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Wo fängt BDSM an, wo hört es auf?

*****a_S Mann
8.150 Beiträge
JOY-Angels 
Ist das noch Punkrock?
Fragen die Ärzte ironisch in einem recht neuen Song und spielen darauf an, dass ihnen jahrelang vorgeworfen wurde, dass sie eben nicht mehr Punkrock seien, wenn sie lustig sind oder Bossanova-Rhythmen in ihre Lieder einfließen lassen.

Und ähnlich fragen auch ganz alteigesessene BDSM-Puristen entrüstet "Ist das noch BDSM?", wenn andere Szeneleute lachen, switchen und verschiedene Fetische in ihre Spiele einfließen lassen. Was will ich mit diesem Vergleich sagen?:

BDSM ist bunt und braucht im positiven nicht abgegrenzt zu werden, sondern nur im negativen, und zwar gegen Gewalt. Insofern stimme ich den Vorrednern zu, die auf die Einvernehmlichkeit hinweisen.

Ich stimme @*******ind darin zu, dass wir auf diese Weise BDSM nicht definieren können, aber dieser Thread fragt ja auch nicht nach einer Definition, sondern nach den Grenzen. Eine Definition ist schwieriger ... ähnlich wie beim Punkrock.
*****a_S Mann
8.150 Beiträge
JOY-Angels 
Beispiel Cuckolding
Ich möchte meine obige These noch an folgendem Beispiel verdeutlichen: Cuckolding gilt als BDSM-Spielart. Man würde sie üblicherweise im DS der Abkürzungsreihe BDSM verorten, und nun wollen wir mal eine Abgrenzung versuchen:
Wenn diese Tätigkeit nicht einvernehmlich abläuft, heißt das nicht mehr Cuckolding sondern Fremdgehen und ist kein BDSM mehr.
Und wenn die beiden Akteure darin keine angenehme Dominanz und Demütigung sehen, sondern es entweder neutral oder einfach nur geil finden, heißt das Swingen, und ist auch kein BDSM mehr.
Die eine Grenze wird also durch die Einvernehmlichkeit gezogen, und die andere Grenze ziehen die Gefühle der Beteiligten selbst. Wenn sich das für sie schön dominant und unterwürfig anfühlt, dann ist einvernehmliches Cuckolding BDSM.
*******a79 Frau
10.500 Beiträge
Wo ist dann die Grenze für DOM/Top/ Sadist?
Wenn schon, für manche, ein einfacher Befehl, der ausgeführt wird ausreicht, um als BDSM wahrgenommen zu werden?
Es soll auch Soldaten geben, die erregt werden, wenn sie eine Salve Munition in die Menge schossen.
Ist der gleiche Effekt beim Paintball, dann schon einvernehmlich und BDSM wenn es Ziel ist meine Sub abzuschiessen?
Oder fängt BDSM an, wenn Mann Frau in der Öffentlichkeit schlägt, nur weil beide es gern möchten?
Wird es zukünftig normal, das Menschen in Transporter gezerrt werden und davon gefahren wird ohne die Polizei zu informieren, weil es einvernehmlich sein könnte und ein Rapeplay?

Ich denke nicht.
Ich denke nicht, das gesellschaftliche Grenzen/Tabus und insbesondere Gesetze, einfach nur durch Einvernehmlichkeit auszuhelbeln sind.

Ich denke, dass es auch im BDSM da anfängt, wenn es eine Sexuelle Handlung ist, die über das Ottonormalverständnis hinaus geht, an jemanden, der gesetzlich und gesellschaftlich gesehen, in der Lage ist, einvernehmlich zu sagen, ja das will ich.
erst in den 90'ern fand eine BDSM hetero Integration statt
@*******a79

Du wirst dich damit abfinden müssen, dass es einen gesetzlichen Rahmen gibt,
ob du willst oder nicht.

Alles was ins BDSM fällt sind sexuelle Fetische oder bei SM eine Sexualpräferenz.
Da gibt es nichts anderes, selbst Bondage wird als Fetisch angesehen.

