Alles gut
Die ganzen drei Stunden über auf der A24 hat es geregnet, manchmal war auch Schnee mit dabei. Höllisch anstrengend in der Dunkelheit. Ich hätte am Tagungsort übernachten können, aber wir haben nur den Samstag für uns und der ist schon ran. Um 02.35 Uhr bin ich bei dir, nachdem mich die Parkplatzsuche zum Fluchen gebracht hat. Ich schließe deine Wohnungstür, das Licht im Flur hast du brennen lassen. Noch bevor ich nach dir schauen kann, muss ich ins Bad, ich wollte unterwegs keinen Stopp einlegen. Im Spiegel sehe ich, wie müde mich die zurückliegende Woche und diese Fahrt gemacht haben. An der Schwelle zum Schlafzimmer liegt ein Zettel. „Liebster, im Kühlschrank steht ein Teller mit Sandwiches, falls du Hunger hast und bitte, nimm dir ein Bier. Kuss!“ Seltsam, wie mich diese paar Worte sofort wärmen. Ich muss lächeln und werfe erst nur einen flüchtigen Blick in dein Schlafzimmer, sehe sowieso nicht viel. In der Küche esse ich am Tisch mit Appetit eines der zwei Sandwiches, stelle das übrige wieder in den Kühlschrank, obwohl ich nicht weiß, ob das noch jemand essen wird und trinke das Bier aus der Flasche. Der Stress der Autofahrt fällt von mir ab, ich denke an das gemeinsame Frühstück mit dir, den Kaffee im Bett und dass wir sicherlich anfangs nur wenige Worte wechseln, uns dafür wie so oft in der Blicksprache viel mitzuteilen haben. Ich lese gerne in deinen Augen.Nachdem ich noch einmal im Bad war, zum Duschen fehlt mir die Muße, komme ich zu dir ins Schlafzimmer. Ich lasse meine Kleidung auf den Boden fallen und schlüpfe ganz vorsichtig, nackt unter die Decke, warte aber noch, bevor ich mich an dich heranlege, weil ich erst sehen will, ob du vielleicht wach wirst. Du rührst dich aber nicht und es ist zu dunkel, um mehr zu erkennen, als dass du mit dem Rücken zu mir liegst. Ich berühre sanft dein Haar und schiebe meinen Körper an dich heran. Kurz steigt Erregung in mir hoch, als ich die Wärme deiner Haut spüre, doch mehr wird daraus nicht. Ich küsse deine Schulter und lege meinen Arm um dich, ertaste deine Hand und halte sie sanft. Es fühlt sich an, als würden unsere Körper sofort Energien miteinander austauschen, davon werde ich ganz ruhig. Mein letzter Gedanke, den Wecker meines Handys zu stellen, weil du mich vielleicht sonst bis in den Vormittag hinein schlafen lässt, treibt mich nicht mehr aus dem Bett. Ist so oder so alles gut. Dann kommt der Schlaf.
m.brody
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