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Alternative Fakten oder Oktoberdepression im Hause Meier

*****ree Frau
22.083 Beiträge
*bravo* *hutab*
Ich hoffe nicht, dass die senile Bettflucht an der tollen Story Schuld war, wenn doch hoffe ich noch auf viele schlaflose möchte deinerseits.

Klasse geschrieben und *ja* ich liebe auch Krimis *top*, toll was du alles kannst!
*******illa Frau
858 Beiträge
Ich bin süchtig..... wann kommt die Fortsetzung? 🤪🤪🤪🤪
*******n69 Mann
6.894 Beiträge
@*********zier

Mal wieder einsame Spitze. Ich verneige mich *bravo* . Peter
Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
761 Beiträge
Wieder top erzählt und spannend und lebensnah ist es auch. *top* *top* *top*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.063 Beiträge
Es wird keinen Krimi geben. Das möchte ich nicht, auch wenn mir klar geworden ist, dass Du das auch schreiben kannst *zwinker*
Der Typ im Anzug trägt nagelneue Lackschuhe, deren Schuhfläche poliert wurde. Während er den Jüngling im Griff hat, ihm fies ins Gesicht lacht, übersieht er den Hundehaufen, rutscht aus, denkt im Fallen laut "Meine neuen Schuhe werden dreckig! Muss die Kleine von heute Nacht sie eben sauber machen", und fällt auf die kleine Kante, die den geteerten Weg in der Platte vom vertrockneten Rasen trennt. Blut rinnt ihm aus den Ohren. Exitus. Karma hat es gerichtet.
In seinem nächsten, bescheidenen und anstrengendem Leben, konnte er es kaum glauben, dass sich sein letzter Moment im vergangenem Leben mit Hundescheisse beschäftigte.
Denkt es laut und schiebt den dicken, großen Stein erneut den Berg hoch.

Ja, solch eine ähnliche Idee würde mir als Fortsetzung gefallen *g* Ein Happy End.
Wie alle anderen erwarten wir sehnsüchtig die Fortsetzung, wie immer sie ausfällt.
Auch vor dieser Geschichte neige ich ehrfürchtig mein Haupt. Inhaltlich und sprachlich top!
Profilbild
****012 Frau
517 Beiträge
Also, ich persönlich habe nicht das Geringste gegen eine Krimi-Fortsetzung, ganz im Gelegenteil! Wobei ich die Hundescheiße-Idee von @*********_Arte auch grandios finde. *lol* Aber ich bin sicher, Dir wird etwas komplett anderes einfallen, womit niemand von uns rechnet. Und darauf freue ich mich jetzt schon!
*****169 Frau
6.194 Beiträge
Zitat von *********zier:
Schade dit Ulrike nich dabei war. Is ja schließlich auch ihr Kiez.“
Menno ... nicht nur was dem Kleenen nun blüht *augenzu* ... denn genau, wo war sie denn, die Mme Ulrike? *gruebel*
Und wieso kommt man so einfach in die Wohnung einer Kriminalerin wie in eine von jedermann? *holmes*

Fragen über Fragen @*********zier, die du uns sicherlich in einer der kommenden, nicht minder tief berührenden Episoden beantworten wirst ...
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.063 Beiträge
Der Junge hat für Ulrike die Kehrwoche gemacht, da diese an dem Tag eine Doppelschicht leisten musste und lief dem Anzugträger dadurch in die Arme?
*****ree Frau
22.083 Beiträge
Den Späti gibbet in Ludwigshafen jetzt auch *g*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Nachgeschmack: Bitter
Nicht jede Geschichte, liebe Leser, hat ein Happyend. Schon gar nicht im richtigen Leben, wo die Suche nach einem guten, glücklichen Ausgang häufig von finsteren Kräften vereitelt wird. Der folgende Text vervollständigt die vorausgegangenen Erzählungen Schmetterling und Kolibri und Der Chef
Es war nicht mein Bestreben, einen Krimi zu schreiben. Ich erzähle lediglich Geschichten. Sicher, die sind fiktiv. Aber sie könnten sich so zugetragen haben. Lesen Sie nur die Zeitung. Leider ist die Grafik, auch beim Vergrößern, nicht besonders gut zu erkennen. Darum hänge ich den Inhalt der Zeitungsmeldung unten noch einmal im Klartext an



