******eln:
Was erwartet ihr von einer Affäre?
Irgendwie scheine ich (mal wieder) zu hohe Ansprüche zu haben...
Aber vielleicht gerate ich auch immer nur an die falschen Männer 🤷♀️
Wenn ihr eine Affäre eingeht, was seid ihr dann bereit zu geben? Jetzt nicht auf materielle Dinge gemeint, sondern sowohl emotional als- und das vor allem- zeitlich gesehen? Wie oft sind für euch Treffen „normal“ und ab wann wird es euch zu viel?
Bin echt ratlos und kreuzunglücklich
Der einfachen Ehrlichkeit halber etwas Grundsätzliches: wenn es sich unglücklich anfühlt, dann ist es unglücklich. Dann sollte man sich selbst zuliebe diesen Zustand hinter sich lassen, anstatt ihn irgendwie zum Funktionieren bringen zu wollen. Denn das wird nicht klappen. Da sollte man also wenigstens ehrlich zu sich selbst sein. Das gilt sowohl für die Affäre, als auch die offizielle Beziehung in der man sich befindet.
Die Frage nach dem "falschen Mann" ist schnell geklärt: wenn er gebunden ist und Du freie Verfügbarkeit erwartest, dann ist es für Dich schlicht der falsche Mann. Es gibt da draußen Tausende, die nicht gebunden sind und auch nur Sex und Abenteuer wollen. So gesehen sollte man für sich gewisse Ausschlusskriterien und Maßstäbe haben. Sie dienen ja dazu, dass man sich mit den Zuständen wohl fühlt und wenigstens sich selbst treu bleibt.
Was alles Emotionale in einer Affäre betrifft, wird es etwas komplexer: wenn es hier kein Commitment gibt und der Wille fehlt, durch echtes Handeln so schnell es geht reinen Tisch und Nägel mit Köpfen zu machen, dann bauen solche Beziehungen eben von Anfang an nur auf Sex, anstatt auf Liebe auf. Und so gesehen hat man dann auf Sand gebaut.
Wenn man dann in der Realität ankommt und merkt, dass man in ein heimliches Beziehungs-Dreieck verstrickt ist und mehr erwartet, dann wird das früher oder später extrem ungesund - wenn man einfach so weitermacht und sich vielleicht auch mit den üblichen Versprechungen abspeisen lässt. Wenn man sich selbst zuliebe nicht eine klare Position einfordert, vergrößert man leider nur das Ungleichgewicht. Denn es passiert ja nichts, außer dass auf Dauer bloß die Lügen und der (Selbst-)Betrug immer größer werden. Man wird das so lange mitmachen bis man erkennen muss, dass mit dieser Hoffnung gearbeitet wird. Und "spannend" kann dann die Tatsache werden, wenn man erkennen muss dass durch dieses Ungleichgewicht Abhängigkeit entstanden ist. Das Lösen aus dieser Abhängigkeit kann dann mitunter extrem schmerzhaft und kräftezehrend sein.
Was man sich im Allgemeinen bewusst sein sollte: Eine Affäre lebt ja vor allem vom Kick der Heimlichkeit. Die Frage ist, wie lange sich eine solche Beziehung bewähren kann, wenn sie offiziell werden würde und plötzlich der Reiz des Verbotenen fehlt. Denn plötzlich kann sich dann zeigen, dass für den Menschen, der gezielt eine Affäre suchte um aus dem Alltag auszubrechen, die Affäre oft nur unbewusst als "Schleudersitz-Beziehung" diente, um den Übergang aus der alten Beziehung angenehmer zu empfinden. Genauso wie die Affäre selbst ja auch nur ein Mittel zum Zweck war, die alte Beziehung erträglicher zu empfinden oder aufzupeppen. Das ist vergleichbar mit dem Umstand, dass Menschen im Urlaub oft ganz anders drauf sind, als im Alltag - der einen immer einholt.
Wenn man selbst also ungebunden ist und generell mehr als nur Sex und Amüsement sucht, warum sich also an jemanden binden, der schon gebunden ist? Wie ich oben schon anmerkte: Es gibt da draußen Tausende anderer Frauen und Männer, die frei sind. Das sollte man im Hinterkopf behalten und sich selbst wert sein, wenn einen die Hoffnung auf eine echte Beziehung antreibt. Dazu sollte man natürlich wissen was man will. Oder was man nicht will.
Im Idealfall stößt man sowieso auf einen Menschen, der seine letzte Beziehung angemessen und gesund hinter sich gebracht hat und nicht von einer Geschichte in die nächste stolpert. Und dann auch noch auf eine "überlappende" Weise, wo man sich vielleicht auch irgendwann fragen wird, ob einem selbst mit diesem Partner nicht dasselbe Schicksal blüht, wie dessen alten Partner. Vor allem dann, wenn dieselbe Routine in der Beziehung herrscht, wie mit seinem/ihrem alten Partner.
Für Menschen, die in einer festen Beziehung sind, es auch unbedingt bleiben aber fremde Haut genießen wollen, wäre vielleicht das offene Gespräch mit dem Partner und das Anstreben einer offenen Beziehung oder so etwas wie Swingerclubs ratsamer, bzw. gesünder. Was natürlich in der Regel alles andere als einfach ist. Aber der einfache Weg von "prickelnder" Heimlichkeit und "aufregendem" Abenteuer kann sehr schnell in eine holprige Sackgasse führen, wo man plötzlich alles andere als einfach herauskommt. Oder sich und unschuldige Dritte an die Wand fährt. Das kann man vermeiden, indem man eine offene, quasi "affärenfreie" Beziehung führt - wenn alle damit leben können. Oft muss man sich leider auch damit abfinden, dass man nicht alles haben kann. Aber das kann man als Chance sehen um zu erkennen, was einem im Leben wirklich wichtig ist.