Zwei Menschen können doch gar nicht alles füreinander sein - weder ich für den Anderen, noch der Andere für mich, oder?
Also gibt es immer einen "Mangel", wobei sich das Paar die Frage stellen kann, ob es die "Ergänzung" im Außen suchen mag, oder nicht.
Wenn ich an meine polyamore Verbindung zurückdenke, oder Paare betrachte, die bereits länger polyamor leben, so beobachte ich, dass die Menschen sich oft ergänzen und jeder seinen ganz besonderen Part im Ganzen hat.
Jeder wird gesehen und jeder kann sein, ohne den Druck wirklich alles für einen Partner sein zu müssen. Und hierbei ist es doch logisch, dass man in dem einen Punkt mehr mit dem Einen - und in 'nem anderen Punkt mehr mit dem Anderen harmonieren kann - und das auch darf, weil es doch menschlich ist.
Wieso wird das Sexuelle eigentlich diesbezüglich so oft (meiner Ansicht nach) so hoch bewertet?
Menschen, die den Anspruch haben, monoamor leben zu wollen, trennen sich, wenn eine neue Liebe leidenschaftliche Gefühle weckt und Bauchkribbeln erzeugt, ohne zu sehen, dass auch dieses Neue irgendwann nicht mehr neu und aufregend sein wird. Sie trennen sich aber oft, weil Monogamie ein Entscheiden fordert - nämlich den Verzicht.
Wenn beide Partner freiwillig verzichten wollen - absolut OK.
Wenn nicht - genauso OK, weil eben einzig DIE entscheiden sollten, die es betrifft.
Ich persönlich halte dauerhaften unfreiwilligen Verzicht für eine tickende Zeitbombe. Das Verletzen des Partners, der einen Weg vielleicht doch nicht mitgehen kann, aber auch.
Es gibt somit keine allgemein gültige Entscheidung.
Ich liebe meinen Partner und unser Zusammenleben klappt sehr gut. Er wünscht sich Exklusivität. Ich habe vor dieser Beziehung, die nun fast 5 Jahre besteht, 8 Jahre polyamor gelebt...
Unser Bedürfnis nach Sexualität ist sehr unterschiedlich und auch der Wunsch nach dem Wie. Wer immer monoamor gefühlt hat, sieht ausschließlich den Weg, das IN der Beziehung lösen zu wollen. Wer andere Beziehungsformen gelebt hat, denkt ggf auch über andere Wege nach, wenn deutlich wird, dass eben nicht alles in Einklang zu bringen ist, WEIL Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben.
Ich persönlich finde, dass Polyamorie viel mehr ermöglicht, den Anderen anzunehmen und zu lieben, wie er ist, OHNE die Auswirkungen, die das auf einen selbst hat, als persönlichen "Mangel" erleben zu müssen.
Bei anderen Interessen geht man ja auch nicht davon aus, dass Beziehung nur dann beständig ist, wenn man alles miteinander teilt...