@Ase_ossi
Ich sehe mich teilweise wirklich sehr in Dir wieder. Ich habe eine körperdysmorphe Störung und möchte auch viel lieber ein kleines Mädchen sein, denn eine erwachsene Frau. Ich mag die Anzeichen des Erwachsenseins, welche mit der Pubertät dahergekommen sind, überhaupt nicht, sie stoßen mich ab und ich verabscheue sie. Viel lieber hätte ich den prepubertären Körper eines kleinen Mädchens, gefällt mir schon rein optisch viel besser als der Körper einer erwachsenen Frau.
Auch ich bin in psychologischer Behandlung deswegen und gebe mir Mühe, meinen Körper im Rahmen meiner Möglichkeiten mehr zu akzeptieren und lieb zu gewinnen. In meinem Fall fürchte ich mich z. B. sehr davor, alt und hässlich zu werden, "Erwachsensein" assoziiere ich negativ. "Typisch Erwachsenes" empfinde ich für mich häufig als langweilig oder fragwürdig, ich kann damit einfach nichts anfangen.
Ich habe mich früher ebenfalls lange Zeit für asexuell bzw. für einen "asexuellen Fetischisten" gehalten. Asexuell, weil ich mit "normaler Sexualität" nichts anfangen konnte und kann; und Fetischist, weil ich im Gegensatz zu Dir wirklich eine Art Fetisch (bin ein Feeder) habe. Ich halte mich im direkten Bezug auf Sex für sexuell sehr passiv. Ich kann mir vorstellen, dass sich "starke sexuelle Passivität" wie Asexualität anfühlen kann, da man eben über keine bzw. kaum eine Eigensexualität verfügt. In meinem Fall ist mein Fetisch meine einzige wirkliche eigensexuelle Quelle, aber mittlerweile weiß ich bzw. denke ich, dass bei mir sexuell noch viel mehr los ist als nur mein Fetisch. Ich bin eben sexuell sehr passiv und brauche einen dementsprechend sexuell aktiven Partner.
Wenn man nicht ganz normal ist, muss man eben seine Nische finden, daran bin ich momentan auch noch. Ich mag es z. B. gerne, eine zerbrechliche Kindfrau zu sein, das gefällt mir auch im romantischen bzw. erotischen Kontext sehr gut. Früher habe ich mich mal als "umgedreht pädophil" bezeichnet, da es mir gefällt, ein sexuell unschuldiges passives kleines schwaches Mädchen (bzw. eben kleine schwache Kindfrau) zu sein und von meinem übermächtigen Partner sexuell benutzt zu werden. Ich möchte ausdrücklich schreiben, dass es mir dabei nicht um ein aufgesetztes Rollenspiel geht, mit sexuellem Rollenspiel kann ich nichts anfangen, ich meine das ganz direkt und ehrlich so.
Ich bin devot (im BDSM-Sinn) und möchte meinem Partner dienen, mir geht es in erster Linie um die Befriedigung meines Partners, ich möchte ihn glücklich machen und ihm so viel geben (u. a. sexuell) wie ich nur geben kann. Ich möchte mit meinem zukünftigen Partner umbedingt Sex haben bzw. Sexualität erleben, selbst, wenn mir das sexuell gar nichts bringen würde bzw. mich nicht erregen würde. Um meine Erregung geht es mir nämlich gar nicht, es geht mir darum, meinem Partner sowohl nonsexuell im Alltag als auch als Sexobjekt für seine sexuellen Befriedigung zu dienen. Dieses Dienen (sowohl im direkt sexuellen als auch im nonsexuellen Rahmen) empfinde ich als romantisch und als meine Erfüllung. Dieses Dienen zu seiner Befriedigung ist genau das, was mir gefällt.
Mir ist dabei sehr wichtig, dass mein Partner romantisch und sexuell wirklich ausgezeichnet zu mir passt und ich wirklich auf ihn stehe. Ich habe in der Vergangenheit auch schon Menschen "sexuell gedient", auf welche ich gar nicht gestanden bin, bei denen hat mir das sexuell nichts (keine Erregung, null) gebracht, ich habe die sexuelle Interaktion mit ihnen nicht gemocht, mir war es auch irgendwie zu viel. Ich habe in der Vergangenheit eben dazu geneigt, das zu tun, was man zu mir gesagt hat und was man von mir wollte, unabhängig davon, ob das mir jetzt was bringt oder nicht, habe also die Bedürfnisse anderer über meine eigenen gestellt. Der Clou ist, dass meine Sexualität ja tatsächlich auch so funktioniert, aber eben nur mit dem wirklich passenden Gegenüber, meine Sexualität ist sehr partnergerichtet, ich muss quasi einen "Fetisch" für meinen Partner haben.
Ich habe mir mit meiner Sexualität schon sehr schwergetan, habe gedacht, ich sei sexuell total abnormal und ein Freak, hätte in dieser normalen Welt keinen Platz. Man muss sich halt irgendwie seinen Platz schaffen bzw. seinen Platz finden bzw. einen Weg finden, mit sich selbst im Reinen zu sein.
Ich habe über mich geschrieben, da ich mich, wie bereits erwähnt, teilweise wirklich sehr in Dir wiedersehe und hoffe, dass ich Dir mit meiner Selbstbeschreibung vielleicht ein paar Ideen zu Dir und Deiner eigenen Sexualität geben konnte. Natürlich müsstest Du das dann ein bisschen auf Dein Geschlecht ummünzen, statt einer Kindfrau wärst Du dann eben ein Kindmann. Ich finde es sehr mutig von Dir, dass Du Dich traust, Dich so zu outen und zu Dir zu stehen und hoffe, dass Du irgendwann eine passende Partnerin oder auch einen passenden Partner findest und mit ihr bzw. ihm glücklich wirst.
Lass Dich in keine Schublade stecken, sondern mach Dir Gedanken zu Dir selbst und versuch zu ergründen, was Du Dir wirklich im partnerschaftlichen bzw. sexuellen Sinn wünschst. Das ist mein Rat an Dich.
Alles Liebe
Shyra