********lack:
Das der Vorschlag von ihr kam monogam zu leben, wundert mich auch, besonders wenn da schon jemand war. Da würde ich mich auch fragen, wieso. Hat sie Dich vielleicht so ein geschätzt als ob Du darauf Wert legst?
Überhaupt nicht. Wir haben am Anfang lange darüber geredet, ob wir mit Monogamie klarkommen, ob Menschen ein Leben lang zusammenbleiben können und ähnliche Themen. Dabei habe ich das Loblied auf die freie Liebe gesungen, aber ihr auch gesagt, daß ich alles respektieren will, was wir ausmachen.
Ich bin selbst kein Kind von Traurigkeit und habe unsere Abmachung zwar nicht gebrochen, aber doch durchaus dem einen oder anderen Belastungstest unterzogen. Ich frage mich, ob ich nur Glück hatte, daß keine Versuchung so nah an mir vorbeizog, daß ich ihr hätte nachgeben können? Insofern könnte man mir doch wieder Heuchelei vorwerfen, einerseits, wenn ich fremdgehen kritisiere, obwohl ich selbst eher in Richtung offene Beziehung oder so argumentiere, und andererseits, weil ich absolute Ehrlichkeit bei unserer grundlegenden Abmachung verlange, aber selbst den Kopf schon aus dem fahrenden Zug gestreckt habe und nur mit Glück nicht von einem gerade vorbeihuschenden Mast herausgezogen wurde.
********lack:
Sonst sehe ich da irgendwie keine Erklärung, das sie das mit dem Anderen nicht beendet hat und sogar Eure Beziehung aufs Spiel gesetzt hat. Das Ende kam ja von ihm, nicht von ihr...
Die Erklärung, die ich gekriegt habe, ist ziemlich lahm: Er kam halt immer wieder auf sie zu und sie konnte ihn irgendwie nie zurückweisen, fühlte sich danach aber immer blöd, hat aber trotzdem den Absprung nicht von selbst geschafft. Das klingt wirklich wie aus einem schlechten Film, aber gerade deshalb einigermaßen plausibel. Als Ausrede taugt das nicht; da würde ich mir etwas viel besseres ausdenken.
Was mich noch viel mehr zwickt, ist das bescheuerte Was-wäre-wenn. Was wäre, wenn er das nicht beendet hätte? Würde sie dann auch in jüngster Zeit noch mit ihm weitergevögelt haben? Hätte ich das mitgekriegt, wäre unsere Beziehung zerbrochen, glaube ich, denn das hätte ich nicht ertragen. Aber die Frage habe ich ihr noch gar nicht gestellt, fällt mir auf. Muß ich mal machen. Die Antwort wird spannend.
***_2:
Kannst Du ihr erzählen, wie es Dir geht? Liebe findet viele Wege. Schade finde ich, dass sie Dein quälendes Bedürfnis nicht ernst zu nehmen scheint. Wenn es Dir gelingt, sie zum Zuhören zu bewegen, mit dem Herzen, dann könntet Ihr einen Weg finden.
Klar kann ich ihr das alles erzählen. Habe ich auch schon. Aber sie kann ja auch nicht bewußt beschließen, "So, jetzt habe ich Bock auf Sex", wenn sie in Wirklichkeit keine Lust hat. Sie nimmt meine Gefühle auf jeden Fall ernst, schon allein, weil sie sich auf unser Zusammenleben auswirken, aber auch generell, weil sie ja auch möchte, daß wir beide uns wohlfühlen.
****i_1:
Wie ging es eigentlich weiter, nachdem es rauskam?
Mein Beileid an den Herrn TE, nicht ganz ohne die Neuigkeit.
Sowie es herauskam, habe ich sie damit konfrontiert, wir haben alles stehen- und liegenlassen und uns für eine halbe Stunde getroffen und geredet (lies: geheult). Mir war schon immer klar, daß ich sie liebe und sie will und auch diese Geschichte hat nichts daran geändert. Es ist nur etwas Schmerz hinzugekommen. Ihr ist durch den Schreck auch klargeworden, daß sie mich will und nichts anderes.
