Es gibt ja das Gelassenheitsgebet. Da ist die Rede davon, dass man den Mut haben sollte zu ändern, was man ändern kann, die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann und die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
Punkt Nummer drei ist der schwierigste Punkt von allen
Ein "ich bin halt so" unterscheidet
nicht. Das macht es sich zu einfach.
Ein "das und das kann ich nicht ändern, weil ..." ist hilfreich. Für beide Seiten.
Hilfreich ist dann aber auch, zu erkennen, was man ändern kann, wo man sich entgegenkommen kann. Ist eine Kunst, an der nicht nur Autisten gerne mal scheitern
Warum Menschen als "behindert" eingestuft werden? Weil es der Umwelt und (!) ihnen selbst hilft, besser miteinander auszukommen. Denn wenn man weiß, worin die Behinderung besteht, kann man lernen, mit ihr umzugehen.
Bei Behinderungen, die nicht sichtbar sind, ist es am schwierigsten. Für beide Seiten.
Darum lohnt es sich für Autisten auch, selbst herauszufinden: Was ist bei mir anders? Was kann ich nicht, was andere können? Was kann ich dafür vielleicht besser (die berühmten "Inselbegabungen")? Worin bin ich gut, worin nicht?
Ich bin dann grundsätzlich der Meinung dass,
egal um welche Einschränkung es geht, man sich dann das Umfeld, beruflich wie privat, suchen sollte, in dem diese Einschränkung eine kleine oder gar keine Rolle spielt.
Rollstuhlfahrer werden beispielsweise einen Beruf in einer sitzenden Tätigkeit besser ausüben können als z.B. als Lagerarbeiter.
Es sei denn, derjenige ist im Büro vollkommen untalentiert, als Lagerarbeiter umso talentierter, dann lassen sich hier auch Lösungen finden, aber derjenige muss dann eben auch wissen, dass der Weg steiniger sein wird, einen Arbeitgeber zu finden.
Wo sind Autisten gut? Hm ... das Klischee sagt: Als Programmierer (wenig Kontakt mit Menschen
), Banker, Statistiker, Buchhalter, sprich: Überall, wo Logik eine große Rolle spielt.
Finde ich persönlich zu einfach gegriffen.
Denn nur, weil die Kommunikation mit Nicht-Autisten komplizierter ist, muss man noch lange nicht Menschen meiden.
Sondern lediglich jene finden, die besser zu einem passen als andere.
Ich kann beispielsweise gut verstehen, warum sich Autisten im Lager oft ziemlich wohl fühlen, obwohl es dort viel Kontakt mit Kollegen gibt. Weil -Achtung, auch hier Klischee! *- dort häufig jene arbeiten, die direkt frei Schnauze sind und die Menschen so nehmen, wie sie sind. Können sie anpacken, sind sie pünktlich und fleißig, dann ist es wurscht, wie komisch drauf sie sind: Sie leisten gute Arbeit, wie man immer so schön sagt
ehrliche Arbeit, und so klappt es dann auch mit der Kommunikation. Meistens.
Im privaten Bereich läuft es letztlich ähnlich: Suche nicht andere Autisten (denn außer Autismus hast du möglicherweise nichts mit ihm/ihr gemeinsam), such dir Menschen. Jene, in dessen Gegenwart du dich wohl fühlst.
Und, da hat seeleverschenkt schon recht: Gehe nicht mit einer negativen Haltung heran ("ihr versteht mich ja eh nicht"), sondern mit einer positiven ("ich bin neugierig auf euch").
Das ergibt häufig erstaunlich gute Begegnungen.
• Klischees sind erstaunlich häufig sogar wahr. ;)