Ich denke die Trennungsfrage hat viel damit zu tun, wo der Schmerzpunkt ist.
Wer Angst hat alleine zu sein, weil‘s auch unbequem ist, sich keine einzige Aufgabe teilen zu müssen, der wird sich überlegen, die Komfortzone zu verlassen.
Für mich sind die Schmerzpunkte Missachtung und Entfremdung vor mir selbst. Daher würde ich in sowas niemals bleiben.
Ja es kann einsam sein alleine, was aber stimmig ist, wenn man alleine ist.
Es kann auch einsam sein in Gemeinschaft. Ein berühmter Schauspieler, der Selbstmord beging, hat das mal so trefflich formuliert. Das ist schmerzhaft.
Mich hat immer überrascht, wenn mir im Rahmen einer Affaire jemand glaubte sagen zu müssen, er würde für mich aber nicht seine Frau verlassen.
Ja bitte nicht. Trennen, das muss man für sich selbst tun. Der Sinn einer Trennung ist, wieder vollumfänglich bei sich selbst anzukommen, seine verlorenen Anteile integrieren, sich in seiner Kraft spüren.
Der andere Aspekt ist, dass nicht jede Geliebte erpicht darauf ist, eine Ehefrau zu beerben. Ich möchte das nicht. Wie soll das gehen?
Für mich bedeutet Leben, dynamisch auf meinem Weg zu gehen und Teile des Weges gemeinsam zu gehen. Das schliesst sehr lange Wege nicht aus.
Wenn ich an einer Weggabelung auf jemanden treffe, der mit mir weiter ziehen möchte, dann schleppe ich da aber nicht noch das Gepäck einer mir fremden Person herum.
Das empfinde ich auch nicht richtig. Zum einen würde es mich überfordernd belasten, zum anderen lässt mich das mit einem Fuß in einer Vergangenheit stehen, die mich gar nichts angeht und die doch auch als Intimität zwischen dem getrennten Paar geschützt gehört, wie mir meine.
Wertschätzung bedeutet für mich auch zu achten, womit ich abgeschlossen habe.
Jemand erwähnte das Wort geordnet im Zusammenhang mit Scheidung. Ja genau. Auch wenn die Rosenkriegfraktion in ihrer gekränkten Eitelkeit das anders sieht. Ich finde, wenn man miteinander gegangen ist, dann kann man noch so viel Respekt füreinander aufbringen und sich am Ende des Weges sauber verabschieden. Aber es gibt auch Menschen, die verlassen das Theater vor dem letzten Vorhang, weil es wichtiger ist den Wettbewerb zu gewinnen, wer als erstes aus dem Parkhaus ist, als sich bei den Künstlern mit Applaus zu bedanken.
Es gibt berührende Gründe zu bleiben. Es gibt auch egoistische.
Ich bewerte Menschen nicht danach, ob sie gehen oder bleiben. Mich interessiert, wie sie miteinander umgehen. Ausdauer um jeden Preis ist für mich persönlich nicht von Wert.
Respekt allerdings schon.