Die erste halbe Stunde ist bei mir Checkzeit. Ich beobachte und mache mir mentale Notizen, wer im Club ist, wer mir körperlich zusagt, schaue, wie diese Leute miteinander umgehen. Tausche mich mit meinem/n Partner/n aus: die haben eine gute Vorstellung davon, welche Männer mir gefallen könnten, und zeigen mir auch manchmal den einen oder anderen auf.
In dieser Phase sortiere ich meist allzu offensichtlich paargebundene Männer aus, es sei denn, ihre Interaktion mit der Partnerin ist so locker, offen und liebevoll, dass keine Komplikationen zu erwarten sind.
Während ich scanne, präsentiere ich mich auch gerne, tanze oder setze mich an einer exponierten Stelle hin, so dass prospektive Mitspieler mich auch im Gegenzug optisch einschätzen können. Oft kommt so schonmal Blickkontakt und ein gegenseitiges Angrinsen zustande.
Dann werde ich meistens aktiv, eventuell nach einer Buffetattacke oder einer Saunarunde zum Einstimmen. Wenn ich auf Flirts warte, passiert nicht viel, und selten gibt es eine große Schnittmenge zwischen denen, die von selbst ankommen und denen, die ich gerne hätte. Also setze ich mich gerne mal zu Leuten in den Barbereich, die in Frage kommen, und spreche sie an. Oder ich suche Augenkontakt und fordere sie heraus.
Da ich ergebnisoffen da bin und nicht zwangsläufig auf die Matte muss, ergeben sich hier manchmal auch einfach sehr interessante Gespräche, und ich bleibe bei einem Paar oder Mann oder einer Frau hängen. Ansonsten hab ich irgendwann meist einen an der Angel, der nicht nur schön, sondern auch cool ist, und kann ihn anfangen zu verführen. Ich mag Kräftemessen, Armdrücken oder spielerisches Ringen, und auch Schlagfertigkeitsduelle törnen mich an. Manchmal endet das schonmal in einem Lapdance, Fummeln oder Blowjob an der Bar.
Dann kommt der ernste Teil des Gesprächs, aber ich versuche das so spielerisch und schmerzlos über die Bühne zu bringen wie möglich. Welche Vorlieben der andere hat, kriegt man noch irgendwie sexy eingeflochten, aber die Verhütungsfrage - "Frauenkondome sind
de rigueur, keine Diskussion" - ist natürlich irgendwo weniger erotisch. Die meisten nehmens sportlich. Wenn es dann auf die Matte geht, weiß ich, was ihn heiß macht, und es gibt dann keine Kondomdiskussionen mehr, die den Ablauf stören oder für Missvergnügen sorgen könnten. Besser in Ruhe hier als in voller Fahrt auf der Matte.
Hat er eine Partnerin, will ich sie zumindest kurz sprechen und schauen, ob sie mit mir einverstanden ist. Wenn ich feststelle, dass wir uns als Team fühlen, in dem beide Seiten den Jungen glücklich sehen wollen, ist alles in Butter. Ansonsten breche ich ab und suche mir jemand anderen.
Will ich mehrere Männer, zeige ich meinem Fang den einen oder anderen, der vorbeikommt, und frage, ob er sich vorstellen kann, den noch dazuzunehmen. In dem Fall sprechen wir ihn gemeinsam an. Wash, rinse, repeat, bis ich meinen Hofstaat zusammen habe.
Meist nehme ich ein Separée mit Kordel. Ich mag Zuschauer, aber keine Störer, und ich will mich auf die, die ich mir ausgesucht habe, konzentrieren. Das heißt, auf der Matte will ich keine Annäherungen mehr - der Zug ist abgefahren. Meist lasse ich die Jungs sich als Eingangswache ablösen, oder mein Freund macht den Wachhund, um Störer fernzuhalten.
