****54:
Ich kann doch in der Lebensgemeinschaft überein kommen, dass dieser Wunsch hier nicht vollumfänglich erfüllt werden kann - warum auch immer.
Ist dem so? Wäre das der Fall, wäre die logische Konsequenz die Partnerschaft in eine offene Beziehung zu transformieren. Eine heimliche Affaire geht jedoch nicht diesen Weg.
Die einmal vereinbarte sexuelle Exclusivität wird ja nicht innerhalb der (ehelichen) Beziehung in Frage gestellt und aufgehoben. Darauf fußt ja der Vertrauensverlust bei Bekanntwerden der Affaire.
Ich kann nicht das Versprechen auf sexuelle Exclusivität ohne den Partner zu informieren aufkündigen. Wie würden wir reagieren, wenn der Partner in einem für uns essentiellen Aspekt der Beziehung plötzlich andere Wege geht,ohne uns zu informieren? Das Geschrei wär groß....
Der Rosenkrieg bricht nicht aus, weil eine Affaire für uns selbst kein Akt ist. Sondern weil wir unabgesprochen dem Partner einen für IHN essentiellen Bereich des Beziehungsverständnisses aufkündigen. Und dies tun wir heimlich, weil wir offiziell (z.Bsp. Wunsch nach offener Beziehung) beim Anderen keinen Blumentopf gewinnen können. Aber etwas was der Partner offiziell nicht möchte, wird er nicht toll finden, sobald wir es heimlich machen.
Der Partner möchte die Absprachen beibehalten und sperrt sich gegen eine Veränderung im Beziehungsverständnis. Worauf wir mit Unwillen reagieren uns an die Absprachen zu halten. Der einzigste Ausweg auf Augenhöhe wäre eine Trennung. Das aber wollen wir nicht.
"Die Beziehung, so wie sie läuft, ist für mich untragbar."- das wäre der Satz, der fallen müsste. aber wer sagt den schon, wenn er weiß, das er dadurch den Rest an Nestwärme verliert und vielleicht ein "Dann trenn dich doch!" als Antwort bekommt. Dabei ist genau das der richtige Ansatz.
Was eben zu der Schwierigkeit mit den Affairen führt. Wie kann ich so handeln, das es bei mir passt, ohne das dieses dem anderen gewahr wird. Eins führt zum Anderen und schnell hat man es mit komplexen Verschleierungsgebäuden zu tun, die sofort Gefahr laufen das Gebäude zum einsturz zu bringen, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft. Bei der TE ist es das Zeitmanagment. Bei einer Affaire muss alles reibungslos laufen. Jegliche Komplikationen schlagen sofort als "Merkwürdigkeit" in der Partnerschaft auf. Da ist man da, obwohl man weg sein wollte. Man ist plötzlich öfters weg, obwohl man noch zuvor seltenst weg war. Plötzlich verändert man seinen Stil- obwohl es weder in Partnerschaft und Umfeld einen Anlass gibt. Plötzlich ist man ausgeglichen, obwohl man die letzten Jahre nur wegen fehlendem Sex genörgelt hat.
Eine Affaire führt zu Veränderungen, die alle geheim zu halten oder zu kaschieren ist unmöglich, weil die Veränderungen zu komplex sind. Irgendwo häufen sich schlussendlich die Merkwürdigkeiten. Die "Abwesenheit" wird mit der Zeit zum kleineren Problem.
Worauf manche dann hoffen, das der Andere irgendwann so abstumpft, es ihm dann egal ist, und er (!) sich dann geräuschlos trennt. Noch besser, wenn er sich in sein Schicksal fügt.