Aber es ist eine Illusion hier von jeweils 100 Prozent zu sprechen.
Zeit ist Quantität.
Nicht Tiefe.
Nur weil ich mit meinen Mitarbeitern wesentlich mehr Zeit verbringen muss, als mit meinen beiden Liebsten, bedeutet es nicht, es verliert sich die Tiefe meiner Gefühlsbindung zu den beiden Männern.
Oder die Liebe zu meiner Tochter, die weiter weg wohnt und wir uns nur zwei oder drei Mal im Jahr sehen können. Liebe ich nicht tief genug als Mutter, ob der Quantität = Zeit?
Was Du meinst, ist wahrscheinlich: wieviel habe ich konkret vom Partner? Von seinen Ressourcen und wieviel brauche ich davon, um mich geliebt zu fühlen. Ressourcen betrifft in monogamen Beziehungen auch z.B. Geld und nicht nur Zeit, da es sich zum Beispiel bei Verheirateten und wo Kinder sind, auch um eine Wirtschaftsgemeinschaft handelt. Da messen Menschen auch gerne mal monetär und zeitliches Engagement auf und nennen es lieblos, wenn nicht so viel davon gegeben wird, wie der Partner es gerne hätte. Definiere ich Liebe nach Ressourcen, muss man es so empfinden wie Du.
Tut man das nicht, sind Geld und Zeit tatsächlich nicht relevant für die Tiefe von Liebesbeziehungen.
Aber wir driften ab, oder auch nicht. Denn polyamor bedeutet für viele Menschen vielelicht genau das: "Oh, der will mich nicht nur ficken, sondern auch seine Ressourcen mit mir teilen. Zeit, Geld, gemeinsame Interessen. Eben Investment in den Menschen, über das Körperliche hinausgehend.", und so weiter. Da insbesondere Männer merken, dass das Geschäftsmodell Sex gegen Sex nicht aufgeht, sondern zusätzlich zum Sex etwas oben drauf zu packen ist, was sie oft nicht zu geben bereit sind, suggeriert polyamor im Profil jenes mehr.
Positiv besteht vielleicht tatsächlich der Wunsch, dass der Sexpartner nicht nur Vögelmatratze sein soll, es zeitgleich nicht exklusiv werden wird.
Das muss man halt im Kontakt herausfinden gehen, was da wirklich hinter steht. Wir hatten auch schon erlebt, dass eine Frau meinte, wir könnten ihr doch ein Zimemr frei machen, schließlich leben wir polyamor.
Ähm, jein, dazu braucht es mehr als nur das Wort, sondern auch Sympathie, Bindung, Vertrauen, Erfahrung miteinander.
Abstrakte Begriffe schreien geradezu danach mit einem individuellen Sinn gefüllt zu werden.
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