Eig. Ber. Wie die Polizei gestern Nachmittag in einer Pressekonferenz mitteilte, wurde am frühen Morgen in Hermsdorf eine Drückerkolonne ausgehoben. Dabei sei der Chef der Gruppe, der sich der vorläufigen Festnahme widersetzte, von einer Beamtin durch einen Schuss in den Unterleib schwer verletzt worden.
Dem Vernehmen nach hatte die Wirtin der Pension, in der sich die Gruppe eingemietet hatte, die Polizei verständigt, nachdem der Chef der Kolonne offenbar einen seiner Drücker schwer misshandelt hatte. Der junge Mann wurde blutüberströmt in seinem Zimmer aufgefunden und war bereits tot. Vermutlich ist er an den Folgen der Schläge gestorben. Genaueres wird die Obduktion zeigen.
Der Festgenommene wurde ins zentrale Haftkrankenhaus Plötzensee überstellt.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen schwerer Nötigung in Tateinheit mit Totschlag und Vergewaltigung.
Die Mitglieder der Kolonne, drei junge Männer zwischen neunzehn und einundzwanzig Jahren, sowie zwei Frauen, davon eine noch nicht volljährig, wurden in psychologische Behandlung genommen.



„Verdammt!“, brüllte Ulrike und schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett des Streifenwagens ein. „Verdammt! Verdammt! Verdammt!“
„Wenn Du den Airbag auslöst, wirst Du ein paar hübsche blaue Augen kriegen, mein Schatz.“ Ihr Streifenpartner und Freund Willi, Polizeihauptmeister, wie sie, sprach begütigend auf sie ein. „Nun hör auf Dir Vorwürfe zu machen. Es ist, wie es ist und der Junge wird durch Deine Selbstzweifel nicht wieder lebendig.“
„Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen“, schluchzte Ulrike.
Willi nickte. Er wusste, wann es besser war, die Klappe zu halten. Die nächste Ampel zeigte rot und Willi hielt an.
„Ich hätte das Arschloch in den Kopf schießen sollen, statt in die Eier“, flüsterte sie.
„Immerhin wird er keine Frauen mehr vergewaltigen, selbst wenn er wieder rauskommt“, meinte Willi trocken.

„Da vorne ist mein Tattoo-Studio, Willi. Hältst Du kurz an und wartest auf mich? Ich will nur schnell einen Termin machen.“
„Noch´n Schmetterling, Uli?", fragte er mitfühlend.
Ulrike nickte.

*****

Cem überflog die Titelseiten, wie jeden Morgen, wenn er die Tageszeitungen einsortierte. Er las kurz die Meldung, schüttelte den Kopf und murmelte: „Armet Schwein. Die Leute sollten Ihre Zeitungen nur noch im Laden kaufen. Dann käme so was nicht mehr vor.“

Er wandte sich wieder seinem Kaffee-Automaten zu und riss eine frische Tüte Bohnen auf. „Wär auch besser für meinen Umsatz.“

*****

Rothütchen saß im Bademantel über ihrem Kaffee und brütete. ‚Schade, dass der Kerl sich nicht mehr gemeldet hat, dachte sie. War ja ´n schnieker Typ. Der hätte mir gefallen.’ Und unter seiner sanften Freundlichkeit hatte er so was Animalisches, etwas, das ihre Fantasie befeuerte und ein warmes Gefühl in ihrem Unterbauch erzeugte.
„Mensch Elvira“, murmelte sie, „du brauchst mal wieder ´n Fick. Ob der Typ noch mal vorbeikommt? Versprochen hat er es ja. Und wenn er kommt: den reiß ick mir untern Nagel.“
Sie kramte den grauen Stoffsack mit ihren Spielzeugen hervor, packte ihren Favoriten aus und legte sich nochmal aufs Bett.
******una Frau
7.588 Beiträge
*heul*
********lara Frau
6.515 Beiträge
Man schaut jedem nur vor die Stirn...
Traurige Lösung mit Realitätsbezug, denn die besten Geschichten schreibt das Leben.
Danke @*********zier !
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
741 Beiträge
Zitat von *********zier:

Er wandte sich wieder seinem Kaffee-Automaten zu und riss eine frische Tüte Bohnen auf. „Wär auch besser für meinen Umsatz.“

Der Humor darf nicht fehlen beim Patrizier. Wir mögen Cem. Danke für diesen Lichtblick. Und das Beste ist, es gibt ihn wirklich. Er heißt aber Ali, betreibt einen Laden in Hamburg Ottensen und hat natürlich einen schweren Hamburger Akzent.
*******amme Paar
86 Beiträge
Ach @*********zier, es ist nicht immer leicht, Deine Geschichten zu mögen, schon gar nicht in dieser schönen Welt des Scheins. Rosamunde Pilcher, Katie FForde und viele andere Vertreter der sogenannten Trivialliteratur (das meine ich durchaus nicht abwertend), lebten ganz gut von und mit dem Happy End.