Mit dieser Vorgehensweise hab ich auf HÜ- oder moderaten HÜ-Parties meist gerade genau so viel Action, wie ich brauche, mit einer Option auf mehr, wenn ich einen Sexflash bekomme. Säße ich auf meiner Pussy herum, bis mich jemand anspricht, würde ich allerdings vermutlich auch Schimmel ansetzen.
Pärchenparties sind schwer zu knacken: da gibt es meist Cliquen, die sich oft schon sehr einigeln. Aber zumindest zu angeregten Gesprächen hat es immer gereicht. Will ich par tout in eine Pärchenclique rein und das Eis brechen, schicke ich meist einen meiner Partner vor, die können das mit dem geschmeidigen Smalltalk viel besser. Zweites Problem des Pärchenswingens: meist wird ein "Fleischhandel" erwartet, und es ist statistisch eher unwahrscheinlich, dass die Frau des Typen, der mir gerade ins Auge sticht, auch meinem Partner gefällt.
Jetzt kommt der Teil mit den Tips:
• Mottoparties mit einem Modus, der den Kontakt erleichtert, sind z.B. Stutenmärkte oder Hurenbälle - das Bieten auf die Stute oder das Anquatschen der "Hure" mit "Wieviel für eine Runde auf der Matte" ist ein Schmiermittel für die Schüchternen.
• Zu spät sollte man als Frau nicht auflaufen: spätestens zu Mitternacht sind die guten Männer alle entsaftet und stehen nicht mehr zur Verfügung. Klar, es gibt dann noch diejenigen, die bisher keine Frau gefunden haben - aber das hat meistens Gründe.
• Prinzipiell kommt Flirten an der Bar bei der überwiegenden Mehrzahl der Leute besser an als der Versuch der Kontaktaufnahme auf der Matte, wenn die Leute schon zugange sind. Es gibt Ausnahmen. Aber man fährt immer sicherer, wenn man sich erst miteinander bekannt macht, bevor man anfasst - das gilt für Männlein wie Weiblein gleichermaßen. Ansonsten gilt: stellt euch vor, ihr wollt dem Objekt der Begierde Tee anbieten. Wenn es gerade wegguckt, fickt, gefickt wird, den Mund voll hat, an der breiten Brust eines Mannes oder den Engelstitten einer Frau entrückt angeschmiegt ist, an den Lippen einer anderen Person klebt oder auf dem Sofa selig schläft, will es keinen Tee. Ebenso ist es mit Annäherung.
• Nur ein Ja ist ein Ja. Dieser Passus ersetzt das "Nein heißt nein" nicht, aber ergänzt es. Vergewissert euch, ob ihr willkommen seid, bevor ihr anquatscht: ein Lächeln oder ein wohlwollender Blick sollte Voraussetzung sein, bevor ihr euch ungefragt irgendwo dazusetzt.
• Auch das beste Gentleman- oder Ladyverhalten verschafft euch keinen Sex, wenn es nicht passt, ihr die falsche Augenfarbe, das falsche Gewicht, die falsche Größe, den falschen Gesichtsschnitt habt oder das Objekt der Begierde einfach an eine ungeliebte Ex erinnert. Manche stehen auf rassige Südländer/innen, andere auf nordische Milchschnitten. Manche mögen was zum Anfassen, andere wollen Federgewichte. Also nehmt es sportlich und geht nicht davon aus, dass der Fehler bei irgendjemandem liegt: nicht bei euch und nicht beim anderen.
• Körperhygiene und Pfefferminzpastillen brauche ich nicht zu erwähnen.
• Fangt erstmal ein ergebnisoffenes Gespräch an oder klinkt euch in ein bestehendes Gespräch ein oder stellt eine Frage. Gebt dem Gegenüber Zeit, euch einzuschätzen und mit euch warm zu werden. Erst später könnt ihr das Gespräch auf Sexuelles richten. Hinweis: diesen Passus ignorieren, wenn ihr merkt, dass es beim Gegenüber auf Anhieb klick macht, die Blicke sich in eure Augen (oder eure Titten) verkrallen und bei euch beiden das Grinsen immer breiter wird.