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Alternative Fakten oder Oktoberdepression im Hause Meier

*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
@*****ree Jepp.

"Mildred´s Müde Muschis Mutig-Maker"

Guggst Du Amazon. *ja*
Profilbild
****012 Frau
516 Beiträge
Lieber Patrizier,

ich bin verwirrt! Denn ich HABE geguggt Amazon! Und jetzt weiß ich nicht, was ich bestellen soll.

Wenn man da nämlich "Mildred´s Müde Muschis Mutig-Maker" eingibt, kommen 52 Suchergebnisse raus - und die sind seeeeehr vielseitig!

Auszug:

• Kolloidales Silber, Enzymtherapien, Vitamine u.ä.
• ungiftige und geschmacksneutrale Kartenspiele
• Damenhausschuhe mit Klettverschluss und Blumenmuster
• viele verschiedene Gleitgele
• Haustierpflege gegen Milben, Ohrprobleme etc.
• Kingsize Caps Penis-Kapseln zur Potenzförderung
• Ein Präparat "für die Frau", dessen Wirkung nicht genannt wird
• Schafgarbensalbe gegen Hämorrhoiden
• Desionfektionsmittel
• Badehosen für Männer
• Mobiles Bidet, "das Klopapier spart" *wow*
• Bartöl
• Batterieladegerät

Ich brauche da dringend eine Beratung. Und nein: Ich habe das nicht erfunden! *lol*
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ja, ich weiß. Ich bin ne treulose Tomate. *rotwerd* Aber ich will dich jetzt nicht loben. *lach* Sag mir einfach, wo ich n Buch von dir käuflich erwerben kann. Bitte. CM? Dann ist es keine öffentliche Werbung.

^^

Du weißt aus grauer Vorzeit von anderswo, dass ich sowas sonst sogutwienie frage. Aber bei dir mache ich eine Ausname.

Und wehe, du kannst mir kein Buch aus dem Hut zaubern. *rotfl* *traenenlach*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
@****012
Also ich hab ja gute Erfahrungen mit den bioaktiven Hanföltropfen...

Aber das sollten wir vielleicht lieber per CM..., sonst kriegen wir Schimpfe wegen

*offtopic*

*wink*
****62 Frau
2 Beiträge
LIEBER Patrizier,
Ich habe es tatsächlich geschafft zu lesen und vielen Dank, daß ich ein Teil Deiner wundervollen Geschichte sein durfte *kuss*
****06 Frau
6.132 Beiträge
Lieber Patrizier,
ich folge dir lesenderweise schon einige Zeit und hatte auch den einen oder anderen sehr vergnüglichen Bickelmann-Abend.
Wirklich berührt hast du mich hier. Deine liebevollen Momentaufnahmen aus der Platte zeigen, wie gut du dich in andere Menschen hineinversetzen kannst. Du nimmst dich gekonnt zurück und lässt uns eine Zeitspanne mit diesen Alltagshelden verbringen.
So oft werden sie im Trash-TV vor die Kameras gezerrt und die Zuschauer bekommen ihre Vorurteile bestätigt. Eine fragwürdige Art, am Leben anderer Menschen teilzuhaben. Ein Gleichmachen an einer Stelle, an der es nichts gleichzumachen gibt, da die Umstände in einen Plattenbau zu ziehen so unterschiedlich sind, wie die Wohnungen zahlreich.
Du versteckst nicht ihre Eigenarten und Lebensumstände, reißt aber auch niemandem das Gesicht runter.
Danke für diese Geschichten!
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Noch ein Kümmerling

Spätkauf oder Späti (kurz für Spätverkaufsstelle oder Spätverkauf) ist eine vor allem in ostdeutschen Städten wie Berlin, Dresden und Leipzig gebräuchliche Bezeichnung für einen Kiosk, der außerhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten geöffnet ist, häufig auch rund um die Uhr. Die Bezeichnung „Spätverkauf“ wurde in der DDR seit den 1950er Jahren gebraucht, die Bezeichnung „Spätkauf“ in West-Berlin seit den 1980er Jahren, die Kurzform „Späti“ etablierte sich in Berlin nach der deutschen Wiedervereinigung. Der Begriff „Späti“ wurde 2017 in den Duden aufgenommen.

Quelle: Wikipedia

So ein Späti dient aber nicht nur der Versorgung der arbeitenden Bevölkerung, sondern hat darüber hinaus eine wichtige Funktion als soziale Kommunikationszentrale. So ein bisschen muss man sich das vorstellen wie Atze Schröders Kiosk, nur halt nicht im Ruhrpott. Also, kommense mit in Cem´s Späti, am Fuße der „Platte“. Nehmen wir noch nen Kümmerling. Ick will Ihnen wat erzählen.