Das "Ottonormalverständnis", was immer das sein soll, wird sich also immer mit
BDSM überschneiden. Weder Disziplin noch Dominanz oder Submission sind alleinige
Verhalten im BDSM. Daher gibt es keine Grenze, denn es ist der politische Sinn des Akronyms, dass BDSM gesellschaftlich anerkannt wird. Das kann aber nur dann sein, wenn es Berührungspunkte und Überschneidungen gibt. Was dann durchaus auch Plüschhandschellen sein können. Entscheidend ist das Verständnis dafür.

Der Begriff ist beabsichtigt nur eine Begriffssammlung und stellt damit eine "Begriffswolke" dar. Es war nie der Sinn eine Abgrenzung zu schaffen, sondern genau das Gegenteil, eine Integration in die sexuellen Orientierungen, was mit SM nur schwer oder nicht gelang.

---

Schnell verständlich wird es, wenn man nachliest, dass BDSM zunächst nur ein Sammelbegriff in der homosexuellen Orientierung war und aus der Lederbewegung entstand. Da gab es sogar einen ganz festen Rahmen an Verhaltenskodex und feste Rollenverteilung, ein Switschen war schon nicht BDSM.
Heterosexuelle wurden vor den 90'ern als nicht BDSM'ler abgelehnt.
Erst dann begann eine Integration in alle sexuellen Orientierungen.

Was auch hier nachgelesen werden kann,Quelle wiki:
https://en.wikipedia.org/wiki/BDSM#Leather_movement
*****a_S Mann
8.150 Beiträge
JOY-Angels 
Vielen Dank
@*******ind für diese ausführliche Erklärung und diesen Definitions-Ansatz ("Begriffswolke"), der eben zeigt, wie schwierig eine Definition ist und in Frage stellt, ob es eine Definition im Sinne einer Abgrenzung nach allen Seiten überhaupt geben kann bzw. sollte.

Ich sehe das ganz genauso wie du, und finde auch den Vergleich zur homosexuellen Emanzipation wichtig. Dort wird zB das ganz ähnliche Akronym LGBT (und ähnliche) verwendet, was für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender steht, und somit möglichst das ganze Spektrum alternativer sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität abbilden soll oder das Sammelwort "Queer", was alles von der Heteronormativität abweichende zusammenfassen soll. Letztlich geht es auch hier um die gesellschaftliche Akzeptanz alternativen Lebensstils.

Konkret soll das heißen: Wir schließen dich nicht aus, wenn du "nur" "bi-interessiert" oder "genderqueer" bist und machen eben keine Grenze, ab der man "richtig homosexuell" ist. Und genauso soll BDSM auch niemanden ausschließen, der zB "nur" "verbale Erniedrigung" betreibt oder "Shibari-Künstler" ist. Es soll somit keine Grenze in dem Sinne geben, ab der man "richtiger BDSMer" ist, sondern nur eine Abgrenzung zur Gewalt.
*******a79 Frau
10.500 Beiträge
*******ind:
@*******a79

Du wirst dich damit abfinden müssen, dass es einen gesetzlichen Rahmen gibt,
ob du willst oder nicht.

Es ging ja nicht darum, ob es einen gesetzlichen Rahmen gibt, sondern darum, dass du behauptest, das alles wenns einvernehmlich ist, nur ein Tabubruch ist.
Zumal zumindest in meinen Beiträgen nichts davon zu lesen ist, dass ICH einen gesetzlichen Rahmen ablehne.

Aber lassen wir das, mit dir zu diskutieren, ist wie blind segeln, man weiß nie wo der Wind als nächstes hinweht.
****al Mann
3.033 Beiträge
*******ind:
Schnell verständlich wird es, wenn man nachliest, dass BDSM zunächst nur ein Sammelbegriff in der homosexuellen Orientierung war und aus der Lederbewegung entstand. Da gab es sogar einen ganz festen Rahmen an Verhaltenskodex und feste Rollenverteilung, ein Switschen war schon nicht BDSM.
Heterosexuelle wurden vor den 90'ern als nicht BDSM'ler abgelehnt.
Erst dann begann eine Integration in alle sexuellen Orientierungen.

