Ich bin gegangen.
Unsere Kinder (zwei schon außer Haus, eins noch in der Schule) hielten zu meinem Ex-Mann.
Es war ein Hin-und-her-gerissen-sein.
Einerseits fiel ein großer Druck ab und ich hatte das Gefühl, endlich zu LEBEN und nicht nur zu FUNKTIONIEREN. Endlich nicht nur immer das tun, was Andere erwarten, sondern das, was ICH brauche.
Andererseits war es Verzweiflung und tiefste Trauer. Denn: ich hattte die Kinder mehr oder weniger alleine groß gezogen...und "die Lorbeeren" kassierte nun mein Ex-Mann. Ich hatte all die harten und sehr zeitintensiven Jahre mit ihnen, mein Ex hatte es dann gut, da sie bereits groß waren. Es dauerte sehr lange, bis die Kinder und ich wieder zueinander fanden. Und das tat extrem weh! Das war sehr sehr schlimm.
Schlimm war auch der jahrelange Rosenkrieg um die Finanzen, all die Vorwürfe, die auf mich einlassroten, dass ich all mein Anfangsvermögen an meinen Ex verlor und dass wir nicht vernünftig in Ruhe miteinander reden konnten. Stattdessen war es ein ständiges Explodieren von beiden Seiten.
Einerseits also Befreiung, andererseits Wut, Trauer, Schmerz.
Die Trennung war bei mir nach 25 Jahren Zusammenleben.
Heute, 7 Jahre später, ist das Verhältnis zu den (längst erwachsenen) Kindern gut. Nicht perfekt, nicht sehr gut, aber gut.
Und mein Ex? Er benimmt sich mir gegenüber immer noch unfair, was mich zwar ärgert, aber das wird sich nicht ändern.
Ich habe seit ca vier Jahren eine offene Beziehung. Wir werden weder zusammen ziehen noch heiraten. Wir sind beide "gebrannte Kinder". Eine gescheiterte Ehe reicht. Den "Fehler" machen wir beide kein zweites Mal.
Wir leben knapp 50 km auseinander, sehen uns mehrmals pro Woche, wir sind auch immer wieder für ein paar Tage beim Anderen, reisen ab und zu gemeinsam... Aber ich sage oft: ich bin nicht mehr bereit für eine feste Beziehung. Oder auch nicht (mehr) beziehungsfähig.
Und: das Eheversprechen, mit den guten und schlechten Tagen, bis der Tod uns scheidet... das machte mir auch lange zu schaffen. Ich sage ja: hin und her gerissen.
Ich kann nur sagen: es war sehr schwer und schlimm. Aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.