*******a125:
Es sind immer mehr Menschen, die sich nichts mehr wünschen, als anzukommen, bei einem Menschen, der sie liebt. Lieben und geliebt zu werden ist die größte Sehnsucht. Und genau das ist nicht mehr einfach zu finden in einer Zeit, in der traditionelle Beziehungsmodelle nicht mehr funktionieren.
dem stimme ich zu. Ich kenne zwar keine aktuelle Studie zu dem Thema, Gespräche aus meinem Umfeld zeigen mit aber das Gleiche. Allerdings hat die Sehnsucht nicht etwas mit den dann ausgeführten Sexpraktiken zu tun, sondern scheint mir eher, in Zeiten der quasi unerschöpflichen Möglichkeiten zur Partnerwahl, die Suche nach Beständigkeit. Ob das traditionelle Beziehungsmodell, mit 18 Heiraten und dann auf Teufel komm raus zusammenzubleiben, besser war, wage ich zu bezweifeln. Dennoch unterstellst du subtil, dass BDSMler oder Fetisch praktizierende Menschen nicht lieben würden.
Diese Sehnsucht wurde eine Zeit lang kompensiert mit dem Fokus auf 'Praktiken', höher, schneller, härter, weiter, mehr, mehr, mehr....ich will mehr! Das ist Quantität vor Qualität. Das ist Konsum. Eine Frau + ein Mann....ist doch langweilig. Es muss mindestens FFM, MMF, MMMMMF sein.......mehr, mehr, da geht noch mehr. Am besten jedes Wochenende swingen. Abwechslung muss sein.
Das ist hier im Joy durchaus verbreitet, gemessen an den hunderten Profilen, die ich schon gelesen habe, aber weniger als 50% zutreffend. Das macht dann <1mio der Deutschen (wenn man von 2mio JC Mitgliedern ausgeht und dass die meisten sexuell variantenreicheren Leute hier auch unterwegs sind). Dann sprechen wir von ~0,1% der deutschen Bevölkerung. Das ist dann etwas wenig um auf Allgemeingültigkeit zu pochen.
Und wieso sollte denn Abwechslung nicht sein? Jeden Tag Missionar rauf und runter ist genauso langweilig wie jeden Tag auf die gleiche Art und Weise den Hintern versohlt zu bekommen.
Und das zeigt sich ja auch in deinem Beispiel:
Ich habe privat Freunde, die viele Jahre nur noch in der BDSM Szene zuhause waren und z.T. extreme Fetische gelebt haben. Sie sind müde, erschöpft und ausgelaugt. Wie sagte mir ein Freund, ich liebe meine Frau, ich wünsche mir nichts mehr, mit ihr wieder 'normalen' liebevollen Sex zu haben, es macht mich unendlich traurig, das das nicht mehr geht - er hat sich auf einen bestimmten Fetisch konditioniert und kann ohne diesen nicht mehr - ich habe das ganze Zeug so satt und fühle einen unendlichen Verlust.
Der Fehler ist nicht der Fetisch, wobei Extreme eben immer mit Vorsicht zu genießen sind. Der Fehler ist, wenn man sich selbst nur noch auf eine Sache konditioniert. Jedem BDSMler (ich zähle mich übrigens nicht zu der Gruppe) nun zu unterstellen, dass er nur noch das kann und nicht einfühlsam, liebend und Sehnsuchtserfüllend, ist dann schon weit aus dem Fenster gelehnt.
Le Sybarite