Was auch hier nachgelesen werden kann,Quelle wiki:
https://en.wikipedia.org/wiki/BDSM#Leather_movement

Weder gab es vor 1991 überhaupt die Bezeichnung "BDSM" (und a.s.b. war mitnichten dezidiert schwul), noch gibt der Link irgendwo her, daß Heteros als Nicht-BDSMler abgelehnt wurden statt weil die Lederschwulen halt unter sich bleibern wollten.

Also nichts Neues unter der Sonne: du reimst dir zusammen, was dir gerade passt.
*****a_S Mann
8.150 Beiträge
JOY-Angels 
Naja, diese Aussagen von @*******ind sind vielleicht etwas über-interpretiert, aber nicht "zusammen-gereimt", denn tatsächlich war eine echte BDSM-Szene im Sinne von Vereinen, Treffpunkten und Publikationen zunächst schwul (nicht unter dem Namen BDSM-, sondern eher Leder-Szene), wie man aus allen Quellen über die Geschichte des BDSM ersehen kann. Die heterosexuellen BDSMer haben sich viel von der Schwulen-Emanzipation abgeschaut und dann sozusagen "ihre eigene Szene für alle aufgemacht".
****al Mann
3.033 Beiträge
Das habe ich auch nicht bestritten, sondern nur, daß "BDSM zunächst nur ein Sammelbegriff in der homosexuellen Orientierung" gewesen wäre und "Heterosexuelle vor den 90'ern als nicht BDSM'ler abgelehnt" worden wären.
Und das ist beides Blödsinn (gerade wenn sonst so akribisch auf einzelnen Begriffen und Begriffsbedeutungen bestanden wird), auch wenn die ersten Anfänge dessen, was die heutige Szene ausmacht, tatsächlich vorwiegend schwul gewesen sind.
*****a_S Mann
8.150 Beiträge
JOY-Angels 
Ja, ich denke auch, das war überinterpretiert. Obwohl ich berichten kann, dass ich in den 90ern aktiv dabei war, ein paar der ersten BDSM-Parties in mittelgroßen Städten zu organisieren. Und dabei habe ich mit Leuten aus Lesben/Schwulen-Zentren gesprochen und erfahren, dass die Lederschwulen tatsächlich gern unter sich bleiben und bewusst keine lesbischen Frauen und heterosexuellen Paare auf ihren Partys zugelassen haben.
Das ist heute ein wenig anders, denn man sieht ja zB auf CSDs jetzt immer auch die heterosexuellen BDSM-Vereine mit ihren Ponyplay-Sulkies mitlaufen.
********iebe Mann
10.679 Beiträge
*****a_S:

Das ist heute ein wenig anders, denn man sieht ja zB auf CSDs jetzt immer auch die heterosexuellen BDSM-Vereine mit ihren Ponyplay-Sulkies mitlaufen.

Oh, oh.
Weil du das grad ansprichst: Ich habe letzte Nacht erst einen uralten Fred entdeckt, in dem es genau darum ging: Dass das 2011 in Köln bei der CSD-Parade eben nicht erwünscht war, weil man sich von den BDSMlern, die ja nur geduldete Gäste waren, nicht die Show stehlen lassen wollte. Und eigentlich und grundsätzlich ginge es beim CSD um die Homosexuellen und um nix anderes!
Hat mich vom Schlafengehen abgehalten, aber es waren zum Glück nur 5 Seiten. Das Kopfschütteln hatte also zum Glück irgendwo ein Ende.

Er von Drachenliebe schrieb
@*******a79

lese was ich schreibe oder zitiere was ich wirklich schrieb, *danke*

@****al

Wie du lesen kannst, gab es den Begriff erst ab 1991 im Internet.
Die Literatur welche zuvor genannt wird, geht weiter zurück.
Die politischen Beweggründe dieser Homosexuellen Usenet-Gruppe hatte ich bereits genannt und dort auch mit Quellen belegt.
Die "New Guard" schloss ab den 90'ern nur Switcher mit ein.
Zitat deutsche Wiki:
Diese Bewegung war dem Switchen gegenüber positiv eingestellt, akzeptierte ein viel breiteres Spektrum erotischer Spielarten und beförderte die Anzahl der pansexuellen Clubs.
Erst 1997 öffnete sich die Einstellung langsam und Lesben wurden aufgenommen.
Seit 2008 ist BDSM nachsweislich auch für heteros geöffnet. Siehe die Geschichte von Fetlife.

