********chaf:
Autismus ist ja eh keine Krankheit. Es ist lediglich eine Diagnose für ein Anderssein, das sich in bestimmten Mustern dann widerspiegelt. Das aber ist so individuell, dass man ohnehin nur noch von einem "Autismus-Spektrum" spricht. Das bedeutet, es gibt einen bunten Regenbogen voller Farben, und es gibt genug Autisten, dass jeder eine eigene Farbe darstellt, mit eigenen Zwängen, Eigenheiten und Verhaltensmustern.
Bei aller Sympathie für deine Public Relations - Arbeit für Autismus, aber irgendwann hat das alles vereinfachende Verallgemeinern auch ein Ende, da es Menschen mit dieser Erkrankung oder Störung (disorder!?) nicht mehr gerecht wird und sie als nur "irgendwie anders normal" darstellt - was die tatsächlichen Schwierigkeiten klein redet.
Autismus bezeichnet nur oberflächlich ein Anders-Sein, dem aber massive Entwicklungsstörungen (neue Erkenntnisse haben fehlende und oder doppelt vorhanden Chromosomen als Ursache nachgewiesen) zugrunde liegen mit den entsprechenden, z. B., psychosozialen Folgen und entsprechenden Ausformungen mit fließenden Übergängen von leichten bis schweren Beeinträchtigungen (nur deshalb wird von Autismus-Spektrum gesprochen, innerhalb dessen es sehr wohl viele übereinstimmenden Merkmale gibt, die von vielen Autisten geteilt werden, die aber eine einzelne Klassifizierung in Untergruppen ungleich schwer macht - oder um in deinem Bild zu bleiben: vielen teilen die Farbe rot z. B., aber die einen sind hellrot, die anderen dunkelrot und wieder andere sind rosarot).
Auch um eine adäquate Medikation zu ermöglichen, werden Merkmalsgruppen zusammengefasst und in leichte oder starke Ausprägungen unterschieden.
Auch um einen passenden Beruf zu finden, sind Merkmalszusammenfassungen sowie Unterscheidungen hilfreich.
Auch um passenden Therapieformen zu finden (was kann gelernt, was kann kopiert, was kann echomatisiert, was kann konditioniert werden und von wem?), sind Unterscheidung und Zusammenfassen der einzelnen Symptome unerlässlich.
Und noch etwas, das wir nicht vergessen sollten: Die sich hier zu Wort melden, weil sie es können, sind (mich eingeschlossen) - trotz aller Beeinträchtigungen und Schwierigkeiten und Widrigkeiten - zum Glück - solche Autisten, die die Erkrankung nicht total sozial lahm legt, sondern solche, die wenigstens gelernt haben im Lauf der Jahre, ihr Handicap zu kompensieren.
Und noch ein Wort zu diesem "Kompensieren", weil so viel von dem anstrengenden Umgang mit Autisten lamentiert wird: Die Anpassung an eine in allem rätselhafte Umwelt (von Kleidung, pünktlich sein, sich nicht verirren, Haare schneiden lassen usw.) bis hin jede Äußerung zu hinterfragen, wie sie wohl gemeint war und ob man sie richtig verstanden hat, das jede eigene Wort im sozialen Umgang auf die Goldwaage zu legen und überlegen, wie man wohl selbst verstanden wird und ob die eigenen Worte eindeutig und der jeweiligen Situation angepasst sind - ja, das ist anstrengend ... und das wünsche ich keinem, denn einfach so einfach zu leben, automatisch, ohne viel Überlegen müssen - ist etwas anderes.