Deine kafkaesk anmutenden Erzählungen dagegen verweigern uns hin und wieder das glückliche Ende. Das macht sie nicht zum Kassenschlager, denn die traurigen und böse ausgehenden Finale schreibt ja bereits das Leben in Hülle und Fülle. Die mag man nicht lesen.

Dennoch bin ich immer wieder begeistert, wie Du die Gier Deiner Leser, deren Hoffnung und Sehnsucht nach einem glücklichen Ende Deiner Storys ins Leere laufen lässt und uns die brutalen Realitäten der faktischen Welt präsentierst. Es sollte Dich darob nicht wundern, wenn Dir der eine oder andere Fan von der Fahne geht, weil es ihm die Sprache verschlagen hat.

Der mehrfach geäußerte Wunsch nach einem Krimi hat sich für mich auf dramatische Weise erfüllt:

Ulrike, die Polizistin, die sich aus tiefer Trauer einen zweiten Schmetterling stechen lässt, Cem, der Späti-Besitzer, der en passant die Zeitung liest und an seinen Umsatz denkt, und Elvira Rothuth, die Dame, die immer noch an die Wiederkehr des attraktiven, vermeintlichen Gutmenschen glaubt, dabei nicht realisiert, dass sie selbst die Pflöcke auf dem Weg zum Ausgang der Handlungen eingerammt hat und die dabei prophylaktisch schon einmal zur Spielzeugtasche greift, um sich ihrer Lust zu widmen, sind geniale Kunstgriffe, die den Schlussstrich unter die traurige Geschichte setzen.

Erstklassiger, wenn auch nicht leicht zu verdauender, Lesestoff. Chapeau.
*******illa Frau
858 Beiträge
Das macht betroffen.
*****169 Frau
6.194 Beiträge
Lieber @*********zier, was soll ich sagen ? *nixweiss*
Ich mag deine Geschichten, die den kühlen Berichten der Zeitung soviel Leben einhauchen, dass wir innehalten,
sie nicht achtlos als Randnotiz hinnehmen,
sondern fasziniert-betroffen dem nächsten Teil entgegenfiebern *ungeduldig*

Wenn man ehrlich ist *huebschmach* steckt in jedem von uns ausnahmslos und situationsabhängig ein wenig von all deinen so trefflich scharf gezeichneten Charakteren aus der Platte ...

*hutab*
********rlin Frau
4.012 Beiträge
Nach an die 25 Jahren als Sachbearbeiterin in einem Berliner Sozialamt kenne ich sie alle, deine Protagonisten. Sie sind extrem real und es gibt genau sie zu Tausenden in jedem Bezirk der Stadt.
Ich könnte dem noch die HIV-positive Drogenabhängige hinzufügen, die Mitte der 80er vermutlich einige Freier und Spritzenbrüder und Schwestern mit angesteckt hat. Und den arbeitslosen Kellner, der mit 47 seinen nächsten Termin nicht mehr wahrnahm, es nicht mehr konnte, und als ich dann den Antrag des Bestattungsunternehmens auf dem Tisch hatte, wußte ich auch, dass er nie wieder einen Termin bei mir brauchen würde. Oder den früh stark gealterten Mann, dessen hellgraue Hose beim Rausgehen so dunkel geworden war und der dann auf meine erstaunte Nachfrage nur peinlich berührt auf die Pfütze auf und unter dem Besucherstuhl zurücksah und sich dann schnell verkrümelte und mich mit der Bescherung zurückließ....

Meine erste "Stelle" im Sozialamt hatte ich bereits während des Studiums. Ich war 19 und mit nichts auf das vorbereitet, was mich dort erwartete.

Das was du beschreibst, ist das was jenseits der Hochglanzwelt tagtäglich passiert. Und du tust das extrem aufmerksam und sehr liebevoll !

Danke, für dich und deine wunderbaren Geschichten in meinem Leben @*********zier
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Ein paar warme Dankesworte
Ich nutze Deinen - mich sehr bewegenden - Kommentar, liebe @******BLN, mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich bei all jenen zu bedanken, welche die "Geschichten aus der Platte" nun schon seit zweieinhalb Jahren verfolgen und die Figuren und deren Erlebnisse begleiten, mitleben, mitleiden, mitlachen. Als der erste Beitrag im Oktober 2018 erschien, konnte ich nicht ahnen, welch eine Entwicklung die Ursprungsgeschichte einmal nehmen würde und das sie sich zur Serie entwickeln könnte.
Inzwischen ist in meinem Leben viel geschehen und die Zeiten waren nicht immer hell und strahlend.