Wann D/s in das Akronym interpretiert wurde, konnte ich nicht finden.
Nur Zitat:
Später wurde auch der Bereich Dominance and Submission in den Bedeutungsumfang von BDSM integriert

Ich denke das passierte zwischen erst sehr spät, 2007 wurde das noch in der SZ diskutiert. Die SZ selbst wurde in 2003 gegründet und führt D/s noch heute getrennt auf.
Dort heißt es "Fetisch, D/s und BDSM Interessierte".
Quelle: SZ Logo

In der Weiterentwicklung überführte Fetlife den Begriff BDSM zu Kinky.
*********inee
3.588 Beiträge
Klar, das Akronym BDSM und die Szene dazu hat sich über die Jahre entwickelt und verändert.

Aber wo fängt denn heute BDSM an und wo hört es auf?

Grundsätzlich ist ja BDSM in der Sexualität zu verordnen. Wo muss man in der Sexualität den Strich ziehen, ab da ist die Sexualität BDSM geprägt und ab da nicht mehr?
*********ckit Mann
926 Beiträge
Ich glaube, dass es nicht wirklich notwendig ist, da irgendwelche offiziellen Grenzen und harte Begrifflichkeiten zu finden, solange es keiner medizinischen Diagnose bedarf. Denn dementsprechend müsste man den Begriff des Fetischs ja auch gänzlich anders werten und zu einem Symptom oder gar einer Krankheit machen. Damit wäre dieser Begriff dann in den allermeisten Fällen schicht falsch angewendet.

Mit der Zeit verändern sich diese Begrifflichkeiten. Sogar "Mann" und "Frau" sind mittlerweile dank der Weiterentwicklung eines Teils unserer Gesellschaft keine absoluten Maßstäbe mehr, sondern eher diffuse Konstrukte, die vom Individuum selbst definiert werden. Entsprechend passiert das auch mit BDSM und all seinen Facetten.

Ich bin ein Fan der Individualität. Und entsprechend mag ich es, dass es so viele unterschiedliche Definitionen und Herangehensweisen von und an BDSM gibt. Für die einen sind das schon die Plüschhandschellen, für die anderen ist es eben 24/7 oder der massive Einsatz von Schlagwerkzeugen. Alle Ausprägungen haben ihre Daseinsberechtigungen. Und niemand sollte sich herausnehmen, das für andere (anders-empfindende) Menschen auszudefinieren, ob das "richtig" ist, was sie da tun.

Liebt euch hart *g*

Grüße
Cherenkov
*********ckit Mann
926 Beiträge
Kleiner Nachtrag: BDSM hört für mich da auf, wo auch der Konsens aufhört. Ebenso zählt da für mich der gesunde Menschenverstand dazu. Nicht jede einvernehmliche Praktik ist okay, finde ich. Eine dauerhafte Verstümmelung ist für meine Begriffe auch dann nicht mehr okay, wenn ein Konsens vor lag.
*****a_S Mann
8.150 Beiträge
JOY-Angels 
Ja, so offenbar die Eingangsfrage. Und die Antwort darauf sollte sein, dass dies nur der einzelne selbst entscheiden kann, und die einzige Abgrenzung die rechtliche Abgrenzung von der Gewalt sein sollte. Vielleicht nochmal anhand eines Beispiels:

Wenn nun ein Joy-Pärchen sich hin und wieder mal neckisch ans Bett fesselt und die Frage, ob das BDSM sei, entrüstet verneint mit "Wir sind doch nicht pervers!", dann ist es völlig OK, wenn diese Leute der Meinung sind, ihr Sexualverhalten sei noch "normal" (aus ihrer Sicht, bzw. "vanilla" aus BDSMer-Sicht). Nun können aber genauso BDSMer darüber denken, dass dieses Pärchen zumindest zeitweise ein wenig BD betreibt und somit genauso Teil der BDSM-Szene sind, wie heterosexuelle Ehefrauen, die hin und wieder mal was mit einer Frau machen, Teil der LGBT-Szene sind, auch wenn diese von sich selbst sagen "Um Gottes Willen, ich bin doch nicht bi!". Es geht gerade darum, dass diese Begriffe die prinzipielle Offenheit für alternative Sexualitäten, die in diese Richtung gehen, haben. Die BDSM-Szene ist für oben genanntes Joy-Pärchen offen und sie sollte es sein. Es wäre traurig, wenn sie sich hochnäsig davon abgrenzt.
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Damit das Wissen nicht den Gruppen
vorbehalten bleibt, hier ein Hinweis auf 3sat am Donnerstagabend, 22 Uhr (also nicht RTL II !).

