ich kenne das auch
Sehr schönes Thema, ein Thema, das mich selbst eigentlich jeden Tag beschäftigt... finde es gut, dass es nicht nur mir so geht. Zu meiner Geschichte:
Mit meinem (Ex)Mann war ich 11 Jahre zusammen und auch verheiratet. Ich war für ihn die große Liebe auf den ersten Blick. Die Beziehung war sehr schön, harmonisch und sollte für immer sein. Ich hatte daran keine Zweifel, er noch weniger. Obwohl die Liebe von seiner Seite aus immer größer war als meine, war ich glücklich. Uns ging es gut, wir hatten keine Probleme, galten als Traumpaar. Zwei gesunde Kinder krönten das Glück. Das dritte Kind war unterwegs und - waren es die Hormone? - ich stellte alles in Frage und trennte mich schließlich. Drei Jahre haben wir anschließend gekämpft, Beratungen mitgemacht, etc. Keiner konnte mich verstehen, aber ich blieb auf diesem Weg. Scheidung 15 Jahre nach dem Kennenlernen. Erst da wurde mir die Entgültigkeit bewusst.
Heute liegt die Trennung fast 8 Jahre zurück, wir haben Kontakt nur über die Kinder. Heute bin ich reifer. Seit vier Jahren bin ich mit einem neuen Partner glücklich, diese Beziehung ist in eigentlich allen Dingen komplett anders als die Ehe. Vielleicht auch nicht so perfekt, in keinster Weise vergleichbar. Auch der Ex hat seit kurzem wieder eine Freundin. Ich wollte damals ja die Trennung, ich wollte Jahre später auch unbedingt meinen jetzigen Partner. Ich habe ja eigentlich genau das, was ich wollte.
Aber...
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendwie an mein "altes Leben" denke. Manchmal würde ich - obwohl ich jetzt auch glücklich bin... halt anders - gerne die Zeit zurückdrehen.
Ja, ich muss mir inzwischen eingestehen, die Trennung zu bereuen. Nicht auf die Art und Weise, dass ich meinen Ex gerne wieder zurückhaben wollte, sondern indem ich sage, dass ich mich mit der Lebenserfahrung, die ich jetzt habe, anders entscheiden würde. Mir fehlt mein "altes Leben"... jetzt mehr als noch vor fünf Jahren. Mein Ex und ich, das würde niemals mehr funktionieren, es fehlen wirklich jegliche Gefühle. Aber er ist einfach ein wesentlicher Teil meines früheren Lebens, das ich im Nachhinein so sehr liebe. Es gibt Tage, da geht es mir damit wirklich nicht gut, ich kann das ja auch niemanden richtig erklären. Natürlich spielen auch Schuldgefühle mit, gerade wenn ich Bilder aus früheren Zeiten sehe. Ich würde trotzdem, dieses Leben ja gar nicht wiederhaben wollen, bin ich doch seit 4 Jahren wieder glücklich in meiner jetzigen Partnerschaft. Ich habe einfach beides in mir, das Glück meiner jetzigen Beziehung ebenso wie die Trauer um das verlorene Glück. Im Alltag spielt das alles keine große Rolle, es sind die stillen Momente, in denen ich damit hadere. Eigentlich verrückt, es ist fast 8 Jahre her. Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt das Recht auf eine zweite gute Beziehung "habe", wenn ich die erste doch nicht wollte. Ist das nicht unfair gegenüber dem ersten Mann/Leben?
War ich zu jung beim Kennenlernen? Wären wir ohne dritte Schwangerschaft mit zwei Kindern noch glücklich? War ich zu stur? Zu blind? Zu naiv? Fragen, die auftauchen, wenn ich nicht schlafen kann. Das einzige was ich heute weiß, ist, dass ich diesen Weg so nicht mehr gehen würde.