Natürlich, verehrte @*******amme, hast Du recht. Was ich hier gelegentlich einstelle, sind Erzählungen, die meist meiner gerade herrschenden Stimmungslage entsprechen. Manche Dinge bewegen mich, arbeiten dann eine Weile in mir und wollen schließlich ans Tageslicht. Nun lebe ich zwar in wirtschaftlich geordneten Verhältnissen, wie man so sagt, was aber noch lange kein sorgenfreies Dasein bedeutet. So sind die Protagonisten immer ein wenig in der Wolle gefärbt.
Deine klugen Anmerkungen vermitteln das Essenzielle und wie Du treffend kommentierst: Ich schreibe Nischenliteratur und die dürfen und sollen die lesen, die daran Freude haben. Kommerzielle Absichten verfolge ich damit nicht.

@*********ieven, ohne Humor wäre das Leben kaum zu ertragen. Geht es uns nicht allen so? Auch wenn es noch so düster ist, findet sich irgendwo wenigstens ein Lächeln. *g*

Du findest, @*****169, in meinen Charakteren stecke immer auch ein wenig von uns allen? Da bin ich sehr bei Dir und freue mich, dass Du als Leserin der ersten Stunde immer noch dabei bist und die charakterlichen Untiefen der handelnden Personen aushalten kannst. *g*

Der Thread hat inzwischen weit über zweihundert Beiträge und ich kann an dieser Stelle unmöglich auf alle eingehen und noch viel weniger jede(n) Einzelne(n) namentlich erwähnen. Darum hier und heute:

Ihr Lieben,
danke für die Begleitung in dieser langen Zeit. Für die unzähligen Komplimente, die Kommentare, die persönlichen Mails, die Anmerkungen, die emotionalen Reaktionen, die (unerfüllten) Wünsche und... und... und...
Das macht mich unendlich stolz und ist mir Ansporn weiterzumachen.

Mit einer Verbeugung vor Euch allen
und den herzlichsten Grüßen aus der Pfalz

Euer
Patrizier
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.063 Beiträge
Ich Danke Dir für diese schönen Geschichten!
*****ree Frau
22.083 Beiträge
Ich *anbet* mich vor dir und deinen tollen Storys und dass wir alle daran teilhaben dürfen. Auch wenn es nicht immer alles hell und freundlich ist, bereichern deine Geschichten doch mein Leben und ich freue mich immer auf die nächste Fortsetzung. Egal ob hier auf der Platte oder bei Bickelmanns *freu* und *danke*
Profilbild
****012 Frau
517 Beiträge
Lieber Patrizier,

ich freue mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass Du eine neue Geschichte gepostet hast! Manchmal lässt sie mich mit einem Kloß im Hals zurück, viel häufiger mit Lachtränen in den Augen. Und oft auch einfach mit einem Lächeln. Und egal, in welche Richtung es geht: Ich weiß immer, dass sich das Lesen lohnt!

Nach weiter so, bitte!
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Sperrmüll
Zitat von *******amme:
Ach @*********zier, es ist nicht immer leicht, Deine Geschichten zu mögen, schon gar nicht in dieser schönen Welt des Scheins...

...Deine kafkaesk anmutenden Erzählungen dagegen verweigern uns hin und wieder das glückliche Ende. Das macht sie nicht zum Kassenschlager, denn die traurigen und böse ausgehenden Finale schreibt ja bereits das Leben in Hülle und Fülle. Die mag man nicht lesen.

Das schrieb mir vor einiger Zeit eine gute, alte Freundin als Kommentar, etwas weiter oben, unter einen der letzten Texte. Ja, sage ich, Du hast recht. Es läuft im Leben nicht immer alles so, dass es für jedermanns Glück reicht.

Das Schicksal sucht seine eigenen Wege. Die wiederum zwingen oft freundliche, gar liebevolle oder auch bösartige Begleiter an der Weggabelung zurückzubleiben, während man selbst von Mächten, denen man nicht gebietet, unerbittlich nach vorne gezogen wird.

Was bleibt ist Bedauern, Trauer über Verlorenes, Bitterkeit, bereute Fehler und der Blick nach vorne. Aber auch Erinnerungen, - gute, wie böse -, denn die gehen, im Unterschied zu uns Menschen, jeden Weg mit. Bis zum Ende. Vielleicht, sagt der Philosoph in mir, sind sie Deine treuesten Freunde.



