Vielleicht ist "Beziehungskompatibel" ein falsch gewähltes Wort. Mir impliziert es, die generelle Fähigkeit, Beziehungen einzugehen. Dabei geht es bei Beziehungen (welcher Art auch immer) doch darum, ob die Beteiligten
miteinander kompatibel sind und nicht generell.
Ich bin jetzt 3 Monate Single. Das müßte nicht so sein. Schon lange nicht mehr. Ich könnte schon lange wieder "in Beziehung" sein. Aber dann eben mit irgendjemandem, nicht mit jemandem, der wirklich gut paßt.
Ich weiß, was ich will und was nicht. Und ich habe definitiv keine übersteigerten Anforderungen. Ich bin nur nicht bereit, mich mit jemandem einzulassen, mit dem es nicht paßt. Es macht schlicht keinen Sinn, mich mit jemandem einzulassen, der nur Kuschelsex will, wenn ich hin und wieder dabei den Arsch versohlt bekommen will. Oder mit jemandem, der unbedingt auch andere Frauen oder Männer ficken will, ich aber Monogamie wünsche. Warum sollte ich solch einen Kompromiss schließen? Nur um nicht allein zu sein? Soll ich mit den Männern dann darum feilschen, wie oft er mir den Arsch versohlt obwohl er es nicht will, damit ich bekomme, was ich will? Oder ich gestehe ihm einen Fremdfick pro Monat zu als Kompromiss? Oder zwei pro Woche? Das wäre doch bescheuert. Da bin ich lieber allein.
Macht mich das "inkompatibel um Beziehungen einzugehen"?
Und was die viel gerühmten Freiheiten als Single angeht... Nur weil ich sie habe, heißt es nicht, daß ich sie vollumfänglich nutzen will oder tatsächlich nutze. Auch als Single bleiben Bedürfnisse auf der Strecke.
Ich hab ausreichend Kandidaten für Sex zu Hand wenn ich das will. Und ne Hand voll Männer, die sich freuen würden über ne kleine oder große BDSM Session mit mir. Kann ich jetzt nutzen, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. Aber gibt mir das wirklich das, was ich will? Wohl eher bleibt ein schaler Nachgeschmack zurück, weil die emotionale Tiefe fehlt. Jetzt kann ich natürlich zu Einem oder Mehreren emotionale Tiefe aufbauen, damit sich das nicht mehr so schal anfühlt. Aber das hat auch einen schlechten Beigeschmack. Weil ich etwas "erzwinge", damit es meine Bedürfnisse besser befriedigt. Es entwickelt sich nicht von allein.
Und: investiere ich da meine Zeit, fehlt mir diese für "ernsthafte" Partnersuche. Wenn ich jetzt also jedem einzelnen Bedürfnis hinterher laufe und das befriedige, sollte ich theoretisch nicht mehr im Mangel sein. Bin ich aber langfristig doch. Weil die Sessions, der Sex, die Partys mit Bekannten und Freunden zwar total toll sind, mit einem geliebten Partner an der Seite aber toller sein könnten.
Wo mache ich also den Kompromiss mit mir? Kurzfristige oberflächliche Bedürfnisbefriedigung oder Verzicht um frei zu sein für das, was ich mir WIRKLICH wünsche? Für mich ist diese angebliche Freiheit der Singles auch nur ein Kompromiss. Man kann halt schlicht nicht alles haben im Leben. Und das ist auch gut so.
Ich will gar nicht generell kompatibel sein. Sondern nur jemanden finden, der für mich und für den ich kompatibel bin. Wo Ansichten, Ziele und Bedürfnisse von Anfang an so nah beeinander liegen, daß die notwendigen Kompromisse kleiner sind als die Kompromisse, die ich als Single hab.