http://www.3sat.de/page/?sou … /sendungen/198927/index.html
@******kov

Es geht doch gar nicht um richtig oder falsch, sondern wo BDSM anfängt oder aufhört.

Ob BDSM oder nicht BDSM, es muss immer ein Konsens als Einvernehmlichkeit vorliegen, oder es ist eine Vergewaltigung, Körperverletzung,usw....

Es gibt keine NICHT Einvernehmlichkeit/Konsens in der Sexualität nach unseren Gesetzen. Das neue Sexualstrafrecht geht zudem weiter.
Entscheidend ist jetzt, dass die sexuelle Handlung nicht gewollt war und dass das für den Täter auch erkennbar war – beispielsweise, weil das Opfer geweint hat.
Quelle: Der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland


Wenn sich heute nicht BDSM'ler zwei Rippen entfernen lassen, damit das Korsett besser sitzt,oder sich die Schamlippen als Bodymod mit bling bling kürzen lässt, dann ist das einfach so, weil es ggf. der jeweilige Gesetzesrahmen zulässt und der Mensch es so will.
Wenn sich bei jemanden dadurch die Fußnägel hoch rollen, dann ist das dessen Sache, oder schlichtweg die Grenze dessen Toleranz.
Andere lassen sie sich die Fußnägel in einer Session ziehen und haben den Orgasmus ihres Lebens dabei. Hört BDSM da auf, NEIN.

---
BDSM oder nicht BDSM verpflichtet zu nichts, jeder kann nach seinen belieben seine Fetische und Präferenzen ausleben, solange dieses im gesetzlichen Rahmen verbleibt.
Nur dann geht es nicht um die Frage im EP: Wo fängt BDSM an, wo hört es auf?
sondern um die Frage: Wo fängt MEIN BDSM an, wo hört MEIN BDSM auf?

Diese Frage ist hier nicht gestellt worden und kann auch nur jeder für sich beantworten.

---
ich bin jetzt auch aus diesem Thread raus, denn ich finde es unfassbar, dass man eine Einvernehmlichkeit überhaupt in Frage stellen kann, indem man versucht diese als eine Abgrenzung zwischen sexuellen Handlungen darzustellen.
********iebe Mann
10.679 Beiträge
Ich muss sagen, so oft ich @*******ind schon widersprochen habe, aber da bin ich ganz bei ihm. Das Prinzip der Einvernehmlichkeit hat er sehr schön beschrieben.

Allerdings glaube ich nicht, dass das wirklich jemand bestritten oder in Frage gestellt hat. Wenn ich mir das Posting von @******kov anschaue, wo er schreibt:
Kleiner Nachtrag: BDSM hört für mich da auf, wo auch der Konsens aufhört.
,
dann ist das genau dasselbe.

Diskutieren kann man allenfalls noch über das, was er weiter sagt:
Ebenso zählt da für mich der gesunde Menschenverstand dazu. Nicht jede einvernehmliche Praktik ist okay, finde ich. Eine dauerhafte Verstümmelung ist für meine Begriffe auch dann nicht mehr okay, wenn ein Konsens vor lag.

Da sind die beiden uneins. Cherenkov ist auf SSC unterwegs und bezeichnet Verstümmelungen nicht mehr als sane, auch wenn sie consensual passiert sind.
Magic_Mind steht auf RACK und sagt, alles ist okay, Hauptsache consensual. Und der Risiken bewusst.

