Die Idee, sich etwas zeigen zu lassen und sich Gedanken zu machen, bevor man loslegt finde ich prinzipiell gut.
Allerdings ersetzt es nicht den selbstständigen Gebrauch des eigenen Hirns.
Man kann natürlich vieles auf Stammtischen, Workshops u.ä. lernen.
Youtube-Videos als unerschöpfliche Quelle des Wissens sehe ich deutlich kritisch, denn:
• man weiß nicht an wen sie sich richten und welche Vorkenntnis stillschweigend vorausgesetzt werden
• s.g. "Lehrvideos" kann jeder hochladen, auch die Anzahl dieser Videos gibt keine Auskunft über die Qualität der vermittelten Information und die Qualifikation der Produzenten
• Videos, die z.T. riskante oder gefährliche Techniken zeigen oder Fehler als richtig darstellen stehen unkommentiert neben guten und sind vom Anfänger nicht zwingend davon zu unterscheiden.
Vieles auf Stammtischen und Workshops vermittelt ausschließlich die Techniken - vergleichbar mit den Grundschritten in der Tanzschule. Wer "nur" in der Lage ist, die Grundschritte perfekt und "unfallfrei" auszuführen kann - auch wenn er darin noch so gut ist - nicht wirklich sexy tanzen und mit dem Partner auf der Tanzfläche verschmelzen. Dazu gehört deutlich mehr:
• Variationen der Grundschritte und zusätzliche Figuren
• Das "Spiel" miteinander und ein Feeling für den Partner
• Übersicht (wenn sich auf der Tanzfläche ein Pulk bildet, muss man nicht in diesen hinein tanzen)
• Sichere Führung bzw. das Vertrauen in diese und sich führen lassen
• ...
All dies wird nur selten auf Workshops vermittelt. Daher muss in meinen Augen die "Ausbildung zum Dom" auf mindestens 2 Beinen stehen:
1. Theorie und Sicherheit: Informiere dich über das was du tun willst und übe
2. Gemeinsames Entdecken: Benutze dein Hirn als Quelle eigener Kreativität und zur Risikoabwägung und dann fang an zu experimentieren. Achte dabei auf deinen Partner und dessen Reaktion. Du musst lernen ihn zu "lesen" und zu erkennen, ob - was immer du tust - positive oder negative Empfindungen auslöst.
Vieles kann man recht naiv und spielerisch angehen, und wenn man merkt dass es Freude bereitet, geht man intensiver in die Richtung weiter, wenn nicht, lässt man es.
Oft geht es damit los, dass man sich im Bett, kitzelt, ärgert oder aus Übermut ein wenig miteinander rauft. Dann fixiert man mit Händen und dem eigenen Körpergewicht - ggf. unter Zuhilfenahme von Schals Tüchern, ... Wenn man merkt, dass es gefällt, fesselt man eben gezielter oder legt vorher bewusst Hilfsmittel und Schere bereit. Dann kann man immernoch einen entsprechenden Workshop besuchen....
Umgekehrt - nur mit dem theoretischen Wissen und den praktischen Übungen vom Workshop in einem sinnlichen Moment erotisch zu fesseln halte ich für deutlich schwieriger, und wenn es im Bett "zur Sache" geht, ist die Stimmung recht schnell dahin , wenn man ankündigt fesseln zu wollen und erstmal erklären muss, wie man sich dazu in "Ausgangsposition 1b" stellt, und dann das Gelernte mit der Erotik eines Laborversuchs umsetzt...
Oder kurz zusammengefasst: Techniken kann man recht schnell und effektiv lernen, Gefühle nicht....