In Cem´s Späti konnte man zum fortgeschrittenen Abend an wunderlichen Abenteuern teilhaben. Meist wurden sie von denjenigen berichtet, die zu nachtschlafender Zeit noch dringend eine Packung Kippen, ein paar Mollen Bier oder einen Kurzen brauchten. Mancher vertrieb sich mit dem Aufenthalt bei Cem, der stets ein offenes Ohr für seine Gäste hatte und lebenskluge Ratschläge gab, auch einfach die Schlaflosigkeit oder noch schlimmer: die Einsamkeit in seiner Plattenbauwohnung.

Mit Kurt Meier war nach seinem Lottogewinn eine bemerkenswerte Veränderung vorgegangen. Das Offensichtliche: Er pflegte sich wieder. Ein frischer Haarschnitt, saubere Klamotten, gepflegte Fingernägel. Ein gutes Viertel seines Gewinns hatte er in sein Gebiss investiert und strahlte nun mit einem Lächeln, das Louis Armstrong neidisch gemacht hätte. Als gewiefter Taktiker schloss Kurt zunächst eine Zahnersatzversicherung ab. Warum soll ick die Beißerchens selba zahlen, wenn dit och anders geht, dachte er sich. Gut, die Versicherung hatte sich später geweigert, die Kosten zu übernehmen. Wejen Wartezeit, hieß es. Und wejen Selbstbeteiligung, sagten se. Und wejen betrügerische Absicht, meinte der Vertreter.

Der Zahnarzt hatte die Rücknahme der Prothese übrigens rundweg abgelehnt und so musste Kurt wohl oder übel selber blechen, wollte er nicht wieder in die Kundschaft von Carola Kling, der allseits beliebten Obergerichtsvollzieherin, geraten. Gerade jetzt, wo er endlich seine Altschulden aus Handy-Rechnung, Otto-Versand, Beate Uhse, dem Abo bei x-hamster und dem überzogenem Konto losgeworden war. Die kleinen Freuden des Lebens, die er sich noch gönnte, beschränkten sich auf die Premium-Mitgliedschaft bei knattermich.de, ne Packung Kippen pro Tag und gelegentlich ein paar Kümmerling bei Cem.

Das Tollste aber kommt noch: Er hatte wieder Arbeit. Wöchentlich zweimal trug er zu früher Morgenstunde in der Plattenbausiedlung Prospekte aus. Dafür gabs vierhundert Euro schwarz und mit den Hartz4 Bezügen bedeutete das glatt eine Verdoppelung seines monatlichen Einkommens. Da konnte man schon mal auf den Putz hauen.

An diesem denkwürdigen Abend tauchte Kurt schon um halb sieben im Späti auf.
„Wat machstn Du schon hier?“, wunderte sich Cem. „Is doch gar nich Deine Zeit. Und überhaupt, wie siehstn aus?“ Tatsächlich, diese Frage schien berechtigt. Kurt trug einen feinen braunen Anzug, der aber wohl zu einer Zeit beschafft worden war, als das Schwabbelbäuchlein noch in eine Unterbauchhose gepasst hätte. Dazu fand er ein Hemd mit rosa Blockstreifen, Modell 1970 und Knopfkragen, als passend. Das Ensemble wurde durch einen blauschwarzen Schlips mit weißen Tupfen trefflich ergänzt.

„Tja, da staunste, oller Türke, ick wandele sozusagen uff Freiersfüße. Hab ´n Date.“ Er nickte strahlend. Die Verblüffung zeichnete feine Krähenfüsse in Cems faltiges Gesicht und er grinste erfreut.
„Dit is ja mal ne jute Nachricht. Und? Haste Deine Braut hierher bestellt? Wann kommtse denn und vor allem: kenn ick se?“
„Nee, dit gloob ick nich, ick kennse ja selba nich“, druckste Kurt herum.
„Ach? Ein Blind-Date also?“
„Jepp, so könnt mans nennen.“
„Mensch Meier, lass Dir doch ich jeden Wurm einzeln aussa Nase puhlen! Erzähl doch! Is ja echt spannend.“
„Also kennengelernt habe ich sie auf so einer Online-Plattform.“ Kurts Stimme bebte ein wenig und immer wenn er aufgeregt war, sprach er Hochdeutsch. Cem, der in den vielen Jahren als Betreiber des Spätis profundes tiefenpsychologisches Wissen erworben hatte, stellte ohne langes Tamtam zwei Kümmerling auf den Biertisch.
„Geht aufs Haus und nu lass hörn!“