Aber entscheidend ist doch, dass für beide (und uns alle hier) zuallererst einmal die Einvernehmlichkeit steht, ohne die überhaupt nichts geht! Den Rest müssen sich dann die beiden (oder mehr) Beteiligten ausmachen.
Und da bin ich wiederum mehr bei Magic_Mind: Wenn diese beide etwas wollen, dann kann es dem Rest der Welt egal sein. Tatsache.

Er von Drachenliebe schrieb
**********urple Paar
7.745 Beiträge
Für mich beginnt BDSM da ...
... ein Mensch das bewusst als Bestandteil seiner Sexualität realisiert und auch akzeptiert.
Das heisst, dass in dieser Sexualität zumindest bewusste Fantasien existieren, die auf Sadismus oder Masochismus, auf einem Machtgefälle zu seinem Sexualpartner, oder auf Fesseln aufbauen, oder auf Fetischen die diesem Bereich zugeordnet werden.
Oft wird gerade über die Unterscheidung SM und Machtgefälle diskutiert. Hier sehe ich aber den größten Überschneidungsbereich. Sadismus und Masochismus beschränkt sich für mich nicht auf den rein körperlichen und eher auf physischen Schmerzen basierenden Bereich, sondern geht auch ganz tief in den rein psychischen Bereich.
Wer da dann behaupten will, SM kommt ohne Machtgefälle aus, versucht zu trennen was letztlich im Unterbewusstsein oft nicht mehr zu trennen ist, auch wenn das bewusst vielleicht gar nicht wahrgenommen wird.
Genau dasselbe passiert im Grenzbereich zum reinen Bondage. Auch hier vermischen sich reine Lust am Fesseln und an der Bewegungseinschränkung oder der "Schwerelosigkeit" mit Schmerz und Machtgefälle ohne dass eine Grenze genau definiert werden könnte.

Dabei spielt es für mich letztlich keine Rolle ob einzelne Komponenten tatsächlich alleine und isoliert oder der in Kombination mit anderen vorkommen, ob diese Fantasien nur das Kopfkino befeuern oder ob sie tatsächlich ausgelebt werden.
Entscheidend ist für mich das Bewusstsein, das sie existieren und die Sexualität beeinflussen.

BDSM ist für mich klar durch Einvernehmlichkeit unter den Beteiligten gekennzeichnet, egal wie die Handlungen tatsächlich aussehen. Daher hört für mich der "Schutzmantel" dieser Begrifflichkeit und auch der Szeneidentität eindeutig da auf wo diese Einvernehmlichkeit nicht mehr eindeutig gegeben ist.
Die Abgrenzung zu "Vanilla" definiert sich jeder selbst, indem er solche Fantasien für sich akzeptiert oder als pervers deklariert.


LG BoP (m)
Es kann schon interessant sein wo philosophisch oder historisch die Abgrenzung oder der Unterschied zwischen SM oder BDSM liegt. Geht nach meinem Empfinden an der Eingangsfrage vorbei.

Ich habe das anders gelesen und aufgefasst. Ist es also schon BDSM, wenn ich in meiner Feinripp-Unterhose, Gertenschwingend durch das Schlafzimmer renne oder ist das schon SM. Bin ich schon ein dominanter Vertreter des BDSM, wenn ich die Macht über die Fernbedienung habe und Frauchen zum Bier holen in die Küche schicke?

Wo fängt also BDSM an, im Kopf oder wenn ich meine Partnerin beim harten Sex die Augen verbinde und Sie mit Plüsch-Handschellen ans Bett binde? Ist der Klaps auf den Po dann schon SM?

Wenn ich einer interessierten Person (Vanilla ist ja ein schreckliches Wort) mit kurzen Sätzen beschreiben sollte wo BDSM anfängt und wo der Übergang zum SM ist, das war für mich die Fragestellung *nixweiss*
@********iebe

ich gehe was @******kov schrieb durchaus konform, nur ist der Konsens keine Abgrenzung, denn BDSM ist kein High End einer Sexualität und es gibt auch noch den nicht BDSM.

Dinge wie SSC,RACK,debris bishin zu extrem Konzepten wie den numbers
Das sind alles private Konzepte, also immer MEIN BDSM und nichts allgemeingültiges.
Allgemein gilt immer die Rechtsprechung.

