Ich denke, es ist unstrittig, dass sich unsere Gesellschaft in den letzten 40 Jahren stark gewandelt hat. Frauen sind unabhängiger, freier geworden - vielleicht auch ein Stück "männlicher", wenn man das so sagen kann; Männer hingegen beteiligen sich auch an der Hausarbeit, schieben Kinderwägen, wechseln Windeln - sind vielleicht ein Stück weiblicher geworden. Und ich glaube schon, dass das auch zu einer Veränderung unserer Sexualität geführt hat. Ich denke sogar, eher im positiven Sinne.
Recht offensichtlich sollte aber doch sein, dass wir alle die sexuelle Freiheit (der Frau) genießen, die unsere Eltern und Großeltern noch nicht hatten (gut, es gab schon immer Menschen, die sich diese Freiheit einfach genommen haben). Wie viele Menschen wünschen sich den wirklich die gesellschaftlichen Verhältnisse und moralischen Zwänge der 50er Jahre zurück? Insofern haben Frauen wie Männer von der Emanzipation profitiert. Und die Tatsache, dass die meisten Frauen heute eine einkommensrelevanten Beschäftigung nachgehen - oft ähnlich verdienen, wie ihre Männer - kommt doch auch allen zu Gute.
Dennoch - und das wird ja auch in anderen Threads dieses Forums (zumindest in diversen Gruppen) diskutiert - hat es den Anschein, dass Männer wieder "männlicher" werden (um mal bewusst den Ausdruck "Macho" zu vermeiden). Das ist ja bereits äußerlich zu erkennen: Während sie so ab den 1980er Jahren immer "glatter", "weiblicher" wurden - sich am Ende sogar die Beine rasierten - sind die Modetrends der letzten 15 Jahre insbesondere die Renaissance des Vollbarts und martialische Tattoos. Und in den Großstädten sieht man immer mehr junge Männer, die das Brusthaar wieder sprießen lassen. Wenn sie keinen Erfolg bei Frauen damit hätten, würden sie das nicht tun!
Ich finde es ein wenig kurzsichtig, wenn hier versucht wird, (einigen) Männern einzureden, sie (allein) hätten ein Problem, mit ihrem Selbstbild und ihrem Selbstbewusstsein. In der Tat, habe auch ich den Eindruck, dass Frauen verstärkt auf den "männlichen" Typ im Bett abfahren und Männer sich entsprechend geben. So ist das nun mal, wenn Angebot und Nachfrage zusammentreffen.
Einige Frauen haben doch schon geschrieben: "Ja, wir leben gleichberechtigt und im Bett, möchte ich von meinem Mann genommen werden und sehen darin keinen Widerspruch." Das ist doch eine eindeutige Antwort auf die Eingangsfrage! Und wenn es so ist, dann passt es doch auch! Ich denke, hiermit können sich die meisten Männer und die meisten Frauen anfreunden und dann ganz lässig darüber diskutieren, warum das so ist.
Hier hingegen in einem Thread den wiedererstarkten "Machismo" zu kritisieren, im nächsten Thread vom feurigen Latinolover zu schwärmen und dann so zu tun, als ob es diese Veränderungen in den sexuellen Präferenzen gar nicht gäbe, oder zu unterstellen, nur Männer wären davon betroffen, ist nicht nur ein Widerspruch, sondern eine Verleugnung des gesellschaftlichen Status Quo, die eine Analyse dessen bereits im Keim erstickt.