*********_love:
Wenn in der Partnerschaft individuelle Bedürfnisse auseinander gehen, dürfen dann alle sein?
Und wenn nicht, wessen oder welche Bedürfnisse sind Euch wichtiger und woran macht Ihr das fest.
Eine Herausforderung wird es dann, wenn die Erfüllung des Bedürfnisses meiner Partnerin mich wirklich betrifft. Das Betreffen kann dabei für mich in zwei Arten geschehen (Beispiele nicht ganz aus der Luft gegriffen
):
Ist die Idealvorstellung eines gemeinsamen Urlaubs für den einen die ganze Zeit an der Sonne am Meer zu liegen und das Nichtstun zu geniessen, und der andere liebt eigentlich Studienreisen und kriegt spätestens am dritten Tag auf der Strandliege akute Unruhezustände, dann kann man sich meist noch irgendwie einigen, und für Abwechslung entweder innerhalb desselben Urlaubs, oder dann halt im nächsten Jahr sorgen. Wird es aber ein wesentliches Lebenselement für den einen, fortan jedes Jahr den Urlaub am Strand verbringen, und der andere
muss auch dabei sein, dann wird es für mich schwieriger. Das sind mehr als unterschiedliche Bedürfnisse, sondern bald Forderungen.
Umgekehrt kann es mich betreffen, weil es mich ausschliesst. Wenn meine Partnerin zum Beispiel oft vorschwärmt wie gern sie tanzt, aber keinerlei Bereitschaft zeigt, mit mir in ein paar Tanzstunden oder gar in einen Kurs zu gehen, da ich es ohnehin nie richtig können werde. Wenn ich mit ihr in einem einmaligen Ambiente an einem einfachen Tanzanlass teilnehmen möchte, und dann dieselbe Abfuhr kommt, dann ist das natürlich ihr freier Entscheid, aber es trifft mich. Ganz allgemein gilt für mich wenn eine Leidenschaft nur zwischendurch mit jemand anderem gelebt, dann finde ich das ok bis toll (je nachdem wie fest ich dies auch mit ihr erleben möchte
), wenn die Leidenschaft aber zum Lebenselixier wird, dann wird es schwierig. Eine Partnerschaft, in der die grossen Emotionen vor allem ausserhalb stattfinden, wäre mir zu wenig.
Meine eigenen Bedürfnisse sind etwas anders. Für mich sind achtsamer und liebender Umgang innerhalb der Familie sehr wichtig, kein Heruntermachen der Person bei unterschiedlichen Ansichten. Eine Neugier gegenüber dem Leben in allen Formen ohne vorzeitige Abwertung des Unbekannten, so z.B. beim Diskutieren von Lebensentwürfen anderer Menschen, oder auch über sexuelle Phantasien reden zu können. Diese Dinge zu äussern ist heikel, sehr schnell werden sie als «ich genüge dir nicht» oder «ich darf nicht sein, wie ich bin» verstanden.
*********_love:
Was ist gemeint mit „seinem Partner genügen“, woran erkennt ihr seine Zustimmung und was seid Ihr bereit dafür zu tun, zu geben?
Ich erfahre mein Genügen oder Nicht-Genügen recht eindeutig, die Idealvorstellung wird non-verbal und verbal klar geäussert. Wenn dieses Ideal eher starr vor allem an Äusserlichkeiten festgemacht wird, und wir in den Gesprächen nicht an die primären Bedürfnisse dahinter rankommen, wird es mir zuweilen unangenehm. Erst spät habe ich erkannt, wie häufig ich versuchte, die ab und an aus meiner Sicht recht eng gefassten Ideal-Vorstellungen meiner Frau dennoch soweit mir möglich umzusetzen. Ich kann nur vermuten warum, vielleicht war für mich eine Art Ausgleich zu meinem eher bestimmten Auftreten in Diskussionen, ich wollte sie auf keinen Fall erdrücken. Es war mir im Einzelnen auch häufig nicht so wichtig, wenn es für mich jetzt nicht ganz so toll war. Ihre Freude und Zufriedenheit sind sehr intensiv und gaben mir so auch viel zurück.
Die Erkenntnis, dass ich damit meine eigenen Wünsche im Sinne des Friedens immer mehr hintanstellte, dass es nicht vor allem meine Aufgabe ist, sie glücklich zu machen, sondern für uns alle auch «own you own shit» gilt, kam mir erst in den letzten Jahren. Ich erkannte Mechanismen hinter ihrer Unzufriedenheit, die nicht so viel mit mir zu tun hatten, ich war nur Trigger, fühlte mich aber als Verursacher und bemühte mich mit viel Energie die Stimmung wieder ins Positive zu kriegen. So wurde meine Energie zusehends knapper (ich meinte früher, ich hätte genug davon für zwei Leben...). Dass meine Veränderung von ihr wiederum als aktiver Entzug von Zuwendung wahrgenommen wird, und die Passung gefühlt geringer wird, ist verständlich, aber meinen Erklärungen schenkt sie keinen Glauben, «da steckt etwas anderes dahinter» und die Trigger seine eine Einbildung.
Ich bin gerne bereits über eine Zeit zurückzustecken, aber das Zurückstecken meinerseits darf nicht ein notwendiger Teil davon sein, dass die Partnerschaft überhaupt weiter funktioniert.