Meier leerte die kleine Flasche auf einen Zug und bat: „Kann ich noch einen?“ Cem fischte kommentarlos ein weiteres Fläschchen aus dem Karton und hielt es seinem Gast hin.
„Also kennengelernt habe ich sie auf so einer Online-Plattform. Da hab ich ein Profil und sie auch. Neulich ha´ick se entdeckt und wir ham ne Weile hin und her geschrieben und da warn wa uns sympathisch und da hatse beschlossen, dass wir uns treffen müssen. Dolles Weib, lange blonde Haare, blaue Augen und ne super Figur, sach ick Dir. Und jebildet und Schotter scheint se ooch zu haben, trägt jedenfalls ganz ordentliche Klunker auf ihre Bilder und aufn paar von die Bilder isse sogar nackisch. Also fast, die wichtijen Teile sieht man nich.“ Er holte tief Luft, pellte das Aluminiumdeckelchen von der Flasche und goss den Inhalt mit zitternder Hand in seinen Schlund.
„Um sieben wolln wer uns treffen, nebenan in der Pizzeria. Als Erkennungszeichen bringt se eine rote Rose mit.“
Er unterbrach seine Erzählung, holte tief Luft und hielt Cem die leere Flasche hin. Der ließ sich nicht lange bitten und meinte:
„Das is nu aba der Letzte. Wennde bei die Dame besoffen aufkreuzt, hastes gleich verschissen.“
„Egal“, widersprach Meier. „Gib mir noch een. Ick jeh nicht hin. Hab die Hosen voll. Schau mir doch ma an. En abjehalfterter Hartzer und so ne dolle Frau. Neenee, ickbleib hier und warte bisse wieder weg is. Dann jeh ick heim. Wenns dem Esel zu wohl wird…“
Cem zuckte die Schultern. „Esel? Da haste den Nagel uffn Kopp jetroffen. Los jetzt, reiß Dir am Riemen und mach Dir uf die Socken.
„Neenee, ick trau mir nich und bleib hier.“ Er griff sich den Karton, der noch etwa zwanzig Fläschchen Magenbitter enthielt, steckte sich eine Zigarette an und guckte bockig.
„Des Menschen Wille ist sein Himmelreich“, philosophierte der Türke und verzog sich hinter seinen Tresen. „Das Schicksal wird schon seine Gründe haben“, murmelte er.

Ein Späti ist um diese Zeit noch nicht so gut besucht und so saß Meier, in sich selbst versunken, eine dreiviertel Stunde und vergnügte sich damit, im Zehnminuten-Rhythmus jeweils einen Kümmerling mit einer Zigarette zu kombinieren. Er vergaß dabei nicht, ständig auf die Uhr zu sehen und murmelte unentwegt. „Du bist so ein Arsch, Kurt. Ein Arsch bist Du. Da haste einmal im Leben eine Chance und wat machse damit? Saufen und rauchen. Du bist so ein Arsch.“

Cem kümmerte sich derweil um die wenigen Kunden und ließ Meier in seinem Unglück allein. Wer Sorgen hat, hat auch Likör, dachte er und das Schicksal wird schon seine Gründe haben.

Kurz nach halb acht wurde mit Schmackes die Tür aufgeworfen und Elvira Rothuth segelte herein. Sie hatte sich mächtig aufgebrezelt und sah direkt betörend aus. In der Hand trug sie eine rote Rose und ihr stattlicher Busen wölbte sich mächtig unter den acht Litern Luft, die sie bereits vor der Tür getankt hatte und nun in einem Schwall loswerden musste.

„Stell Dir vor Cem, hab ich mich mit so einem Arschloch von Kerl nebenan in der Pizzeria verabredet und der Typ lässt mich einfach sitzen. Einfach nicht gekommen, dieser Wichser. Und das mir. Mir! Elvira Rothuth. An jedem Finger könnt ich zehn haben und was mach ich, such mir den einzigen Loser der ganzen Stadt aus um mich mit ihm zu treffen. Hat man so was schon gehört? Die Welt ist doch voller Blödmänner. Erst schmieren sie dir Honig ums Maul, sülzen dich mit liebreichen Worten voll, ach was bist du toll und hoffentlich sehn wir uns bald, ich kanns kaum noch erwarten, du wundervolles Weib, du bist die schönste Frau der Welt und endlich hab ich das gefunden, was ich mein ganzes Leben lang gesucht hab, du meine Liebe, du mein Augenstern…“

An dieser Stelle ging Elvira die Luft aus und Cem nutzte die Unterbrechung, um einzuwerfen:
„Rothütchen, mein Schatz, kann et sein, dass Du geladen bist?“

