Plan?
Okay, um es klar zu sagen: der Plan ist der Killer des Flirts.
Einen entspannten Flirt erkennt man daran, dass er nicht auf ein Ziel ausgerichtet ist. - Ja, wir alle haben Ludovico Satana und Neill Strauss gelesen. Ist Käse. Der richtige Flirt ist deshalb entspannt, weil er zu nichts führen muss: man genießt einfach nur die Nähe des Anderen und seine Reaktionen. Und wenn es nichts wird, hat man sich trotzdem gut unterhalten und geht mit einem guten Gefühl auseinander.
Der Start des Flirts ist immer ein Signal. Meist tritt es mehrmals hintereinander auf. Die Frau schaut immer wieder zu Dir herüber (ohne dabei kritisch zu gucken)? Gutes Zeichen. Der Mann setzt sich mehrmals so hin, dass seine Körpersprache zu Dir geöffnet ist? Kann gut sein, er ist von Dir angetan. Dann testet man vorsichtig aus, ob man nicht fehlinterpretiert hat. Wenn man auf ein Lächeln hin fragenden Blickkontakt sucht, und der andere schaut nicht weg, dann ist es ein gutes Zeichen.
Wenn man jetzt rübergeht und ein Gespräch anfängt, braucht man einen Aufhänger. Irgendwas. "Kann ich Dir einen Drink ausgeben?", "Ich bin neu hier, kannst Du mir einen Cocktail empfehlen?" - Egal was. Irgendwas Positives - es sei denn, ihr habt schon beide gleichzeitig gemeinsam das Gesicht verzogen, als der DJ Wolfgang Petry aufgelegt hat.
Danach ist der Rest relativ egal, solange man keinen Mist von sich gibt. Man meidet zu Anfang am besten heikle Themen, falls man zufällig einen Hardcoreveganer oder Flüchtlingsgegner vor sich hat (oder man forciert das Thema, denn vielleicht will man so jemanden ja gar nicht). Aber insgesamt kann man über alles reden, Hauptsache es ist positiv und versetzt das Gegenüber in gute Stimmung.
Das Gespräch wird dadurch zum Flirt, dass man mit den Signalen nicht aufhört. Auch wenn man eigentlich über Wüstenrennmäuse oder die Marsbesiedelung redet, schaut man fasziniert auf den Partner, freut sich über die Art, wie die Nase sich beim Sprechen bewegt, lächelt über die Haarsträhne, die immer wieder dem Partner in die Stirn fällt. Wenn man näher rückt und das Gegenüber nicht wegrückt oder sich versteift, wenn das Gegenüber ebenso interessiert und intensiv in Dein Gesicht schaut, dann ist es ein Flirt.
Ich spreche hier bewusst von "Partnern". Es macht nur Sinn, wenn beide ihren Spaß haben. Wenn einer überredet werden muss oder sich unwohl fühlt - dann ist es kein Flirt, sondern Baggern mit der Grabenfräse.
Wie man sieht, ist es keine Hexerei. Signale zu deuten - klar, da hat man es als Autist oder introvertierter Mensch schwerer. Aber ob eigene Signale erwidert werden - das zu erkennen geht meistens. Oft hat man Angst, dem Gegenüber zu nahe zu treten oder sich aufzudrängen. Aber ein fragender Blick und eine Handbewegung - das ist nicht aufdringlich, und wenn es erwidert wird, hat man einigermaßen Gewissheit.