Nochmal zurück auf Anfang
ch habe ein für mich sehr grosses problem. seit ca 4 monaten habe ich (41) einen neuen freund (45). durch zufall, er hat meinen 11 jährigen sohn mit seinem handy telefonieren lassen, dieser hat natürlich das ganze handy durchforstet und diverse bilder gefunden und gefragt ob das ich sei? ganz ehrlich, ich wühle nie in anderen handys, die neugier hat mich aber fast verrückt gemacht, habe ich mir die bilder angeschaut. es sind bilder von ner muschi und wie ihm eine frau einen bläst. ich habe ihn darauf angesprochen, aber nicht gesagt, dass ich die bilder angeschaut habe sondern wg. meinem sohn.
Was in der für meinen Geschmack viel zu moralisch geführten Diskussion über Verwerflichkeit bzw. Legitimation von befremdlichen Fotos auf Handys zu kurz gekommen ist - denn moralischen Urteile sind für eine konkrete und individuelle Beziehung, wo es im Gefühle geht, völlig unerheblich, wir sind ja hier nicht beim europäischen Gerichtshof - ist hier die unterschwellige Dynamik von Mutter und Sohn.
Da bekommt der präpubertäre Sohn von dem Freund seiner Mutter, also seinem möglichen neuen Stiefvater, sein Handy ausgeliehen, das, freudianisch betrachtet, nicht nur wegen der Sexfotos, ein Phallussysmbol ist, und damit auch ein Vertrauensbeweis gegenüber dem Sohn seiner neuen Freundin. Und was macht der Sohnemann? Er nimmt dieses männerbündlerische Vertrauensangebot nicht an, sondern verwendet es, um es wider den Stiefvater zu kehren, den er als seinen Konkurrenten empfindet, möglicherweise auch beschämt durch die Nacktfotos einer Frau, von der er anfänglich glaubt, sie sei seine Mutter. Diese Reaktion ist umso verständlicher, wenn er zumindest eine Zeitlang die Position des "kleinen Manns" an der Seite seiner Mutter alleinherrschend ausgefüllt hat ("neuer Freund?) und nun erleben muss, dass er von diesem Thron gestoßen wird.
Das ist keineswegs zu verurteilen, sondern eine eher natürliche Reaktion; so natürlich wie die Reaktion der hier männlichen Diskutanten, die sich mit dem Freund/Stiefvater identifizieren, und dem Rotzlöffel im Gegenzug lieber eins überbraten wollen - und damit instinktiv begreifen, gegen wen sich die Handlungen des Sohnes in Wirkliches richten.
Wie aber verhält sich nun die Mutter? Sie sagt, dieser habe "natürlich" das Handy duchforstet, was schon auffällig ist: nicht hinsichtlich eines fehlenden erziehungsideals, sondern hinsichtlich der geheimen Motive des Sohnes: Es ist natürlich für sie, dass ihr Sohn sie beschützt. Und sie macht noch etwas. Sie stellt ihren Freund zwar zu Rede, aber nicht mit der wahren Begründung, dass sie sich durch die Fotos verletzt und verunsichert fühlt, sondern schiebt ihren Sohn vor, wobei sie offensichtlich noch die weitere Unwahrheit sagt, dass der Vertrauensbruch nicht von ihr, sondern von ihrem Sohn begangen worden ist. Der aber nun nicht nur mit dem potentiellen Stiefvater zwar einen Konkurrenten, aber auch einen Freund und Befreier seiner nicht kindsgemäßen Rolle als Beschützer seiner Mutter verloren hat, sondern nun auch zum Vatermörder gemacht wird, der vorgeschoben wird, um die Beziehung zu beenden, bzw. eine solche beziehungsgefährdende Krise auszulösen.
Ich möchte über keinen der Beteiligten den Stab brechen, aber mir tut der Sohn leid. Ich würde insbesondere für Mutter und Sohn eine Familienberatung dringend empfehlen.