Ein "haariges" Thema
Als ich Intimrasur kennenlernte, Anfang der 90er, da war Intimrasur noch ein Erkennungszeichen für Schwule, Bi-Typen und, wie man damals wohl noch sagte: "tolerante Paare". Am normalen FKK-Strand oder in der Sauna konnte man sich so noch garnicht blicken lassen - heute dagegen ...
Und mit der Intimrasur schwappte dann die Ganzkörperrasur über die Szene: "extraglatt" sollte es sein. Auch die Herren der Schöpfung begannen: erst wohl am Po, dann an den Beinen, Arme und Brust waren wohl die letzten Körperteile. Und daß eine Frau unterhalb des Nackenhaaransatzes auch nur ein Härchen hatte, war auf einmal eine kosmetische Katastrophe.
Heutezutag ist es so, daß die Extraglatten sogar so dreist geworden sind, diejenigen, die diese Mode nicht mitmachen wollen, als "ungepflegt" zu diskriminieren. Man wird schlankweg auch immer wieder mit Leuten auf eine Stufe gestellt, die "mit Wasser und Seife nicht umgehen können" - klickt Euch nur mal durch die Profile !
Es war wohl so Mitte der 90er, da hatte ich mal ein Erlebnis, daß sich mir tief eingeprägt hat. Eine junge Frau aus unserer Thekeclique, so eine, die genausoviel Zeit vor, wie hinter der Theke verbrachte, war immer merkwürdig zurückhaltend gewesen wenn es ums schwimmen-gehen ging. Nicht nur ich hielt sie einfach nur für prüde. Irgendwann einmal trafen wir uns nachmittags, und sie war plötzlich mal spontan dabei - ok, fahren wir mal zusammen an den Baggersee, an die FKK-Ecke, wo sogar jemand auf ein Stück Brett fett : "Schweinebucht ! Achtung Nackte !" geschrieben und an den Baum gehöngt hatte.
Und wie sie sich dann auszog, sagte sie dann zu mir, ich solle mich nicht wundern, sie hätte ja keine Gelegenheit gehabt - sie sei total behaart.
Und sie war tatsächlich stärker behaart als ich selbst - sogar für einen Mann würde das wohl als "sehr stark behaart" bezeichnet werden. Und dabei hatte sie eine schlanke, hüpsche Figur, so ein französisch anmutendes Gesichtchen ... Ich war hin und weg, und hab sie einfach nur zunächst verblüfft, dann immer mehr begeistert angeschaut.
Sonst ist nix passiert - heute würde mir das nicht passieren.
Was kaum einer so richtig wahrnimmt ist: Haare sind auch Sinnesorgane. Man kann eine behaarte Haut streicheln, ohne sie zu berühren.
Das muß man ja nicht unbedingt mögen, aber man man sollte immerhin berücksichtigen, daß Haare auf der Haut nunmal natürlich sind - selbst die so glatten Asiaten haben ihre Flaumhaare, die besonders berührungsempfindlich sind, und die man beim "extraglatt" werden nolens volens mit köpft.
Ich meine nicht, daß man wirklich immer ein intensiveres, schöneres Gefühl haben muß auf ganz glatter Haut. OK - in der "Leckzone" trifft das nicht unbedingt zu - aber selbst diese Variante hat ihre Fangemeinde.
Wusstet Ihr übrigens, daß die starke Achselbehaarung von Frauen dazu dient, Sexualhormone zu zerstäuben ? Und das dieses typische "Arme über den Kopf schlagen" der holden Weiblichkeit zu leichtbekleideten Sommerszeit vor Cafés, am Strand "und so" nichts anderes zu bedeuten hat, als daß Sexualhormone zerstäubt werden sollten ?
Aber das geht ja nicht - weil Achselhaare sind ja sowas von igitt ! Infolgedessendaher muß man nochmal zur Parümerie rennen, come in, find out and louse your money ! Viel Geld gibt man aus, um sich 100% naturidentische, antiallergene und nach klinischen Tests für Haut- und Klimaneutral befundene Chemie auf die Haut spritzen zu können, die die Aufgabe der Sexualhormone und der Achselhaare übernehmen sollen - aber es noch nie wirklich schaffen.
Ja - man konnte es früher riechen, und der vielbeschworene "Duft der Frauen" ist genau das gewesen ... tjaja. Sic transit gloria mundi.
OK, OK - jetzt könnten wider zig Leute kommen, die mir von sich und ihrem Partner und ihrer extraglatten Haut und den ganzen extraglatten Freunden erzählen, und das das doch bitteschön ihre Sache sei. OK, sage ich: aber schaltet bitte mal einen Gang zurück, und bezeichnet nicht andere Leute als "ungepflegt" oder "eklig", nur weil Sie einen etwas anderen Geschmack in den Fingerspitzen haben !
Dies wollte ich mal gesagt haben.