*********r_85:
Wenn der Sex mit dem Lover/Loverin/mit dem Bull/ viel besser und befriedigender ist und ihr Gefühle für Ihn/Ihr empfindet, was ist dann der Grund der euch dazu bewegt, euch für euren Partner/in in der Hauptbeziehung zu entscheiden, obwohl er/sie nicht so gut im Bett ist?
Zunächst einmal empfinde ich den Sex mit meinem eigenen Freund unterm Strich immer noch als den besten Sex. Es gab und gibt durchaus immer wieder mal Zeiten, oder spezielle Erlebnisse, wo der Sex mit jemand anderem besser war, aber insgesamt treibt es mich sexuell immer zurück zu meinem Freund, weil der Sex mit ihm ein besonderes Leckerli enthält: Liebe.
Ich entscheide mich deshalb immer wieder für meinen Freund, weil er nicht einfach nur ein Sexpartner ist und Beziehungen für mich nicht auf Wahnsinnssex fußen. Das reicht mir nicht. Der Sex kann absolut gigantisch sein, aber wenn die Voraussetzungen für eine gemeinsame Lebensbasis und gleiche Werte nicht gegeben sind, verliebe ich mich nicht. Dann schwärme ich höchstens, aber das tue ich meist auch von meinen engsten Freunden.
Mit meinem Freund passt einfach so viel mehr als nur der Sex. Warum sollte ich ihm davonlaufen für jemanden, bei dem zum Beispiel NUR der Sex und die Sympathie passt? Diese Art von Oberflächlichkeit wohnt nicht in mir und ein Mensch muss mehr bieten können, als mich sexuell zu begeistern, damit ich mich für ihn entscheide. Eine Beziehung ist für mich mehr als Freundschaft/Sympathie und Sex.
*********r_85:
Führt das denn nicht dazu, dass man für den Partner, der besser im Bett ist, mehr Gefühle entwickelt als für den Partner in der Hauptbeziehung?
Nein. Versteh mich nicht falsch: Großartiger Sex begeistert mich schwer. Aber Gefühle entwickle ich aus anderen Gründen. Da geht es um charakterliche Eigenschaften, um Weltanschauung, um Werte. Ich verliebe mich in der Regel in jemandes Gedanken und wie er diese ausdrückt und lebt - nicht in seinen Schwanz oder ihre Muschi.
Anfangs kann großartiger Sex so sehr begeistern, dass man geradezu süchtig nach den Menschen ist und wahnsinnig schwärmt. Aber ich bin realistisch: Diese Gefühle ebben in der Regel ab, der Hormoncocktail bleibt nicht. Was danach aber übrig bleibt von den Gefühlen, DAS ist essenziell. Deswegen genieße ich das Schwärmen, das Verknalltsein, aber ich messe dem nicht mehr Bedeutung zu, als ihm zusteht.
*********r_85:
Haben die Beziehungsformen (Freundschaft+, Wifesharing, Cuckolding, Swingen, Polyamorie, offene Beziehung) eure Beziehung bereichert oder führten diese Beziehungsformen letztendlich dazu die Hauptbeziehung zu zerstören?
Anfangs hatten wir große Probleme. Das lag daran, dass mein Freund und ich unterschiedlich daten. Während er kurze Affären von wenigen Monaten hat, bevorzuge ich Langzeitaffären und diese Personen bleiben eine lange Zeit Teil meines Alltags. Dadurch berühren sie meine Beziehung manchmal. Mein Freund musste sich also erstmal daran gewöhnen, dass die Männer, mit denen ich schlafe, nicht einfach so wieder weggehen, sondern eine Weile bleiben werden.
Dann habe ich in sehr kurzer Zeit relativ viel erlebt. Das hat bei meinem Freund zu Wettbewerbsgedanken geführt und das war superanstrengend. Mir boten sich mehr Möglichkeiten, Fantasien auszuleben, als ihm.
Die größte Hürde war aber, dass ich einen D/s-Spielpartner gefunden habe, für den ich etwas fühle, was ich für meinen Freund nicht fühle: Devotion. Und ich konnte durchaus verstehen, dass meinen Freund das sehr gewurmt hat, dass jemand von mir etwas bekommt, was er nicht bekommt - obwohl er es sich selbst nichtmal gewünscht hat, denn mein Freund fühlt auch nicht in der Art Dominanz mir gegenüber, wie er sie für manch andere Frau fühlt.
Die beiden Männer haben sich aber mittlerweile schon mehrmals getroffen und sich arrangiert. Gerade mein Spielpartner hat sich im Laufe des Jahres auch charakterlich sehr verändert, sodass vieles leichter geworden ist und die beiden Männer sich mit freundlichen Respekt begegnen und sich gut verstehen.
*********r_85:
Wie haben diese Beziehungsformen eure Benziehungsfähigkeit beeinflusst? Könntet ihr auch eine Monogame Beziehung führen oder wollt ihr auf nichts verzichten und immer von den Vorteilen von zwei Partnern profitieren? Was für Erfahrungen habt ihr so gemacht?
Ich möchte keine formal monogame Beziehung mehr führen. Dabei geht es mir nicht darum, mir ein Türchen offenzuhalten, sondern schlicht und ergreifend darum, dass ich keinen Besitzanspruch an den Körper meines Partners stellen möchte und es genauso umgekehrt nicht will, dass jemand glaubt, mein Körper gehöre sexuell automatisch ihm, nur weil wir eine Beziehung führen.
Ich möchte, dass wir beide sexuelle Gelegenheiten wahrnehmen dürfen, wenn sie sich uns bieten, und das ohne schlechtes Gewissen.
Wenn ich monogam sein will, tue ich das freiwillig, nur für mich, weil mir der eine Mensch voll und ganz reicht. Aber ich lasse mich auf keine Beziehung mehr ein, bei der Monogamie obligatorisch vorausgesetzt wird.
Ansonsten glaube ich, dass mich die offene Beziehung sehr bereichert hat und dass ich dadurch die Möglichkeit bekommen habe, sehr viel über meine Gefühle zu lernen. Ich kann verschiedene Stadien von Schwärmerei, Verknalltheit und Liebe besser unterscheiden. Ich habe gelernt, Liebe nicht an Sex zu knüpfen. Und ich weiß mit jedem Tag besser, warum ich meinen Freund liebe, was ich an ihm liebe, und warum ich ausgerechnet mit ihm mein Leben verbringen will.
Auf der anderen Seite musste ich auch lernen, mit unerwiderten Gefühlen umzugehen, mit schlechtem Gewissen, weil ich Affären mit vergebenen Männern hatte/habe, und auch mit einem gewissen Maß an Verlustangst. Ich musste lernen, dass es nicht leicht ist, eine Beziehung zu öffnen und das auch wirklich zu leben, vor allem wenn man sie so unterschiedlich lebt und so viele Menschen dauerhaft involviert sind. Es ist nicht immer ein Zuckerschlecken, aber ich bin trotzdem glücklich, dass wir den Schritt gegangen sind.