„Geladen? Geladen?“, brüllte Elvira, die inzwischen erneut tief eingeatmet hatte. „Ich platze gleich und schlag Deinen blöden Späti kurz und klein.“ Den überhöhten Blutdruck konnte man auch deutlich an der Gesichtsfarbe erkennen und Cem bekam ein wenig Angst um seine Auslagen. Vorsichtshalber machte er sich schon einmal vor den Kartons mit Kaugummi und Schokoriegeln breit.
Elvira packte die Rose und begann sie in wildem Zorn auf den Biertisch zu donnern, an dem unseren Kurt inzwischen eine Birne zierte, die aufs Trefflichste mit den rosa Blockstreifen seines Hemdes harmonierte. Dabei flogen ihm die Blütenblätter um die Ohren und er verbarg das schuldbeladene Antlitz hinter dem Ärmel seiner Jacke.

Cem legte väterlich den Arm um die Zornige und sprach ihr begütigend zu.
„Hörmal Meechen, das ist ja furchtbar, was Du da erzählst und der Idiot hat nichts weniger als den Tod verdient. Aba hilft et Dir, wenn Du seinetwejen den Herszklabaster kriegst? Nee. Also weeßte, wir greifen jetzt zu den Tröstungen der Medizin und Onkel Cem macht alles wieder jut.“

Elvira begann heftig zu weinen, lehnte ihren Kopf an Cems Schulter, dessen sauberes Hemd langsam aber sicher ein großer Rotzfleck verunstaltete und heulte, was das Zeug hielt. Meier popelte beklommen ein nicht mehr ganz frisches Papiertaschentuch aus seiner Hosentasche. Cem nahm es mit spitzen Fingern und putzte Elvira die Nase, so, wie man es bei kleinen Kindern macht.

„Komm, Meechen, hier setz dich zu Kurt, das arme Schwein ist auch versetzt worden!“ Rothütchen schluchzte noch ein wenig, erklomm einen der beiden noch freien Hocker und griff sich einen der kleinen, braunen Seelentröster, die einsam als Restanten ihrer Verwendung harrten.

„Kann ich ooch eine?“, schnorrte sie den völlig verdatterten Kurt um eine Zigarette an. Der hatte noch nicht begriffen, dass ihm der listige Cem hier die Chance bot, ohne großen Schaden aus der Nummer wieder herauszukommen. „Na klar!“ Er gab ihr Feuer und sie weinte dampfend noch ein wenig vor sich hin. „Und Du Kurt, hattest auch ein Date?“, fragte sie mit dem Mitgefühl des Leidensgenossen.

„Jjjja“, stotterte der begriffsstutzig. Cem, hinter Elvira stehend, kniff demonstrativ ein Auge zu und wies mit dem Kinn auf die Frau. Das Licht der Erkenntnis wäre in einem Comic sicher mit einer Glühbirne über dem Kopf des Erleuchteten dargestellt worden.
„Jaja, ich bin auch versetzt worden“, begann er lahm.
„Weißte was, Kurt?“ Elvira packte nun der Trotz. „Darauf trinken wir jetzt einen, möge die Schlampe, die Dich versetzt hat, nie mehr Sex haben. Dem Wichser, der mich hat sitzen lassen, wünsche ich einen Dauerständer und so kurze Arme“, sie zeigte mit Daumen und Zeigefinger eine Strecke von zwei Zentimetern, „damit er sich nie mehr einen von der Palme wedeln kann. Prost.“

Bald fanden sich die beiden tief im Gespräch über die Vor- und Nachteile der Online-Partnerbörsen und pichelten im Verlauf der nächsten beiden Stunden eine weitere Kiste Kümmerling. Cem, der gläubige Philosoph, stand lächelnd hinter seiner Theke und murmelte ein- ums andere mal „Allahu akbar!“

Gegen zehn zogen die beiden Gäste, schon ziemlich angeschickert, ab. Kurt ließ großzügig einen Fuffi auf dem Tisch liegen, nickte Cem strahlend zu und führte Elvira am Arm hinaus.

Ich wünsch euch Glück, dachte der. Allah, lass sie ein Paar werden.


Nun könnte ich mich, als allwissender Erzähler, an dieser Stelle zufrieden zurücklehnen und dem geneigten Leser, beziehungsweise dessen schmutziger Fantasie den Rest überlassen. Aber nein, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Also nehmen wir noch den Epilog, vielleicht mit einem Kümmerling?


