Ich lass dich in mein Leben!
*****Tig:
Liebe Lenifee
Dir ist dass passiert, was auch mir passierte. Und es ist so nahezu exakt gleich, dass ich mich gleich persönlich betroffen fühle.
Ich habe mich entschieden zu gehen, auch wenn er mir die Schwangerschaft sofort mitteilte. (Lebte mit einem polyamoren Mann, der allerdings von mir Exklusivität fordert) Eine seiner Gespielinnen ist nun schwanger, und er ist einer der möglichen Väter 😱. Das war für mich persönlich dann Zuviel. (...) Seine Einstellung "Lüge? Wieso Lüge? Du hast doch nicht danach gefragt!" & "Jetzt weißt du es ja. Und damit ist auch gut, es ändert sich doch nichts für dich, also will ich das auch nicht mit dir bereden" kenne ich nur zu gut. Das schluckst du genauso lange, bis es dich von innen zerfrisst, und dein Urvertrauen zu Menschen/Männern in permanent latentes Mißtrauen umschlägt.(...)
Diese Worte wären es, die mich zum Beenden bringen würden. Menschliche Fehler, Schwächen, können verziehen werden, nicht aber die Haltung dahinter, wenn es so formuliert wird: Ich wäre ja allein schuld an meiner (naiven) Unwissenheit, da ich ja nicht gefragt hätte, also wohl nicht misstrauisch genug sei, seiner Meinung nach. Und: es ändere sich ja nichts für mich, will heißen von ihm, ich weiß, wie du fühlst bzw. was für dich reicht, gut ist. Häme und Bevormundung anstelle von Augenhöhe, Respekt.
Eine solche Haltung, zu der sich wohl einige an den Vorteilen einer polyamoren d/s - Beziehung bedienen und sie pervertieren, spürt man meistens aber auch schon vorher, zumindest ein ungutes Bauchgefühl stellt sich ein.
Zu der Situation der TE: Unabhängig von den Umständen, zeitlichen und organisatorischen Zwängen, der Kern einer Beziehung ist das Wollen und Tun: den anderen in das eigene Leben lassen. Alles miteinander live leben ist heute manchmal schwierig, obwohl auch mit Skype und Videos gäbe es Brücken. Sich einander mitteilen dafür umso wichtiger. Das könnt ihr beide in Zukunft vielleicht besser machen, wenn ihr wollt. Denn deine Aufenthalte bei ihm sind etwas so ne Art Urlaub vom Alltag, sehr verständlich, wirklich, aber ganz ganz hinten in der Hirnwindung läuft das unter dem Vorzeichen: Ist angenehm bei ihm, aber ob ich mich im Ernstfall auf ihn verlassen kann, möchte, darüber will ich noch nicht nachdenken.
Es ist schwierig mehr zu schreiben, vor allem da mir Sympathie für diesen Partner fehlt, nicht wegen des Vertrauensbruchs, nicht wegen der fehlenden Kondome per se, alles extrem unschön ( zum Glück gibt es ja auch noch den eigenen Schutzengel oder so etwas wie positives Schicksal, unabhängig von Fehlverhalten Dritter; sonst würde ich nicht mehr Autobahn fahren) vorallem wegen der fehlenden väterlichen Liebe zu dem Kind, die sich auch nach 2,5 Jahren nicht einstellen, nicht öffentlich machen wollte? Den unwissenden Großeltern, den eigenen Freunden und natürlich der eigenen Partnerin gegenüber. Nur Bank und Steuerberater wussten mehr als das private Umfeld.
Solche wichtigen Entscheidungen für das Leben, wie Beenden oder nicht, reifen letztlich nicht im Verstand, sondern im Bauchgefühl, besser noch im Herzen.