Meines Erachtens macht einen "guten" Dom mehr aus, als nur irgendwelche Schlag- und Bestrafungstechniken draufzuhaben. Wenn es ganz allgemein um das geht, was ich ganz
persönlich unter einem guten Dom verstehe, sage ich ganz klar: Nein, es ist nicht möglich, sich dazu ausbilden zu lassen, als sei das ein Ausbildungsberuf.
Ich denke, es ist absolut möglich, den rein technischen Teil zu lernen, oder sich extern Anregungen für Spielmöglichkeiten zu holen. Durch Stammtische, Fachliteratur, aber in erster Linie durch Workshops ist es absolut möglich zu lernen, wie man welche physischen und psychischen Instrumente und Mittel einsetzt, wie sie am und im Körper wirken, auf was man dabei achten muss und wie man sie ins ganz persönliche Spiel integrieren könnte. Pornos wären mit das allerletzte, wo ich mir etwas abschauen würde, diese sind meist ausschließlich auf den technischen Teil fokussiert und blenden etwas ganz Essenzielles aus, was ich selbst für viel wichtiger halte: Die individuelle Beziehung zu einem Bottom und die eigene, intrinsische Motivation.
Ein Dom schlägt nicht nur. Meiner schlägt zum Beispiel mit einer einzigen Ausnahme überhaupt nicht. Er bestraft auch nicht. Für manche wäre er damit ein schlechter Dom, für mich ist er ein sehr guter.
Was für mich selbst einen guten Dom ausmacht, ist zum einen seine immense Empathie, aber auch die Tatsache, dass seine Vorliebe von innen (intrinsisch) motiviert ist und nicht von außen. Ich merke den Unterschied ganz deutlich, ob jemand das, was er tut, wirklich liebt, es ihn erregt und glücklich macht, er es selbstmotiviert durchsetzt und ausführt, oder ob er es nur tut, um etwas zu beweisen, weil ich es mag, oder schlimmer noch: Weil er anders nicht dazu in der Lage ist, jemanden dauerhaft an sich zu binden und deshalb auf ein Machtgefälle angewiesen ist, innerhalb dessen jemand ihn nicht oder kaum ablehnen kann.
Und diese intrinsische Motivation, diese Liebe und Identifikation mit einer Position, die nicht nur eine Rolle ist, die man spielt, ist nach meinem Gefühl nicht erlernbar. Entweder man hat diese Motivation und diese Empathie, die Neugierde, die Sehnsucht, das Bedürfnis, entweder man "ist" so - oder eben nicht. Deswegen glaube ich, dass man einen "guten" Dom genauso wenig ausbilden kann, wie eine "gute" Sub, weil es zum einen keinen 0815-Handlungskatalog gibt, nach dem sich ein jeder richtet und deshalb jede Beziehung anders ist, von anderen Bedürfnissen geprägt und darum auf Kompatibilität angewiesen, und weil es, zumindest für mich persönlich, bestimmte Merkmale gibt, die einen dominanten Menschen und Dom/Femdom ausmachen, die an ureigene Charaktermerkmale gebunden sind und nicht an extrinsisch motivierte Vorstellungen (andere werden mir da sicher widersprechen, entweder weil sie Dominanz anders definieren, oder weil eben ihre Vorstellung eines guten Doms anders ist. Auch diese Meinungen haben ihre Berechtigung).
Geht es um den rein technischen Teil, so denke ich, ist dieser wunderbar erlernbar und das am besten durch den Besuch von Workshops und dem Austausch mit anderen Menschen. Aus Pornos würde ich mir wohl nur bedingt etwas abschauen. Ich habe schmerzlich am eigenen Leib erfahren, dass BDSM-Pornos geil zum Anschauen sind, aber selten geil zum Ausleben, und dass da eben die emotionale Bindungsebene meist gänzlich fehlt.