Zutiefst gerührt und betroffen
Ich habe die Geschichte gestern zunächst gelesen und danach tief betroffen erst einmal den Computer aus gemacht. Mag sein, dass einem manche Dinge tiefer unter die Haut gehen, als einem lieb ist und so hat mich dieser Text wie mit einem Magnet zwei weitere Male angezogen und ich entdeckte Details, die ich beim Überfliegen einfach nicht wahrnehmen konnte.Der Autor gibt uns damit subtile Hinweise. Ein Beispiel möchte ich hier, stellvertretend für etliche weitere, nennen:
Gegen Ende der Geschichte legt Camilla den Revolver ihres Mannes auf den Stapel der Bücher, die offenbar Ihre Krankheit beschreiben.
Diese kurze, eigentlich beiläufige Handlung erzählt eine ganze, weitere Geschichte. Wurde nicht der „Freund“, der mit den Möbeln, erschossen aufgefunden? Könnte Camilla diejenige gewesen sein, die den mutmaßlichen, moralisch verantwortlichen Brandstifter für den Tod ihres Mannes zur Strecke gebracht hat? Welches versteckte Drama!!
Fibromyalgie musste ich googeln, zugegeben, um zu erfahren, dass die Krankheit auch durch psychische Stressfaktoren und Traumata ausgelöst werden kann. Der/die Kranke leidet unter immer wieder kehrenden schweren Schmerzen, gegen die es nur wenig Hilfsmittel gibt. Wird man nicht irgendwann verzweifeln, wenn man lange genug gegen diese Krankheit gekämpft hat?
Das alles in einen kurzen Satz zu packen, verehrter @*********zier ist schon ein starkes Stück. Ich habe etliche weitere Fingerzeige und versteckte Hinweise gefunden. Die blanken Augen, die Sébastien an jemanden erinnern z.B. oder den Querverweis auf die Gerichtsvollzieherin aus der allerersten Geschichte diese Reihe, die ein Schlaglicht auf deren Leben wirft.
Damit soll es zunächst einmal genug sein. Vielleicht fühlen sich ja noch weitere LeserInnen berufen, ihre Entdeckungen zu schildern. Dass die Geschichte die meisten von uns tief ins Mark trifft, haben ja einige schon kundgetan.
Zu dem tragischen Finale: Ja, meine Seele schreit nach einem HappyEnd. Aber das gibt es zuverlässig nur im Roman. Das Leben schreibt anders und insofern ist das auch ein Beitrag zum Thema humanes Sterben. Wer weiß schon, wie viele der statistischen Coronatoten in Krankenhäusern, trotz aller Pflege, umgeben von Apparaten und grünen Masken einen einsamen, schmerzhaften, quälend langsamen Tod gestorben sind.
Wie viele tagtäglich in Kliniken, in der eigenen Wohnung oder sonstwo zu Tode kommen, ohne Zuspruch, ohne Begleitung, ohne Abschied. Gerade deshalb rührt mich diese Geschichte so an. Hier hat jemand, trotz allem, sein Schicksal in der Hand und bestimmt seinen Weg selbst.
Diese Perle hier im JoyClub? Alle Achtung. Ich sähe die Novelle gerne verfilmt: in Deutsch mit Senta Berger und Fritz von Thun. International mit Helen Mirren und dem beachtlich gereiften und inzwischen grauhaarigen Pierce Brosnan. Das wäre ein oscarwürdiges Drama.
Das Stück ist nicht jedermanns Sache. Wer auf Seichtes steht, wird damit schwerlich warm. Gleichwohl Danke.