Er will beim Swingen viel mehr als ich
Vorweg: Mein Freund ist an sich ein toller lieber Mann. Wir wohnen noch nicht zusammen und führen eine reine Wochenendbeziehung, aber in der Zeit, die wir zusammen verbringen, bin ich glücklich . Also zumindest in der Zeit, die wir außerhalb von Clubs verbringen ...Wir kennen uns seit gut drei Jahren, und genauso lange besuchen wir auch schon Swingerclubs. Anfangs manchmal mehrmals pro Monat, später aber auch mal monatelang gar nicht.
Anfangs war die Sache für uns beide neu und spannend, und wir haben vorrangig viel miteinander gemacht . Nach und nach stellte sich leider heraus, dass wir sehr unterschiedliche Wünsche und Erwartungen an einen gelungenen Swinger-Abend haben.
Für mich steht meine Beziehung immer im Vordergrund. Sex mit anderen ist ein erotischer Sidekick, und die betreffenden Personen sind nette Bekannte, nicht mehr und nicht weniger. Ich freue mich, wenn ich attraktive und interessante Menschen wieder treffe, aber es darf gerne ein halbes Jahr dazwischen liegen.
Aufmerksamkeit von anderen Männern interessiert mich weit weniger als die meines Freundes. Wenn ich für ihn im Mittelpunkt stehe, und die Aktivitäten am Abend darauf hinauslaufen, dass er wahnsinnig scharf auf mich wird, bin ich glücklich.
Vor allem, da wir mangels gemeinsamer Wohnung kein gemeinsames Leben haben, in das wir zurückkehren können, finde ich es wichtig, eine gewisse Distanz zu Swingerkontakten zu wahren, und nicht etwa mehr Sex mit anderen als miteinander zu haben.
Er dagegen wünscht sich im Club Freunde fürs Leben zu finden und würde am liebsten jedes Wochenende einen besuchen. Gerne hätte er private Paardates, und fände es auch toll, Kontakte über die Bettkante hinaus auszuweiten. Also dass man z.B. auch mal zusammen auf den Weihnachtsmarkt geht, oder dass er mal jemandem etwas im Haus reparieren geht.
Im Club Sex in getrennten Räumen würde ihn Reizen, und auch dass man sich mal allein im Club trifft, fände er ok.
Eine Grenze würde er theoretisch bei Einzeldates in privater Umgebung ziehen--aber da frage ich mich doch, ob er diese Grenze aufrecht erhalten würde, wenn die anderen Schritte vollzogen wären, denn das scheint mir ein allzu schmaler Grat.
Die großartigsten Clubabende waren für ihn jene, nach denen ich Trennungsgedanken hatte...Nämlich wenn er von Anfang bis Ende mit einer (oder mehreren) anderen Frauen zugange war und praktisch keinerlei Interesse an mir gezeigt hat.
Er beteuert zwar, sich an Grenzen halten zu wollen, und dass alles besser sei als gar keine Clubbesuche, aber letztendlich ist ihm alles nicht genug. Selbst wenn wir aufs Ganze gehen, andere Paare kennenlernen und viel Spaß haben, macht er hinterher ein langes Gesicht, weil ich eine Anfrage nach einem Privatdate ausschlage, oder ein Paar nicht gleich in der übernächsten Woche wieder treffen will.
Kürzlich hat er gesagt, er habe nunmal das Glück, häufig Steak essen zu können, hätte aber auch ab und zu Lust auf Schnitzel...Das ist wohl das zweifehafteste Kompliment, was ich je bekommen habe Es ist ein grässliches Gefühl, von seinem Partner mit anderen verglichen zu werden, denn letzendlich bin auch ich in diesem Bild nur "Fickfleisch"!
Oder ist es eine zu romantische Vorstellung, für einen Mann einfach "die eine" zu sein?
Im Club hat er starke Tendenzen, sein eigenes Ding zu machen. Zwar geht er nicht heimlich mit anderen in die Spielzimmer, aber er verschwindet auffallend häufig und lange "zum Klo" und lernt dann unterwegs Leute kennen, oder er muss öfter plötzlich unbedingt zu irgendeinem Lied tanzen gehen, während ich gerade am Buffet sitze. Sobald ich mich mit irgendwem gut unterhalte, nutzt er die Gelegegenheit, um irgendwas anders zu machen.
Ich bin da wesentlich anhänglicher, und würde mir wünschen, dass wir so wie andere Paare einfach zusammen bleiben. Ich habe mich schon gefragt, ob ich das zu eng sehe, aber tatsächlich werde ich auch von anderen häufig irritiert gefragt, wo denn mein Freund sei.
Mittlerweile habe ich schon gar keine Lust mehr aufs Swingen. Wenn wir in einen Club gehen, bin ich nur noch die eifersüchtige Ziege, die ihn einschränkt. Das fördert in der Situation natürlich auch nicht gerade seine Lust auf mich...
Wenn es nach mir ginge, würden wir das Swingen sein lassen. Wäre zwar irgendwie schade, weil ich da auch schon schönes erlebt habe, aber in Bezug auf unsere Beziehung hat es mir schon so viel Kummer bereitet, dass ich es einfach leid bin .
Für ihn ist es aber ein riesengroßer Wunsch zu Swingen. Er will dazugehören. Freunde finden. Und er will maximale Nähe zu anderen Frauen erleben. Ich finde ihn ein wenig maßlos, denn er hat in mir (kann ich wohl behaupten) eine Freundin, die für ihn sehr attraktiv, liebevoll und fürsorglich, und sexuell überdurchschnittlich aufgeschlossen ist, und er will MEHR MEHR MEHR.
Angesichts dessen frage ich mich immer wieder, ob wir irgendwie auf einen Nenner kommen können, oder ob es vernünftig wäre, sich angesichts dieser Differenzen zu trennen, bevor es in einem ganz unschönen Drama endet .