Nur eine Stunde später taucht Kurt mit glückseligem Grinsen erneut im Späti auf. Er umarmt Cem und bedankt sich überschwänglich. Der Türke lässt ihn gewähren, stellt ihm ein Glas Wasser auf den Tisch und blickt fragend:

„Also?“
„Stell Dir vor Cem, sie hat mir mit zu sich jenommen und jefracht ob ick noch nen Kaffe will. Ha´ick natürlich anjenommen. Sind wa zu ihr in die Wohnung. Sie is gleich im Bad vaschwunden und ick hab inner Küche Kaffe jemacht. Als ick fertich war, lag se im Bette anjezogen uffem Rücken. Ick so: „Elvira, der Kaffe is fertich!“ Und sie so: „Leck mich!“. Dacht ick noch, die jeht aba ran. Ick ihr also die Strumpfhose runtajefummelt, den Schlüppa gleich mit und bin zwischen ihre Beene gejumpt. Hat die jut jerochen. Wahrscheinlich Intimspray. Ick hab jeleckt wie der Teufel, war dit ne Wonne. Sie hat auch schön stille jehalten. Mensch bin ick valiebt und dit vadanke ick allet nur Dir.“

Kurt grinst albern und Cem fühlt sich veranlasst leise zu fragen:
„Und? Was ist dann passiert?“
„Dann isse injeschlafen.“

Cem, der eigentlich Nichtraucher ist, angelte sich eine Zigarette, steckt sie an und murmelt einige unverständliche Sätze auf Türkisch.
********lara Frau
6.455 Beiträge
Oooh @*********zier ! Heute habe ich die Ehre, dir das erste Danke zu schicken!
Ach, ich hatte sie vor Augen, deine Protagonisten. Sie sind so liebenswert und lebensecht.
Vielen Dank für die wunderbare Episode!
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Das ist wieder ein Stück Literatur, wo der Leser verstohlen aus der Ecke mit den Eierkartons kommt und den Schnaps und die Kippen riecht. Ganz großes Kino!
*******illa Frau
856 Beiträge
Einfach wieder herrlich....😄😄🙏
****ne Frau
1.354 Beiträge
Klasse das Ganze.....hab ich gelacht und wieder sehr gerne gelesen! Danke Patrizier!
******una Frau
7.543 Beiträge
Wo ist der Kümmerling? Ich will sofort Kümmerling... *smile*

Wie immer: mitten aus dem Leben *knicks*
******964 Frau
1.234 Beiträge
Sehr sehr amüsant und ... aus dem Leben gegriffen. Ich konnte es mir so gut vorstellen. Hab ja selbst einige Jahre in Berlin gelebt ... die Berliner Schnauze war nicht ganz perfekt ... pffft. Umwerfend komisch. Danke schön. *danke*
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Herrlich @*********zier, *spitze*
*****ree Frau
22.025 Beiträge
*bravo* *hutab* wie immer einfach Klasse
****ha Frau
6.263 Beiträge
*bravo* *zugabe* *danke* *spitze* *top2*
Profilbild
****012 Frau
516 Beiträge
Zu schade, dass ich kein Türkisch kann: Ich wüsste ja zu gern, was Cem gesagt hat! *lol*

Vielen Dank für das Lesevergnügen! *spitze*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****012:
Zu schade, dass ich kein Türkisch kann: Ich wüsste ja zu gern, was Cem gesagt hat! *lol*

Mein Türkisch ist auch recht bescheiden. Unser Freund Kemal allerdings, pflegt immer zu sagen:

„Balık ağa girdikten sonra aklı başına gelir.“

das bedeutet in etwa: Ein Fisch kommt erst zur Vernunft, wenn er ins Netz gegangen ist. Ich mutmaße, so oder ähnlich wird der gute Cem gemurmelt haben. *zwinker*

An dieser Stelle schon einmal vielen Dank für alle bisherigen Kommentare, fürs freundliche Lesen und Klicken.
*****169 Frau
6.194 Beiträge
*spitze* das "Späti" für die Spätzünder, Mensch Meier, @*********zier ... wieder eine Episode aus dem Leben trefflichst in Worte verpackt *hutab*

*bravo*
*******amme Paar
86 Beiträge
Schöne Geschichte. Wieder mal eine Deiner Pretiosen aus dem richtigen Leben. Amüsiert habe ich mich auch, wenngleich -wie so oft- viel Nachdenkliches in Deinen Texten verborgen ist. Vielen Dank.
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Der Chef

Es gibt ja immer mal Leute, die andere für sich arbeiten lassen. Im Prinzip ist das in Ordnung, solange das Geschäft auf Gegenseitigkeit beruht. Also fairer Lohn, für faire Arbeit. In manchen Branchen läuft das anders. Einer verdient, die anderen schuften…

