*********t6874:
Hier wurde im Kern von einer Frau absolut authentisch beschrieben, worum es bei der Polyamorie geht:
Falsch. Kaylin lebt nicht polyamor, sondern eine sexuell offene Beziehung.
Genau. Und darauf bezog sich auch mein Post, wenn ich von "gierig" spreche. "Gierig" nach Liebe bin ich nicht, da die, die ich schon habe, mir durchaus reicht (wäre ich Single, würde ich wahrscheinlich durchaus nach Liebe gieren). Jedoch verweigere ich mich nicht, sollte auch Liebe zu einem weiteren Menschen wachsen, weil ich denke, dass dieser Mensch meine Liebe verdient hat und es in Ordnung, ja sogar erstrebenswert ist, ihm diese zu zeigen.
Aber ich giere nach neuen Erfahrungen und nach dem Auskosten von glücklichmachenden Möglichkeiten (übrigens nicht nach schnellen Kicks, sondern Dinge, die mich langfristig glücklich machen), weil ich nicht einsehe, dass mein Leben von Verzicht geprägt sein soll. Erst recht nicht, nur damit ein einziger Mensch, der Teil meines Lebens ist, damit glücklich ist. Was wäre das überhaupt für ein Mensch, wenn er nur glücklich sein kann, wenn ich verzichte und daraufhin unglücklich bin? Ist das nicht eine viel schlimmere, da zerstörerische und auf Unglück eines anderen basierende Eigensucht, die selbst dann durchgedrückt werden soll, wenn das heißt, dass der angeblich geliebte Mensch dafür leidet?
Ich halte den Egoismus, glücklich zu sein, viel erstrebenswerter, als den Egoismus, andere als Mittel zum Zweck des eigenen Glücks unglücklich zu machen und diesen Zustand gar einzufordern. Mein Glück im Sinne vom Ausleben meiner Sexualität innerhalb und außerhalb meiner Beziehung macht niemanden per se unglücklich, auch wenn es selbstverständlich immer wieder mal Stolpersteine gibt. Mein Freund will die offene Beziehung, meine Sexpartner wissen davon und können mich teilen, solange ich ihnen im Augenblick der Zweisamkeit die volle Aufmerksamkeit schenke, die sie auch verdient haben. Das Beharren auf Monogamie würde mich aber unglücklich machen und ich kann einfach nichts Schönes oder gar Liebenswertes darin finden, den Partner ins Unglück stürzen zu wollen, nur damit man selbst glücklich ist.
Für Monogamie müssen sich zwei Menschen finden, die auch wirklich so fühlen, denn für sie gibt es kein größeres Glück, als die Zweisamkeit mit einem einzigen Menschen.
Liebe ist meines Erachtens per se etwas Egoistisches (und hier kommen wir wirklich zu meinen ganz persönlichen Ansichten, zu dem, wie ich selbst Liebe betrachte). Ich habe die Vorstellung einer selbstlosen (im Sinne von altruistisch aufopfernd), romantischen Liebe zum einen nie nachvollziehen können, sie zum anderen aber auch nie als erstrebenswert angesehen.
Liebe ist für mich stark mit Werten verbunden. Die Werte, die ich im Leben am höchsten halte, finden sich in genau der Person wieder, die ich liebe. Diese Person vereint alles Schöne, alles Erstrebenswerte und alles Glück, das ich im Leben sehe, finde und anstrebe. Die alleinige Existenz dieser Person macht mich glücklich, erfüllt mich mit Zufriedenheit, Bewunderung und Liebe. Dieses Gefühl ist egoistisch, denn es wäre keine Liebe, wenn ich diese überwältigenden und postiven Gefühle nicht haben könnte. Von daher macht es schonmal einen gewaltigen Unterschied, ob ich mich in einen ehernen Menschen verliebe, dessen Existenz mich mit Glück erfüllt, oder in einen Idioten, dessen Existenz mir nichts als Kummer bringt. Letzteres ist für mich keine Liebe, sondern die so viel gelobte Selbstaufopferung, bei der auf das Handeln nach den eigenen Prinzipien des Glücks verzichtet wird, um jemanden glücklich zu machen, der es gar nicht verdient hat. Wo die eigenen Werte, die zum persönlichen Glück führen, eingetauscht werden gegen fremde Werte (die des anderen), die ins persönliche Unglück führen.
Zu lieben bedeutet für mich,
wertzuschätzen - meine eigenen Werte, vereint in einer anderen Person. Das setzt schonmal ein gewaltiges Portiönchen Selbstwertgefühl voraus, das auch bedeutet, dass ich es genauso verdient habe, geliebt und dementsprechend wertgeschätzt zu werden, für meine eigenen Werte. Und eines meiner am höchsten gehaltenen Werte ist das Recht eines jeden einzelnen Menschen, das eigene Glück zu verfolgen. Wer mich das nicht tun lässt, ist für mich als Partner nicht geeignet.