Ich denk mal, wir haben ein "Generationenproblem" - und mit Generationen meine ich nicht das Alter an Lebensjahren, sondern den Eintrittszeitpunkt in die Swingerszene.
Generation 1 war schon in den Clubs, als es noch ausschließlich Partnertauschveranstaltungen waren. Wer HÜ wollte, musste meist selbst einen Gangbang veranstalten. Man streichelte sich zur Kontaktaufnahme, und das war für die meisten OK, weil nahezu jeder jeden kannte und man unter Freunden war. Ebenso das Beobachten: von Freunden ließ man sich gerne auch beim Sex zusehen.
Generation 2 kam in diese Szene, als immer mehr Parties für Soloherren geöffnet wurden. Die Umgangsformen wurden abgeguckt: monkey see monkey do. Von Wildfremden war das Anfassen aber für viele jetzt nicht mehr so schön. Und es bildeten sich Trauben an Gaffern. Das waren irgendwie keine Freunde mehr: die Szene war anonymer und weniger persönlich geworden. Es kannte nicht mehr jeder jeden.
Andererseits gab es jetzt für die Damen mehr Auswahl an knackigen Männern, ohne gleich einen krassen Gangbang veranstalten zu müssen - was durchaus von vielen sehr positiv bemerkt wurde.
Die dritte Generation stellt die "Umgangsformen" in Frage. Es sind überwiegend junge, selbstbewusste Leute und aufgeklärte Mittvierziger, die ihre Sexualität freibestimmt leben. Sehr viele von ihnen sind weiblich. Sie bieten der Szene junges, hübsches Fleisch.
Und sie fordern Höflichkeit ein - und Selbstbestimmung darüber, wer an ihren Körper darf, die Einhaltung der Passūs "nichts muss" und "erst fragen, dann anfassen", die in der Satzung jeder Partyveranstaltung stehen.
Damit kommen manche Swinger der Generation 2 nicht klar. Da ist es ihnen lieber, diese "Neoswingerinnen" bleiben weg, als dass sie selbst bei der Kontaktaufnahme vorsichtiger werden müssten. Es verunsichert sie.
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Die Öffnung der Parties für Soloherren wollen die wenigsten zurücknehmen, auch die Gen 3 nicht. Diejenigen, denen Soloherrenüberschuss per se unangenehm ist und die zum Generation-1-Partnertausch tendieren, die haben sich einfach in die ebenfalls existierenden Pärchenparties sublimiert. Da gibt es kein Problem.
Es bleibt der Konflikt zwischen der Anfasskultur, die von vielen Frauen (und da, wo sie aggressiv ausgeübt und eingefordert wird, teils durchaus zu Recht) als übergriffig betrachtet wird, und der Generation-3-Forderung nach jenen Werten im Umgang, die auch anderswo gültig sind (=sein sollten) und ihrer Meinung nach im SC nicht aufgehoben werden.
Kompliziert wird es dadurch, dass es ja auch einen gewissen Prozentsatz an Frauen gibt, die die Anfasskultur mögen. Die jetzt pauschal als "abgestumpft" oder "wahllos" abzustempeln, ist halt auch nicht zielführend.
Dennoch gilt bei der Annäherung seitdem: better to err on the side of caution - besser zu vorsichtig als zu forsch.