...aber was noch viel wichtiger ist, ist dass die Freunde die uns noch weit vor unserem Einzug in die Szene kennen und auch keine Kenntnis davon haben... immer noch das gleiche Paar sehen wie bei unserer Hochzeit. Nur eben.... älter reifer, gefestigter...aber immer noch das gleiche harmonische miteinander.
@*********kunst:
Und das Obige sagt doch viel aus - nämlich, dass Ihr es richtig gemacht habt und richtig praktiziert. Eben mit absoluter Offenheit und Ehrlichkeit und der Erkenntnis, dass man nunmal nach so langer Beziehung, wie Ihr sie beide führt, man dem Partner eben doch zugestehen kann, sich auch eigene Bedürfnisse (sei es nun sexuell (ganz schwieriges Thema! ;-)) oder auch anderweitige Interessen zu erfüllen. Weg vom absoluten WIR zum eigenen ICH.
Was ihr schreibt (oder du), klingt erstmal wahnsinnig menschlich: Zuhören, in den Arm nehmen... weg vom nur! sexuellen Interesse - das zwar da ist und auch ausgelebt werden will. Aber nicht um jeden Preis oder bei jeder Chance, die sich bietet.
Wie viele Paare sehen sich nur noch als WIR? Ich persönlich hab erst nach meiner Trennung erstmal festgestellt, dass ich tatsächlich auch alleine existiere. Ich hab mich mein Leben lang als Teil eines Paares gesehen und auch gefühlt. Was zwar keinesfalls schlecht war (war ja unheimlich bequem und auch heimelig...) aber natürlich stellt man viele Bedürfnisse, Gedanken, Wünsche hinten an, um immer im Gleichklang zu sein irgendwie. Paar-sein bedeutet ja auch immer einen Kompromiss.
Gerade das Sexuelle wird absolut ausgeschlossen mit anderen Menschen, wenn man sich darauf verständigt hat, monogam zu leben. Und trotzdem denke ich, dass sich kein Mann und keine Frau davon freisprechen kann, dass doch - gerade nach sehr langer Gemeinsamkeit - irgendwann der Gedanke aufkommt, wie wohl Sex mit einer anderen Person wäre, wieder einmal völlig frei einen neuen Kick zu erleben. Dieser Gedanke wird schlicht verdrängt - jahrelang mit Sicherheit (wenn nicht einer heimlich ausbricht). Es gibt viele Paare, die leben damit ganz gut, besinnen sich immer wieder auf den eigenen Partner und leiden darunter auch nicht wirklich. Denn sie kennen es nicht anders, man hat sich schließlich etwas versprochen und Treue wird sehr groß geschrieben. Was auch völlig richtig ist. Ich persönlich beneide alle Paare, die das wirklich ihr Leben lang so hinbekommen!
Jedoch gibt es auch genügend Paare (davon kenne ich die Mehrheit!), da plätschert alles vor sich hin. Das Familienleben, die Verpflichtungen, welche man nunmal hat, meistert man gemeinsam und das Sexleben? Hmmm… das wird ausgeblendet, findet kaum statt oder eben öde oder gewohnt "nur" kuschelig vertraut. Aber dieser neue Kick, den Mann und Frau sich im Kopf doch wünschen, der jedoch nicht ausgelebt werden darf... führt zu wahnsinnigen Frustrationen. Und diese Frustrationen übertragen sich aufs ganze Familienleben. Je nachdem wie hoch der Stellenwert Sex überhaupt in der Beziehung ist. Bei manchen kleiner, bei manchen sehr groß.
Und genau hier beglückwünsche ich diese Paare, die nach zig Jahren vertrauter Beziehung doch den Arsch in der Hose haben, offen anzusprechen, dass eben sexuelle Wünsche existieren, welche nicht mit dem eigenen Partner erfüllt werden. Ich denke wenn das Gleichgewicht, das Zusammengehörigkeitsgefühl stimmt, dann stimmt auch die Beziehung noch, wenn man Fremdsex erlebt und sich zugesteht - wie eben bei euch!
Aber wie du auch später schreibst, ist die Gefahr verletzt zu werden, Gefühle zu entwickeln - die sich ja keinesfalls weiterentwickeln dürfen - sondern aufgrund fester Beziehung mit dem eigenen Partner immer auf dem "innigen tollen Sex-Level" bleiben müssen, doch sehr hoch (was wiederum auch zu Frustrationen und Spannungen in der eigenen Beziehung führt). Sowohl für den fremden Sex-Partner (ONS ausgenommen) als auch für einen selbst.
Und das ist wohl genau der Grund, warum viele Gegner dieses offenen Modells doch lieber den Sex in ihrer Beziehung exklusiv halten, um gar kein Risiko einzugehen. Hätte ich in meiner eigenen offenen Beziehung damals auf mehr Erfahrung zugreifen können früher und meinen Ex-Mann nicht als einzigen Partner oder sexuelle Erfahrung zählen müssen, hätte ich dieses Modell nicht leben wollen irgendwann.
Heute - um einige sexuelle Erfahrung reicher - würde ich mir leichter tun, monogam zu leben. Ich würde auch in einer Partnerschaft bevorzugen, dass der Sex exklusiv bleibt. Wäre aber wiederum viel offener für gemeinsame sexuelle Erlebnisse (Clubs, Paare), wenn sich Eintönigkeit einstellt nach einiger Zeit, man die Beziehung jedoch erhalten will. Aber dann eben gemeinsam! Und keinesfalls in Einzelaktion.
Und genau da bewundere ich alle Paare, die das auch gemeinsam leben. Wenn ich auf Paarprofilen lese: "uns gibt es auch einzeln" - mit Verweis auf ein Einzelprofil, dann läuten bei mir alle Alarmglocken - aber Ausnahmen bestätigen eben die Regel. Es kann funktionieren, kann jedoch auch irgendwann gewaltig daneben gehen!
Ihr seid wohl wirklich eine Ausnahme - bleibt wie Ihr seid, grundehrlich zueinander und so offen, euch euren Spaß auch anderweitig zu gönnen. Meinen großen Respekt! Ich bin sicher, ihr beiden wisst, was ihr Wertvolles miteinander habt und zieht hoffentlich rechtzeitig immer die Notbremse, wenn es mal brenzlig werden sollte oder der andere Part sich in einer bestimmten Konstellation einmal nicht wohlfühlen sollte. Ihr als Paar habt Priorität! Das habt ihr richtig erkannt! Beneidenswert!
Danke für diesen absolut schönen Beitrag von euch!