Selbst im BDSM ist CIS genannt. Das ist aber immer strafbar, denn mehr wie eine General- und Kontovollmacht geht ohne Entmündigung nicht, was schon dem TPE Grenzen aufzeigt.
CIS wird kaum ein psychologischen Gutachter befürworten.
Ich habe das Thema schon oft genug mit Psychiatern gehabt selbst schon mit einer Klinik an einem Entzugskonzept gearbeitet und das dann umgesetzt, denn ich helfe des öfteren schon mal und will mich durch die Hilfe nicht selbst strafbar machen.

@**********urple

da gehe ich sogar mit dir Konform, denn SM ist die höchste Form der Machtausübung sogar den eigenen Willen durch die körpereigenen Drogen und den Trance Zustand des Sub- oder Topspace zu nehmen oder hochgradig zu manipulieren.

das Unterbewusste beeinflusst nicht nur die Sexualität, sondern den ganzen Menschen.
wodurch auch gar keine Grenzen funktionieren können. im Gegenteil, der Mensch kann sich nur weiterentwickeln, wenn er über seine Grenzen hinaus wächst.

Fantasien können keine Abgrenzung zu "nicht BDSM" sein, denn da werden viele schon vieles gedacht haben, es aber dennoch nicht umgesetzt haben *zwinker*

@*******llia

genau aus dem Grund, geht der Begriff BDSM in Kinky über, denn der beschreibt einfach alle Vorlieben. SM wird nicht BDSM'lern als Erklärung, schnell viel zu weit gehen.
Eine beliebige sexuelle Vorliebe findet immer viel schneller eine Akzeptanz, als eine komplexe sexuelle Präferenz, denn diese ist schon sehr nahe einer sexuellen Orientierung oder wird ggf. gleichgesetzt. Eine sexuelle Orientierung, ist jedoch scharf abgegrenzt.
Was im BDSM gar nicht möglich ist und im Kinky sogar unerwünscht.

Was doch passt, letztendlich sind wir alle Menschen mit Gefühlen. Abgrenzungen schaffen Wertungen und letztendlich Ausgrenzungen.
*****a_S Mann
8.150 Beiträge
JOY-Angels 
Ja, CIS und CNC sind letztlich nur im Kopfkino BDSM. Klar, wenn ein BDSM-Paar total verliebt sagt, wir machen jetzt CIS und CNC und einen "Sklavenvertrag" unterschreibt, dann mögen sie für sich behaupten, ihr BDSM als CIS und CNC zu betreiben. Fiddlesticks! Wenn nach 5 Jahren die Sklavin doch nicht mehr mag und die Beziehung beenden will, der Dom diese aber einsperrt und vergewaltigt, macht dieser kein BDSM mehr sondern begeht Straftaten.

Aber auch wenn ich persönlich SSC lebe und propagiere, weiß ich, dass RACK genauso Teil von BDSM ist, einfach, weil es erlaubt ist. Auch Motorrad-Rennsport ist und bleibt ein Sport, auch wenn er nicht safe und sane ist, einfach deshalb, weil diese Sportler das Risiko bewusst auf sich nehmen. Und so muss ich SSC-Weichei auch akzeptieren, dass Strangulations-Fans Teil des BDSM-Zirkus sind. Als Clown muss ich ja nicht aufs Hochseil oder in den Löwenkäfig. *clown*
Hahaha...
Wo fängt BDSM an, wo hört es auf?

Das fragen wir uns seit fast 20 Jahren.

Beispiel:
Swinger klatscht beim Doggy seiner Partnerin wiederholt derbe auf den Hintern aber
"BDSM ist uns zuwider, wir verabscheuen alles was Schmerzen verursacht". "Quatsch, das ist doch nur Spaß, bissl Popohauen ist doch kein SM".

"Hardcore SMler":
"Bisschen aus Spaß ans Kreuz fesseln und bisschen Schwanzschlagen oder Busen klatschen ist doch noch lange kein BDSM. Dazu gehört viel mehr, muss eine Lebenseinstellung sein und man muss schon richtig hinlangen, mit Peitschen usw."

