Um mal ein wenig Öl ins Feuer zu gießen, ein paar Zitate aus dem Emanzen-Reißer "Das letzte Zipfelchen der Macht" von Marianne Weissberg:
Die kleinen Vermessenen oder Big Is Beautiful!
Männer sind wie schlechte Theatervorstellungen. Sie machen uns etwas vor, dann müssen wir wieder nach Hause gehen und alles toll finden, was wir gehört und gesehen haben. Bei unseren Inszenierungen kritteln sie hingegen nonstop hinein und sind Meister in harter Kritik. Sein Lieblingsstück heißt seit Urzeiten: "Es ist egal, wie lang er ist." Unsere allerneueste Antwort darauf - ein glatter Verriss.
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Undiskutiert ist also seit Ewigkeiten schon das Banner des Mannes, obwohl sich in unserer Gesellschaft symbolisch ja alles um ihn dreht. Am meisten an diesem Bollwerk weltweiter Schweigepflicht interessiert sind wohl die Schwanzträger, die nichts vorzuweisen haben. Sie stricken fleißig weiter an der längsten Lüge aller Zeiten, die man uns Frauen frech zwischen die Beine steckt: "Es kommt nicht darauf an, wie groß er ist", lautet sie, "sondern, was ein Mann damit tut." Wenn Frau so erfahren ist, dass sie sich darauf an die Stirne tippt, retten sich Mini-Pimmel-Träger zu Lüge Nummer zwei und geben zu bedenken: "Und man weiß ja, dass gerade kleine Penisse umso stärker erigieren."
Alles Quatsch. Und gerade das Letztere absolut unlogisch (was umso peinlicher ist, weil sich die Männerwelt seit jeher als alleiniger Besitzer der Logik rühmt). Denn welcher Heimwerker würde nicht verächtlich lächeln, wenn seine Gattin in ein großes Bohrloch einen zu kleinen Dübel schrauben würde. "Spinnst du", würde er schreien, "da kannst du lange rumwerken, der ragt ja ins Leere." Keinesfalls würde er tröstend sagen: "Der wächst dann im Loch schon noch." Doch er steckt, falls kleinbestückt, seinen Pimmel trotzdem mit allergrößtem Selbstvertrauen in die Frau, und sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als ihn abzuweisen. Schlimmer noch, manche Frauen spenden großmütig lügnerischen Trost und rühmen nicht vorhandene Größe. "Welche Frau getraut sich denn, seine Dimensionen ehrlich zu diskutieren?", weiß dazu eine Emanzipierte beschämt.
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Wenn also die Männerwelt zu feige ist, ihrer Männlichkeit unerschrocken ins Auge zu blicken, müssen wir Frauen es ihnen besorgen. Wir schauen nämlich fürs Leben gerne genau hin. Wir sind, wie die amerikanische Sex-Forscherin Nancy Friday, Autorin von "Befreiung zur Lust, Frauen und ihre sexuellen Phantasien", freudig konstatierte, nicht nur Freundinnen eines knackigen Männerarsches, sondern auch eifrige Hosenladen-Guckerinnen. Unzählige von ihr für obigen, neuen Report befragte Frauen schwelgten in seitenlangen Phantasien von steinharten, prallen Prachtpimmeln, die sich ihnen aus berstenden Hosenladen entgegenreckten. Keine wollte es mit einem niedlichen Schniedelwutz treiben.
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Doch nicht nur Forscherinnen wie Nancy Friday (...) wissen genau, was sich Frauen wünschen, auch Frauen hier zu Lande - das durfte ich bei meiner Umfrage feststellen - sind unglaublich poetisch, handfest, witzig, neugierig, was die Präferenzen in punkto Penis betreffen. Alle, von der Studentin Mitte 20 bis zur vielbeschäftigten Hausfrau und Mutter um die 40, gaben mir freudig Auskunft, betreffend "Wunschpenis". So, als hätten sie unfreiwillig ein Geheimnis bewahren müssen, das sie nun endlich loswerden konnten:
"So dick wie eine gute Banane, lang und gut anschwellend, am liebsten über 20 Zentimeter, man kann mit einem solchen Schwanz einfach besser bumsen", schwelgt Brigitte. Monique lobt: "Helle, beschnittene und große Schwänze. Die mit einer guten Aura finde ich schön." Irene wünscht sich ihren Wunschschwanz: "Groß, lang, schön dick, muss zwischen Daumen und Mittelfinger passen, aber so, dass es nicht ganz zusammengeht." Doris liebt es so: "Nicht riesig, aber mit Tendenz groß." Karin schwärmt von einem Penis, "der groß und schlank, also kein Pflock ist. Er muss geschmeidig, gerade und stolz in die Welt schauen wie eine schillernde Lanze." Anne wünscht sich einen "keinesfalls krummen, am liebsten einen prallen und langen Schwanz, sodass ich etwas zwischen den Fingern habe, denn wenn er dünn und mickrig ist, kann ich nicht richtig zupacken." Pascale weiß, dass sie "einen Größeren besser spürt, was für mich lustvoller ist".
Keine, die sich nicht prustend an ihren größten Penis-Flop erinnerte. Monique: "Er murmelte was von anatomischer Diskrepanz zwischen uns. Tatsache war, dass ich seinen Schwanz zwischen den Hoden gar nicht fand." Oder Irene: "Er war schlaffe vier Zentimeter lang, und als er stand, gleich klein." Damit wäre auch die zweite Penis-Lüge - "klein, aber umso ausbaufähiger - beantwortet.
Doch verlieren wir die Penis-Lüge Nummer Eins, dieses "Hauptsache ist doch, was wir mit ihm tun", nicht aus den Augen und lassen dazu Vera ausführen: "Wenn du mal einen Liebhaber mit einem wunderschön großen Penis gehabt hast, vergisst du ihn nie, auch wenn nachher andere kommen, die vielleicht sogar zärtlicher sind als er. Jetzt weißt du einfach, was ein Penis sein kann." Alle Frauen, mit denen ich mich über "Qualität statt Quantität" unterhielt, konnten sich an irgendeinen Mann erinnern, den sie zwar im Bett und auch sonst geschätzt hätten, aber eben... Tanja sagt's knallhart: "Meine Beziehung scheiterte an diesem Fakt, und mir ist klar, dass für eine Dauerbeziehung ein Mann mit kleinem Penis nicht ausreicht. Da würde ich fremdgehen."
So erfrischend ich solchen Klartext finde - Frau Weissberg begeht den Kardinalfehler nahezu aller Emanzen: Nämlich zu glauben, für alle Geschlechtsgenossinnen sprechen zu können.