Seitdem gehts mit mir emotional manchmal ziemlich auf und ab, aber das wird mit der Zeit besser.
Paradoxerweise (oder eigentlich folgerichtig) ist unsere Beziehung inniger und besser geworden. Das ändert nichts daran, daß ich manchmal üble Gedanken habe. Das läuft eher parallel.
Wir unternehmen viele schöne Sachen zusammen, erfreuen uns aneinander, und durch Katharsis nach dem Auffliegen scheint jetzt ein Knoten geplatzt zu sein und wir können uns freimütig unsere Liebe offenbaren, wo das vorher irgendwie manchmal holprig war. Ich glaube, das lag vielleicht daran, daß sie anfangs eher zurückhaltend ist in Beziehungs- und Gefühlsdingen. Sie hat auch schon wirklich viel Grütze mit bekloppten Typen erlebt, insofern verstehe ich das. Aber jetzt, wo es ihr drohte, daß sie mich über die Fremdgehgeschichte verliert, hat sie diese Zurückhaltung endlich abgelegt und ist auch "all-in". Klar, war sie vorher auch schon, aber da war immer eine gewisse Reserviertheit, die jetzt weg ist.
Im Rückblick kann ich also sagen, daß das Auffliegen eine gute Sache war. Nicht nur, weil ich die Wahrheit wissen will, sondern weil es langfristig positive Auswirkungen hatte. Vielleicht überwindet Liebe ja doch alle Schranken.
*******ub74:
Wenn Dein Herz ohnehin schon angeschlagen wurde, dann kannst Du auch weiter kämpfen bis es entweder komplett zerrissen wird, oder aber den größten Preis gewinnt.
Ganz genau! Wirklich lange mußte ich nicht überlegen, ob ich jetzt Schluß mache oder es weiter mit ihr versuche. In meinem Inneren war mir ganz klar: Ich will diese Frau! Ende. Also kämpfe ich. Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Natürlich ist mir klar, daß es keine Garantien gibt und niemand die Zukunft kennt. Wenn sie einmal fremdgegangen ist, und dann noch auf eine Art und Weise, daß sie einem Mann einfach nicht genug Widerstand geleistet hat, wie soll ich denn glauben, daß das nie wieder vorkommt? Aber sie hat gesagt, der Drops ist gelutscht, und ich glaube es. Weil ich ansonsten gehen müßte. Alles andere wäre langweiliges Wischiwaschi.
*******ub74:
Und wenn ein Herz sowieso schon angegriffen ist, weil die Traumfrau einen geschmeidigen Fußtritt in selbiges getan hat... dann macht aufgeben keinen Sinn. Dann bricht es ja eh gleich.
Dann kann man ebenso riskieren, es im Kampf brechen zu lassen.
QFT!
*******ub74:
Das macht es für den anderen Part nicht leichter, entschuldigt nichts, aber vielleicht gibt es Hoffnung auf das "danach".
Wenn beide angekommen sind.
Ich weiß nicht, ob wir schon angekommen sind. Entschuldigen kann ich auch nichts, aber ich kann verzeihen, und das habe ich getan. Ich kriege trotzdem manchmal noch Anfälle, wenn ich an die Geschichte denke, aber das ist normal und geht mit der Zeit weg.
Ich sehe optimistisch in die Zukunft und fühle mich im Moment, als ob ich den Jackpot gezogen hätte. Ich kann es nicht schlüssig begründen, aber ich habe das Gefühl, sie ist diejenige welche, für die sich all diese Strapazen und Gefühlsaufwallungen lohnen. Vor zwei Monaten hätte ich das vielleicht noch nicht gesagt, aber jetzt gibt es nur noch den Weg nach vorn.
Ich bin glücklich mit ihr; sie ist glücklich mit mir. Ich kann mir wesentlich Schlimmeres vorstellen.