Zum besseren Verständnis dieser Geschichte ist es hilfreich, die Erzählung von „Schmetterling und Kolibri“ gelesen zu haben:

Alternative Fakten oder Oktoberdepression im Hause Meier





Die klebrig-schmuddelige Absteige am Stadtrand roch nach fettigen Pommes-Frites und abgestandenem Rauch. Der Chef hatte den Laden zu seinem Hauptquartier erklärt und seine sechs Sklaven auf die drei gemieteten Zimmer verteilt. Ein weiteres bewohnte er selbst. Das wurde auch täglich gereinigt und aufgeräumt. Die Mitarbeiter bekamen alle drei Wochen frische Handtücher und Bettwäsche und mussten sich ansonsten selber kümmern.

Das tägliche gemeinsame Abendessen, meist gegen neun, trug den Charakter eines Rituals. Nach entsprechender Aufforderung musste der oder die Genannte vortreten und die Scheine abliefern. Als Mindestanforderung verlangte der Chef täglich sechs abzuschließende Zeitungsabonnements. Schließlich hatte man Kosten.

Heute würde es leider anders laufen. Einer der „Angestellten“ hatte sich unter Hinterlassung von Schulden und Personalausweis davon gemacht und solche unerhörte Handlung ließ der Chef in der Regel zunächst an den andern aus. Danach fing er den Flüchtling, oft in aller Gemütsruhe, wieder ein, prügelte ihn im Beisein der anderen durch und statuierte auf diese Art gleich ein abschreckendes Exempel für den Rest seiner Gefolgschaft.

„Euer Kollegenschwein Stefan ist heute Abend nicht zum Treffpunkt erschienen. Ich gebe Euch die einmalige Gelegenheit mir mitzuteilen, wo er sich aufhält. Nun?“ Er blickte mit kalter Miene in die Runde und fand zunächst nur leere, ins Nichts starrende Gesichter. „Ok, Leute, Ihr solltet meine Geduld nicht überstrapazieren. Also, wo ist die Sau?“ Keine Antwort.

„Gut, wie Ihr wollt. Alles auf! In Linie zu einem Glied antreten!“

Der Chef hielt sich auf seine militärische Ausbildung einiges zugute. Immerhin hatte er es beim Barras bis zum Stabsgefreiten gebracht. Die zwei jungen Frauen und drei verbliebenen, spätpubertären Jungen sprangen auf und bildeten die befohlene Reihe.

„Ich warte immer noch auf Antwort. Die Frage war doch verständlich, oder?“ Niemand rührte sich.
„OK, dann auf die harte Tour. Vorweg: das Abendessen sparen wir uns heute, das nächste Frühstück auch. Außerdem wird jeder von Euch morgen zwei Scheine mehr schreiben. Schließlich müssen wir den Verlust kompensieren“, lachte er hämisch. Einer der Jungen stöhnte unwillkürlich.

„Aha. Da hat jemand Einwände.“ Er nahm vor dem Burschen, der ihn angstvoll ansah, Aufstellung.
„Vortreten!“
Schlotternd trat der Bengel einen Schritt vor.
„Nun sag mir offen und ehrlich, mein Junge, was Du von meinen Maßnahmen hältst, Du kannst völlig frei sprechen.“ Während er noch sprach, zog er langsam und voller Genuss ein paar lederne Handschuhe über, straffte jeden einzelnen Finger und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, was als Nächstes folgen würde.
„Iich bin mit den Aanordnungen des Chefs völlig einverstanden“, stotterte der Sklave.
„Und was hast Du dann zu stöhnen?“
„Iiich hab Hunger“, würgte der Befragte heraus. Die schallende Ohrfeige kam ansatzlos und riss den schmalbrüstigen Jungen von den Beinen.
„Aber dagegen können wir doch was tun“, sagte der Chef mit liebenswürdiger Stimme. „Ist es jetzt besser?“ Er half seinem Opfer, dessen Nase blutete, auf.

„Und nun noch einmal die Frage in die Runde: Wo steckt das Arschloch? Letzte Chance!“
Eines der Mädchen hatte wohl begriffen, dass er keine Ruhe geben würde und resignierte.
„In dem Block, in dem wir gestern waren, hat er von einer Frau was zu essen gekriegt. Da war mal jemand gut zu ihm. Vielleicht ist er da wieder hin“, sagte sie trotzig.

