Interpretationsspielraum
Den Interpretationsspielraum, der angesprochen wurde, den gibt es, ganz klar. Wobei ich das aber nicht als störend empfinde, solange der andere ERKENNEN kann, das er vielleicht eine Aussage von mir falsch interpretiert...Es kann sein, dass alles sich im Rahmen hält, solange beide Partner das gleiche Unter-den-Teppich-kehr-Bedürfnis haben.
Wenn einer von beiden anfängt, sich zu verändern, und dieses Schweigen auflösen will, kann es sehr schwierig werden.
Nämlich, wenn der andere dann jede Äußerung als Angriff empfindet, als Kritik an allem, was bisher gewesen ist.
Wenn er es sich einfach nicht VORSTELLEN kann, das ein anderer Mensch etwas anders meint, als er selbst es empfindet!
Ich, beispielsweise, habe schon mein Leben lang immer wieder sehr traurige Phasen erlebt.
Als ich anfing, mich mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen, wollte ich nicht schweigend weiterleben, und meinen Partner einbeziehen.
Er machte aber nicht mit. Hörte schweigend zu und hinterher wurde er wütend, aus den genannten Gründen.
Noch jahrelang habe ich immer wieder mein dringendes Dialogbedürfnis unterdrückt. Ich versuchte immer wieder, mir einzureden, dass das ja vielleicht doch nicht so wichtig sei.
Dann, nach vierzehn Jahren und mit drei gemeinsamen Kindern,
ging es nicht mehr, wollte ich mich nicht mehr verbiegen.
Als ich ihm dies erklärte, DA wollte er reden.
Dann hätte das Reden für ihn einen Sinn gemacht,
nämlich den, mich nicht zu verlieren.