
Und dann ist da auch noch der berühmte Metakonsens.
Eine devote Person ist nicht diejenige, die das Spiel bestimmt, und in der Regel auch nicht bestimmen will. Sie zieht ja gerade den Kick aus der Tatsache, dass sie eben keinen Einfluss hat und fremdbestimmt ist. Wer ihr nun "zumutet", den Verlauf des Spiels an einem bestimmten Punkt zu verändern, stört nicht nur das Setting.
Meine Ansichten zum Safeword wurden einmal durch die Worte einer sehr weisen sub erheblich verändert.
Denn sie sagte mir, dass ein Safeword, oder auch das Ampelsystem, nicht einmal den Top entmündigt, wie die TE es so schön euphemistisch und im Sinne des Top ausdrückt.
Es ist tatsächlich noch viel schlimmer. Denn die Aufgabe, ein Safeword sagen zu müssen, übergibt der sub am Ende die ALLEINIGE Verantwortung für das, was mit ihr geschieht. Und macht sie so quasi zur "Komplizin an ihrem eigenen Missbrauch". Und entmündigt den Top nicht, sondern gibt jedem Dumm-Dom die Gelegenheit nach einer absichtlichen Grenzüberschreitung der sub den üblichen, auch bei Vanillas so gern gehörten Blödsinn in der Art: "Du willst es doch auch!" entgegen zu schmettern und sich seiner Verantwortung nach der Nutzung des Safewords zu entziehen.
Wer ehrlich ist, kennt genügend subs, die mit solchen Dumm-Doms gespielt haben, und von denen zum Absturz gebracht, anschließend aber leider nicht aufgefangen wurden. Weil die Dummies mit ihrer Verantwortung gar nicht umgehen können, oder meistens gar nicht wollen.
Die wollen es einer Frau so "richtig besorgen", und finden dafür im BDSM Umfeld die geeigneten Voraussetzungen. Und es gibt wieder genügend subs, die das Pech hatten, dass diese "Doms" dann nicht einmal beim Safeword aufhören, weil dann sind sie ja gerade so drinnen.
So wie die Stino-Jungs, die bei Nein eben "Jaaaa!" verstehen, einfach weil sie zu beschränkt sind, kurz vor dem Abspritzen noch etwas anderes wahrzunehmen, als ihre eigene Lust.
Und dann gibt es ja auch Hardcore subs, oder Gorianer, die es scheinbar genau so auch wollen. Jedenfalls so lange, bis entweder der Gor-Typ seine Sklavin verschlissen hat, oder diese doch noch irgendwo in ihrem Hinterstübchen einen kleinen Rest Selbsterhaltungstrieb oder Würde gefunden hat, und das "Spiel" beendet.
Und als ich das gehört habe, wurden die Akronyme SSC oder RACK, oder was auch immer einen "consensuellen" SM bedingen sollen, für mich sehr fragwürdig.
In D/s-Beziehungen ist das Thema Consensuell sowieso nur wirklich im berühmten "Metakonsens" zu betrachten. Und in dem können sich meiner Meinung nach nur sehr reife Spielpersonen sicher bewegen.
Dass bedeutet ebenso schlicht, wie es für viele unmöglich ist, dass sich beide Protagonisten ihrer Rolle bewusst sein müssen.
Das bedeutet, eine sub weiß, dass sie nicht das Spiel bestimmt. Und dass der Dom nicht ihr Wunschzettelerfüller ist. Und genau das wird es ihr am Ende ermöglichen, die Dinge, die ihr zugemutet werden, nicht nur zu ertragen, sondern als Lusterfüller für den Dom und damit für diesen zu tun. Und dass gibt ihr dann wiederum auch den eigenen Kick.
Eine Masochistin zu verstriemen ist für diese keine wirkliche nonconsensuelle Sache, das weiß jeder und darüber gibt es auch einen berühmten Witz. Sie NICHT zu verstriemen, ist für sie schlimm.
Und für mich muss eine sub/Sklavin auch nicht schamlos oder tabulos sein, weil dass das Spiel eigentlich langweilig macht. Für mich ist dagegen der Kick, meine Grenze zu überwinden, und "so etwas" mit einer Frau zu machen, und für sie ist es meist auch ein Kick, ihre Grenze überwinden zu lassen, weil sie "so etwas" dann mitmachen muss, und eben keine Verantwortung hat, für das "Leid", das ich ihr gerade zufüge.
Dass sie dann aber nicht nur so schön genießen kann- still und heimlich. Sondern am Ende auch stolz auf sich sein kann, oder ich auf sie.
Aber dazu brauche ich sie nicht nachher - oder noch schlimmer, sogar während dessen zu fragen: "Grün. Gelb. Rot?"
Sie jammert, weint, schreit, fleht: "Nein hör´ auf!"
Aber der Dom tut es eben nicht und dass ist der Kick. Für beide.
