Ich habe es schon öfter geschrieben: Affairen zu haben ist unklug.
Nehmen wir mal an, ich hätte ein Bedürfnis, was in der Partnerschaft ungestillt bleibt.
Ja, ich kann eine Affaire angeln, aber dann?
Ich bin altersmäßig noch in einem alter, in dem ich durchaus denke, das dieses Bedürfnis (und auch das Fehlen der Befriedigung dessen) mich noch etw 25 Jahre begleiten würde.
25 Jahre eine Affaire geheimhalten- nie einen Fehler machen, der Andere darf es nicht mitbekommen, puh, das wird anstrengend.
Käme es irgendwann in den 25 Jahren raus (weil jeder macht irgendwann mal einen unbedachten Fehler), schlägt das Thema größer auf, als hätte ich es offen vor einem Fremdgehen thematisiert. Ja, eine offene Beziehung stößt oft nicht auf Gegenliebe, aber stell dir vor, der Partner merkt nach zehn Jahren, das er die letzten 10 Jahre (und das ist echt ne Leistung es solange geheimzuhalten) betroge wurde........ Ob das dann nicht anstrengender ist, als hätte man sein Bedürfnis jetzt knallhart thematisiert?
Affairen sind tückisch, sie gaukeln Einem eine Lösung für ein Dilemma vor. Aber: Sie sind eine Sackgasse! Denn Affairen haben keine Exitstrategie. Der Rückweg zum Partner wird unmöglich (Selbst wenn man sich nochmal richtig verliebt in den Partner, bleibt die heimliche Affaire als historischer Fakt immer ein zwischenmenschliches Tabufeld). Ist das Beziehungsleben erstmal darauf eingerichtet, das es eine Affaire gibt, macht man sich von der affaire abhängig (systemisch, nicht personengebunden). Der Partner wird nicht plötzlich sich dem Bedürfnis annehmen- nein ich brauche für das Bedürfnis eine Affaire, solange das Bedürfnis da ist. Was ja eine verdammt lange Zeit sein kann. Ich kann dann nicht mehr ohne Affaire, die aber gleichzeitig so gemanaged werden muss, als gäbe es sie nicht. Eine verdammt lange Zeit Informationskontrolle vom Feinsten.
Das mag man kurzfristig für vertretbar halten. Langfristig kann man sagen, das die Chancen, Bedürfnisbefriedigung mittels Affaire und Beziehungserhaltung übereinzubekommen, im niederen einstelligen Prozentbereich liegen. In der Regel überschätzen die Menschen, die solche Affairen eingehen, die Langzeitentwicklungen und Langzeitprobleme hemmungslos. Keiner kann sich ja im Vorraus vorstellen, etwas ab sofort lebenslang vor dem Partner geheimzuhalten, und das auch dann, wenn die Zeit der Affaire schon viele Jahre verblasst ist. Meißtens wird der Partner irgendwann doch durch ein Informationsleck hellhörig, und dann ist ganz aus. Oder man verliebt sich in die Affaire. Oder die Affaire verliebt sich, und steht unvermittelt vor dem Balkon und hält um die Hand an- oder eine ge-ex-te Affaire meldet sich beim Beziehungspartner.........
Affaire riecht nach Freiheit, aber es endet in hochgradiger Abhängigkeit.