Der Chef nahm sie ins Visier und bewegte sich, wie in Zeitlupe, auf sie zu.
„Ach? Da war jemand gut zu ihm? Das hört sich ja fast so an, als ob sonst nie jemand gut zu ihm ist? Ich kann nicht zulassen, dass Ihr Euch bei mir nicht wohlfühlt. Ich tue doch alles dafür, oder? Was ist mit Dir? Fühlst Du Dich vernachlässigt, mein Täubchen?“ Das Mädchen gab keine Antwort.
„Ich werde mich um Dich kümmern, Schatz, versprochen. Noch eine kleine Stärkung für mich und dann erwartest Du mich auf meinem Zimmer. Frisch geduscht. Und Du darfst meinen Rasierer benutzen.“ Er fasste ihr mit einer Hand an die Brust. „Haben wir uns verstanden?“ Sie nickte.
„Ich höre Dich nicht“, flötete er. „Haben wir uns verstanden?"
„Ja, Chef.“
„Schön. Alle anderen in die Betten. Morgen früh, Abfahrt sechs Uhr! Wegtreten!“

Die Mannschaft trollte sich und fast alle waren froh, so leichten Kaufes davon gekommen zu sein. Das Mädchen, dem der Chef noch seine besondere Aufmerksamkeit widmen würde, weinte. Ihre Kollegin legte schützend den Arm um sie und führte sie weg.

„Marlene! Ein Jäger mit Pommes und Salat! Und ein großes Bier!“
„Du Arschloch“, brummte die dicke Wirtin leise. „Hoffentlich legt Dich eines Tages einer um.“

*****

Elviras Kopf brummte wie ein Schwarm Hummeln, als sie mit leicht zusammengekniffenen Augen den Späti betrat.
„Kaffee ist alle!“, krächzte sie mit trockenem Mund. „Haste mal ein Alka Seltzer?“ Cem wunderte sich nicht. Nach dem ereignisreichen Abend konnte man mit so etwas rechnen.
„Na klar hab ich“, murmelte er. „War wohl ne lange Nacht?“
„Keine Ahnung“, antwortete Rothütchen, „ich bin heute Morgen in voller Montur in meinem Bett wach geworden. Nur die Strumpfhose und der Slip fehlten. Muss wohl heut Nacht mal pinkeln gewesen sein, aber auch das weiß ich nicht mehr so genau.“

Cem unterdrückte den heftigen Wunsch, schallend zu lachen. Stattdessen meinte er:
„Hattest ja auch ganz ordentlich geladen, mein Schatz, der gute Kurt wird wohl noch pennen.“
„Bestimmt.“ Elvira wurde plötzlich einsilbig und der diplomatische Cem, der sich sein Teil dachte, bohrte nicht weiter nach. Er stellte ein Glas Wasser auf den Biertisch, ließ eine Sprudeltablette hineinfallen und deponierte das Paket Kaffee gleich daneben.

„Vierneunundneunzig für den Kaffee, die Pille geht aufs Haus.“
„Ach gib mir noch ne Tasse zum Wachwerden, Cem. Bis der jetzt zu Hause durchgelaufen ist…“

Ein weiterer Kunde betrat den Laden. Man sah auf den ersten Blick, dass der drahtige Mann im gepflegten Anzug nicht vom Kiez stammte.

„Ah, wunderbar, hier riechts nach Kaffee. Genau das, was ich jetzt brauche. Ich bin mir schon die Füße wund gelaufen heute. Guten Morgen zusammen“, grüßte er freundlich.

Cem mochte solche Typen nicht. Mit professioneller Distanz goss er einen weiteren Becher voll und stellte ihn auf die Theke. Der Fremde griff sich das heiße Getränk und nahm ungefragt bei Elvira Platz. Die schien durchaus angetan von dem gutaussehenden Burschen. Mitte vierzig, volles Haar, gute Figur, eigentlich genau ihr Beuteschema.

„Oh, verzeihen sie gnädige Frau, ich bin unhöflich. Darf ich?“, er sprang wieder auf, verbeugte sich knapp vor Elvira und lächelte gewinnend.
„Aber selbstverständlich“, flötete die zurück und sorgte sich gleichzeitig um ihr Make-up, das noch vom Vorabend stammte. Shit, dachte sie, wenn ich das gewusst hätte…
Sie nahmen beide schweigend einen Schluck Kaffee. Der Fremde lächelte Elvira schüchtern an. Ach ist der süß, fand sie. Das war ein ganz anderes Kaliber als Kurt Meier. Sie beschloss auf der Stelle ein wenig mit dem Typen zu flirten. So würde sie schon sehen, was dabei herauskam.

