Kommt ja darauf an, was "schlechte Zeiten" bedeutet.... gilt es gemeinsam Herausforderungen zu meistern und Krisen zu überwinden?
Oder benimmt sich ein Partner wie die Axt im Walde und kommt dann, wenn der andere sich trennen will, mit dem "Kämpf gefälligst um uns"-Gejammer?
Ich glaube übrigens auch nicht, dass es früher groß anders war.
Klar hat man sich nicht so schnell scheiden lassen – aber bedeutet das automatisch, dass mehr um Ehen gekämpft wurde?
Ehrlich gesagt spricht das, was ich so zu hören bekommen habe, eher dafür, dass früher schlicht viel weniger über Probleme geredet wurde.
Mein Opa hat meine Oma z. B. betrogen. Und zwar ständig und sehr offensichtlich. Auch das Geld hat er wohl recht gerne rausgeschmissen.
Und meine Oma? Hätte sich ums Verrecken nicht scheiden lassen.
Nicht, weil es nicht möglich war. Aber weil man eben zusammen bleibt: "Das macht man eben so."
Nachdem mein Opa verstorben war, wollte sie keinen Mann mehr und blieb alleine.
Sie sprach eigentlich nie von ihm und wenn es um Männer ging, kam immer nur, dass sie froh war, diese "Pflicht" abgeschlossen zu haben.
Damit will ich nicht sagen, dass es in der Generation keine glücklichen Paare gab oder niemand miteinander über Probleme gesprochen hat. Aber heute sind wir doch nochmal offener. Probleme kommen auf den Tisch, Konflikte werden ausgefochten – und das hat auch sein Gutes, wie ich finde.
Und wie oft lesen wir hier von einem Partner, dass er seit vielen Jahren keinen Sex mehr hat, es keine Zärtlichkeit mehr gibt und man enorm leidet – aber Trennung nicht infrage kommt.
Hier wird auch oft nicht gekämpft. Mehr "ausgesessen".
Ich persönlich möchte das nicht und sehe eine Trennung auch nicht zwangsläufig als schlimmste Lösung an.
Im Gegenteil. Für meine Oma wäre es vermutlich gut gewesen, wenn sie sich getraut hätte, sich den gesellschaftlichen Konventionen zu widersetzen. Vielleicht wäre sie Männern gegenüber dann nicht so verbittert gewesen und hätte nochmal einen anderen Mann gehabt, der besser zu ihr gepasst hätte.
Von daher: in Guten wie in schlechten Zeiten? JA!
Aber wenn es nur noch schlechte Zeiten gibt, darf man das ruhig hinterfragen.