Reizüberflutung...
Vor ein paar Jahren hab ich für ein Jahr die Pausetaste gedrückt: Kein Internet. Keine Zeitungen. Und Fernsehen hab ich eh schon vor Ewigkeiten abgeschafft. In diesem Jahr konzentrierte ich mich auf ausgewählte Bücher. Doch insgesamt konsumierte ich sehr wenig. Vielmehr war ich selbst kreativ tätig.
Mit Radio habe ich dann herum experimentiert.
Dabei stach ein Radiosender positiv hervor. Er brachte über den Tag verteilt viele Berichte von Menschen, die gerade was in der Stadt tun. Ob nun das Projekt einer Künstlergemeinschaft, die Veranstaltung eines philosophischen Vereins... etc.pp. Bei vielen dieser Projekte waren Gäste erwünscht. Zuschauer und/ oder Mitmacher. Und abgesehen von den Nachrichten aus aller Welt, ging es selten um Probleme sondern oft um Lösungen. Schade nur, dass diese Stadt etwas weiter weg war. Sonst hätt ich wohl häufiger spontan vorbei geschaut.
Ich habe in dieser Zeit Tagebuch geführt und Mal einen Tag diesen und einen anderen Tag jenen Radiosender gehört. Dabei stellte ich fest:
• Meine Stimmung am Abend ist wesentlich besser, wenn ich den Tag über mit Lösungsansätzen beschallt wurde anstelle von Problemen.
• Selbst dann, wenn mir die Musikauswahl bei den Problemsendern besser gefiel.
• Sogar "gar nichts hören" war besser als all die Probleme.
• Obendrein hatte der lösungsorientertem Journalismus auf mich den Effekt, dass ich selbst mehr Lust und Energie hatte etwas zu machen. Und dann habe ich auch mehr gemacht.
Hier ein wikilink
https://de.wikipedia.org/wik … ngsorientierter_Journalismus
In Deutschland ist lösungsorientierter Journalismus leider noch nicht allzu weit verbreitet. Doch ab und an findet man was.
Nun zum Thema Mitgefühl im 1:1
Ich bin viel wählerischer geworden. Ebenso wählerisch wie bei der Auswahl der Medien. Ich grenze mich besser ab.
Einerseits bin ich gegenüber Familie und Freunden offener, kann wieder mehr mitschwingen/ mitfühlen. Selbsthilfegruppen finde ich auch super und bin ein riesen Fan der Kultur der Hilfe zur Selbsthilfe. Und auch wenn meine aktive Zeit in diesem Bereich vorbei ist: Bei Menschen, die das drauf haben, bin ich auch sofort wieder voll dabei. Und grundsätzlich gehe ich wieder viel offener auf Menschen zu. Im Gegenzug mache ich aber auch rascher dicht, wenn ich merke, dass mein Gegenüber sich nur bei mir auskotzen mag, doch selbst Null Bereitschaft/ Aktivität/ Ideen zeigt, etwas an seinem Leid zu ändern. Ich diene nicht als Stabilisator für anderer Menschen Leid!
Einer der Knackpunkte ist:
In unserer Gesellschaft herrscht ein riesen Mangel an der Kultur der Hilfe zur Selbsthilfe.
Und da werden einige erfinderisch, wie sie denn andere manipulieren könnten, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie brauchen.
Vielen ach so "Hilfsbereiten" geht's nur darum, ihre eigenen Stärken und Lösungswege gut zu verkaufen. Und das tun sie, indem sie versuchen andere in die schwache Position zu drücken. Besserwisserei & Klein-Machen anstatt einen anderen Menschen den Rücken zu stärken, Mut zuzusprechen und zu unterstützen.
Was mich bei dieser Klein-Macher-Masche am meisten ankotzt:
Das vorgeschobene Mitgefühl!
Hier übers Joy hatte ich einige Dates mit solchen "Hilfsbereiten". CM und Telefonat waren noch völlig normal. Doch beim Date Fehlanzeige. Gleichgültig welches Thema ich ansprach, popelte er nach vermeintlichen Leid. Typ: "ich will Deine starkte Schulter zum ausheulen sein". Das blockte ich mehrfach ab.
• Warum sollte ich auch in Gegenwart eines Fremden Probleme wälzen?
• Wozu hab ich Freunde, Familie & Co?
• Was hat Ausheulen-Dürfen mit Dating zu tun?
• Wie soll beim Erörtern von Schwierigkeiten im Leben denn gute Stimmung aufkommen?
Beim Date will ich das Leben genießen und meine Schockoladenseiten ausleben!
Letztendlich war es mit diesen "Hilfsbereiten" immer dasselbe Muster:
Nach einigen Fehlversuchen mit seiner Klein-Macher-Masche wendete sich das Blatt. Dann mutierte er zum Jammerlappen und erzählte mir von all seinem Seelenleid. Das Ende vom Lied war dann, dass ich den Mann in Punkto Psychotherapieformen, Therapeutensuche und Selbsthilfegruppen beraten habe. Denn da gehört das hin. Aber doch nicht in den Kontaktaufbau mit Menschen, die man kaum kennt!
Wer derart die Hucke voll Probleme hat, dass er beim Date keinerlei Lebensfreude und Begeisterung für irgendetwas aufbringen kann, dem kann ich nicht helfen. Dann kann ich nur noch mir selbst helfen.
Also ich mach die Schotten dicht.
Spätestens nach der Beratung in Punkto Anlaufstellen.
Bis dahin geht mein Mitgefühl aber keinen Schritt weiter.
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