„Was hatten Sie denn schon so schwieriges zu erledigen?“, lächelte sie ihn an.
„Wie meinen Sie?“, antwortete er, scheinbar etwas irritiert.
„Na, wegen der wundgelaufenen Füße?“
„Ach so. Ja. Ich bin auf der Suche nach meinem Sohn.“
„Wohnt der hier in der Gegend?“
„Eigentlich nicht, aber er soll hier gesehen worden sein. Er hatte einen Unfall und ist möglicherweise verletzt. Ich mache mir große Sorgen um ihn.“

Mist, der Arsch ist verheiratet. Dacht ichs mir doch. Elvira beschloss noch ein wenig auf den Busch zu klopfen.
„Ohje, da macht sich Ihre Frau bestimmt auch nen Kopp.“
„Nein, nein die Mutter des Jungen ist bei der Geburt gestorben“, erklärte er mit traurigem Gesicht. „Seitdem hat er nur noch mich.“
„Ach herrje, wie traurig. Wie alt ist denn Ihr Sohn und wie sieht er aus? Vielleicht ist er hier ja schon wem begegnet."
„Alle die ich bisher gefragt hab, wussten leider nichts. Er ist neunzehn, hoch aufgeschossen schlank, dunkelblond, noch ´n paar Pickel und er soll eine Verletzung im Gesicht oder am Kopf gehabt haben.“
Stimmlage und Gesichtsausdruck verrieten deutlich die Sorge eines liebenden Vaters um sein verlorenes Kind.
„Das ist ja toll. Nein, natürlich nicht toll, aber ich glaube ich kann ihnen helfen: So einer ist mir übern Weg gelaufen.“
„Wenn das wahr wäre. Wo, wo? Sagen Sie, schnell, damit ich losrennen und ihn holen kann!“, die aufkeimende Hoffnung ließ die Züge des Mannes leuchten. „Bitte Fräulein… Sagen Sie mir: wo haben sie ihn gesehen?

Elvira ließ sich nicht lange bitten und erklärte ihm haarklein, wo er den Gesuchten finden könne, nämlich in ihrem Plattenbau, genau in der Wohnung über ihr. Da sei in den letzten Tagen ein verschüchterter Junge aufgetaucht.

Der Chef strahlte Elvira an: „Gnädiges Fräulein, sie retten mir das Leben. Würden sie hier auf mich warten? Ich bin in einer Viertelstunde zurück. Damit ich mich gehörig bei Ihnen bedanken kann“, fügte er charmant hinzu.

Elviras Begeisterung kannte keine Grenzen. Natürlich würde sie warten. Sie hatte auch schon ein paar Ideen, wie dieser Dank aussehen könnte. Und die Viertelstunde konnte sie nutzen, um sich auf Cems Toilette etwas zu restaurieren. Schließlich wollte frau ja einen ordentlichen Eindruck machen.

Derweil war der Mann aufgesprungen, hatte überschwänglich Elviras Hand geküsst und mit den Worten „Bis gleich!“ den Späti verlassen.

*****

Eine gute halbe Stunde später betrat Kurt Meier schwungvoll und mit einem Schwall frischer Luft das Etablissement.
Dich kann ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen, dachte die etwas zappelige Elvira, die nach einigen Renovierungsarbeiten an ihrem Make-up unruhig auf ihrem Barhocker saß.
„Moin Kurt“, brummte sie missmutig. „Was machstn Du schon hier?“
„Kaffe!“, befahl der lakonisch und Cem griff nach der Kanne und einem frischen Becher.
„Stellt Euch vor! Gerade ham se een vahaftet. Son Typ in Anzuch, wahrscheinlich Jeheimpolizei, hat son dünnen Kerl abjeführt. So richtich mit Arm aufem Rücken und so. Hat im Jesicht jeblutet. Sicher son Stricher oder Rauschgiftdealer. Find ick ja richtich, dit die Bullerei die gleich aussem Verkehr zieht. Schade dit Ulrike nich dabei war. Is ja schließlich auch ihr Kiez.“

Elvira sah auf die Uhr. Na gut dachte sie. Die Wiedersehensfreude wird ihn übermannt haben. Ne halbe Stunde geb ich ihm noch. Und ansonsten, weiß er ja, wo ich wohne.
********lara Frau
6.455 Beiträge
Uiih! Das geht Richtung Thriller! Ich bin sehr gespannt auf die folgenden Verquickungen!
******ens Frau
1.137 Beiträge
einfach mal schweigen *schweig* wäre besser gewesen
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Du kannst wirklich alles schreiben, lieber @*********zier. *top*
Nun also auch Krimi. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht. *ungeduldig*
******una Frau
7.543 Beiträge
Vor allem hat es den schönen Charakter der mittlerweile gut Bekannte Protagonisten...

Deswegen lese ich so gerne Krimireihen *smile*
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