Und was passiert denn, wenn Dom den Moment vielleicht doch einmal nicht richtig "gelesen" hat?
Die erste Möglichkeit: Er hat zu früh aufgehört. Ich kenne subs, die werden da sauer, und man hat leicht das letzte Mal mit denen gespielt, weil die einen für zu schwach halten.
Die zweite Möglichkeit: Man hat es übertrieben.
Na, dann haut eine richtige devote sub erst recht nicht ab, sondern ist in der Lage, ihre Rolle richtig zu bewerten. Und die wollen auch nicht, dass "Mann" dann zerknirscht und ganz geknickt dasitzt, und "Entschuldigung, es tut mir so leid!" stammelt. Wofür denn? Dafür, dass es eigentlich der sub "Leid" getan hat? Dafür, dass er sub gerade mit voller Absicht zu fest geschlagen hat?
Dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber man kann sagen: "Es war nicht so gemeint!" Und das bedeutet, dass das, was mit der sub geschehen, ist, dass sie im Metakonsens eben doch keine Kick für sich finden konnte, und genau das von mir als Dom tatsächlich nicht beabsichtigt war (wenn es denn so ist!)
Und dann müssen beide mit diesem Vorkommnis "erwachsen" umgehen. Und sich in ihrer Rolle sicher sein.
Und genügend Selbst-Bewusstsein haben und mit sich so sehr im Reinen sein, um es dem anderen "verzeihen" zu können. Und dann wird aus diesem Ereignis eben auch kein Drama, sondern einfach eine "Erfahrung" mehr...
Das geht für mich, wenn sich außerhalb vom BDSM beide auf Augenhöhe begegnen können. Im BDSM aber eben nicht, und wenn das klar ist, muss es auch keine seelischen Verletzungen geben.
In einer TPE Beziehung sähe das für mich schon wieder ganz anderes aus.
Aber so etwas finde ich eben auch schlicht für mich uninteressant. Was soll ich mit einer Gor Kajira, die blind wirklich alles mitmacht, und sich am Ende sogar verstümmeln lässt? Das ist für mich keine "Spielart" des BDSM, sondern eher Ausdruck einer psychopathologischen Störung. Aber das sehen Gorianer ganz anders - und das sollen sie auch gerne. Therapieren kann man nur jemanden, der auch eine Krankheitseinsicht hat.
Für mich ist aber nur eine "Sklavin" interessant, die sich mir nicht freiwillig unterwirft, weil ich einen Penis habe, sondern die ich unterwerfen muss. Und wenn ich das nicht richtig mache, sucht die sich einen anderen Dominus. Wenn sie aber dableibt, habe ICH dann die Verantwortung und meinen Spaß mit ihr.
Und SIE - zumindest am Ende - ja auch ihren Spaß, sonst ist sie wieder weg. Und mittendrin hat sie eben auch mal öfter keinen Spaß. Aber so ist die Sache ja auch gewollt.
Wer das nicht so will, spielt eben SSC, Rollenspielchen, mit festem Drehbuch. Das ist für mich allerdings das genaue Gegenteil vom Gor-Spiel und damit auch uninteressant. Da gibt es dann die berühmten Wunschzettelsubs, die sich vom Möchtegern-Dom den "Strafzettel" abarbeiten lassen Ein Dom, der gerne mal die Peitsche schwingen möchte, beim Frauchen aber immer artig nachfragt, ob es denn so auch "angenehm" ist- Topping from the Bottom in Reinkultur.
Und wenn die damit glücklich sind, so what? Die müssen zumindest nicht zum Arzt, bzw. Psychiater.
Aber ein Safeword im BDSM wird für mich nie einen wirklichen Nutzen haben, weil es so ist, wie es viele hier auch schon gresagt haben. Die sub wird sich nicht richtig fallen lassen können, weil sie weiß, dass sie am Ende auf sich selbst aufpassen muss.
Und der Dom wird vielleicht nicht so genau hingucken, wie er müsste, weil er denkt, "Na, Sie muss halt selber sehen, wo sie bleibt."
Das gibt es auch in der Normalo-Welt - mit den Assistenzsystemen im Auto. Die Leute werden immer nachlässiger und denken, na ich muss nicht selber aufpassen, habe ja einen Spurwarner, Blinkerassistent, oder was auch immer. Und als das ABS aufkam, dachten so viele Narren, dass sie nun fahren könnten, wie die Weltmeister - mit dem Ergebnis, dass eine Zeit lang Autos mit ABS in der Versicherung teurer waren.
Wer Angst hat, dass die sub zur Polizei rennt, und eine Strafanzeige stellt, spielt nicht nur selber falsch, sonder auch mit der falschen sub.
Wenn etwas schief gegangen ist, müssen zwei erwachsene Menschen darüber in einer erwachsenen Art und Weise reden - können.
Und so konnte ich bisher noch jede Form von Tränen am Ende trocknen...
, mit einander