SM Dom:
"Einmal im Monat den Sub geben, bei einem BDSM Event, das ist doch nur Show. ECHT ist es nur bei real gelebtem 24/7!"

Und besonders schwierig wird es wenn man nicht ganz in die vorgefertigten Schubladen passt.
Wir haben schon (bei anderen) gesehen dass die über ihr eigentliches Spaß-Maß hinausgegangen sind um wohl die Zuschauer zu beeindrucken. Manch einer meint wohl er müsse jetzt mit den großen Jungs mithalten.

Wir beide haben zwar auch unseren Spaß mit (leichtem?) BDSM aber eben nicht dauernd und auch nicht mit argen Schmerzen.
Wir denken dass bereits gewisse Zur Schau Stellung, Erniedrigung, fesseln und Schläge mit der Hand (sei es auf den Hintern, die Brüste oder den Schwanz) BDSM sind.
Klammern und handschellenspiele ebenfalls.
Es fängt nicht bei der Peitsche an.
********chaf Mann
7.953 Beiträge
JOY-Angels 
Befindlichkeiten sind Gefühle und keine Tabus.
Nur weil sich jemand vor KV ekelt, muss es kein Tabu dessen sein.
Gefühl versus Gedanke

Trifft zu, wenn keine Erfahrung damit vorherrscht.
Wenn ein Tabu aber aus Erfahrung festgelegt wurde, sieht es anders aus. Wenn jemand feststellte, dass er sich vor KV nicht nur ekelt, sondern es auch in einer Session tat und vollkommen raus ist dann, dann ist es ein Tabu aus Erfahrung und dann nicht nur mehr ein "Gedanke".

BDSM hört für mich genau deswegen dort auf: Wo Tabus aus Erfahrung gebrochen werden, verlässt man genau hier dann den BDSM. Wo Tabus aus einem Gedanken heraus gebrochen werden, kann es im Nachhinein gesehen doch noch gut gehen und BDSM geblieben sein, weil sich das Tabu "hindsight" nicht als ein solches herausgestellt hat und sich die Person, die dies als Tabu ansah, sich genau darin irrte.

Ich würde es trotzdem nicht drauf ankommen lassen. *zwinker*

Wo fängt BDSM an?

Für mich dort, wo es sich für beide Beteiligten so anfühlt.
Das kann also auch schon Sex mit Plüschhandschellen sein. *floet* Wenn es das für die beiden so ist, dann ist es halt "ihr" BDSM. *ja* Spielt dann keine große Rolle, dass das BDSM von vielen viel härter ist, es ist dann halt ihres. *g*

Kompliziert wird es eh erst, wenn ein Soft-BDSMler auf einen Hart-BDSMler trifft. Wenn das Plüschhandschellenpaar auf ein Pärchen trifft, bei dem sie erst glücklich ist, wenn beim sie Schlagen Blut fließt, mag für das erste Pärchen die Grenze schon weit überschritten sein, nicht mehr "ihr" BDSM sein. Dennoch bleibt es BDSM, da die beiden anderen es als solches leben. *ja*

Bondage bezeichne ich als "Wellness-SM", zumindest die japanisch orientierte Art Richtung Shibari, da die Seile hier im Vordergrund stehen und das Wohlgefühl. Warum dann SM? Weil sich auch ohne D/s dennoch ein Machtgefälle einstellt, die gefesselte Person ist darauf angewiesen, dass die fesselnde diese Situation nicht ausnutzt. Für mich beginnt auch hier BDSM, aber eben gerade so. Es ist für mich "weicher" SM, kein "harter".

So hat halt jeder seine Definitionen. *g*
Wichtig dabei bleibt lediglich, dass sich alle Beteiligten einander verstehen. Wenn jeman also sagt "das ist mein Tabu", dann eben auch beschreibt, warum es eines ist und damit klar wird, wie fest diese Grenze da ist.
Ich habe ausnahmsweise Tabus, die mich aus Erfahrung abtörnen und auch abstürzen lassen könnten (und es auch schon haben bei Ersterfahrung). Würden diese gebrochen, wäre für mich das "Haus BDSM" definitiv und ohne Wenn und Aber verlassen worden.
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