Sperrmüll

Hubert starrte mit tränenschweren Augen aus dem Fenster. Der Müllberg vor der Tür wurde zunehmend kleiner. Stück für Stück verschwanden liebgewordene Gegenstände im Schlund des großen Müllautos. Die Luft der Wohnung, in der er den Großteil seines Lebens verbracht hatte, fühlte sich kalt und klamm an. Einen letzten Rundgang noch. Gleich würde der Hausverwalter zur Schlüsselübergabe kommen und dann sollte ihn sein Sohn abholen und ins Heim bringen

Hier, in der Ecke hatte der Baum immer gestanden, von Huberts Frau Christel liebevoll geschmückt. Sein kleiner Bub quiekte fröhlich im Kerzenlicht, freute sich über die Geschenke und der Plattenspieler nudelte „Oh Du fröhliche“. Ivan Rebroffs tiefe Bassstimme klang noch in seinem Ohr.

Er wanderte durch die Räume. Ein Blick in die Küche. Heike fiel ihm ein, seine langjährige Untermieterin, die nach Christels Tod und dem Auszug seines Sohnes für eine Weile das Leben mit ihm geteilt hatte. Der Sommer, als er für sie Marmelade gekocht hatte. Er roch förmlich den Duft der frischen Erdbeeren, der sich mit Heikes Parfum mischte. Vor seinem inneren Auge stand sie wieder da, angelehnt an den Türrahmen in ihrem enganliegenden Sekretärinnenkostüm, mit den Pumps und den hauchfeinen Strapsstrümpfen unter dem engen Rock, während sie das Aroma seiner Marmelade mit leicht geblähten Nasenflügeln einsog. Hubert lächelte.

Weiter schwirrten die Erinnerungen: ein qualmender Backofen, davor seine Frau Christel händeringend, mit Tränen der Verzweiflung in den Augen. Den schwarz verkohlten Truthahn konnte nicht einmal das allmächtige Zentralkomitee der SED mehr retten. Was hatte sie für Klimmzüge unternommen, um den Festtagsbraten bei einem Brandenburger Bauern zu ergattern.

Mit tapsigen, schweren Schritten führte ihn sein Rundgang zum winzigen Kinderzimmer. Sein halbwüchsiger Sohn, der bockig eine Strafarbeit für die Schule schreiben sollte und diese löbliche Tätigkeit mit kräftigen Flüchen untermalte. Weiter, ins Bad, wo die Leine noch über der Sitzbadewanne hing, an der Heike die frisch gewaschenen Strümpfe aufhing. Er konnte das knisternde Garn fast unter seinen Fingern spüren.

Die letzte Station des Rundgangs, das Schlafzimmer. Er fürchtete sich ein wenig vor den Bildern, die sich Bahn brachen und lehnte sich an die Wand. Wenn er nur nicht so schwach auf den Beinen wäre. Ein innerer Zwang veranlasste ihn, die Augen zu schließen und den Widerstand aufzugeben. Er saß wieder am Bett, hielt ihre Hand und lauschte den rasselnden Atemzügen, die von Minute zu Minute schwerer wurden. Christel hatte ihn angefleht, sie zu Hause, in ihrer gewohnten Umgebung sterben zu lassen. Er war diesem Wunsch nachgekommen, aber das dabei erlittene Trauma ließ ihn lange Zeit nicht los. Tränen und Nase liefen, aber Hubert achtete nicht darauf. Der brennende Schmerz in seiner Brust raubte ihm die Kraft und er sackte in seiner Ecke zusammen.


„Eddi mach hinne!“, brüllte einer der beiden Müllmänner. „Wir haben noch genug zu tun!“
„Komm ja schon“, maulte der Andere und warf noch einen Blick auf den Holzrahmen mit dem Familienfoto, bevor er ihn achtlos in die Mulde des Müllfrachters fallen ließ.
„Fertig!“

Aus dem lautstark dudelnden Autoradio, fast übertönt vom brummelnden Dieselmotor klang:


*********ynter Frau
9.823 Beiträge
Sehr berührend und feinfühlig geschrieben, lieber @*********zier.
Wer schon mal ein Leben ausräumen musste, versteht.

Und mich persönlich stört es nicht, dass deine wunderbaren Geschichten nicht immer ein Happyend finden. Und im Grunde ist es ein versöhnliches Ende für den Protagonisten.
*******OfMe Frau
2.647 Beiträge
Oh... so schön! und so traurig.
Ich hab nicht verstanden, was daran versöhnlich ist. Ok, wenn das am Ende ein Herzinfarkt ist, dann ist das zwar grauenhaft weil es doch eine Weile dauert bis man stirbt aber zumindest ein Happy End, indem daß er seine Frau wieder findet und nicht einsam, enteignet und aller Schätze (Fotos und so) beraubt in ein Heim abgeschoben wird, grad in diesen Zeiten der pure Horror, aber sonst eh auch. *heul*
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