Rücksichtnahme in der Partnerschaft kann keine Einbahnstraße sein. Das funktioniert nicht.
Wenn nur einer Rücksicht nimmt und der andere nicht, dann wird das Leben des aktiven Opfers gelebt und der andere geht in dieser Beziehung verloren.
Das wird oft nicht bemerkt, da er noch körperlich anwesend ist.
Er wird sich aber im Wesen verändern. Der Selbstwert schwindet, Ängste nehmen zu.
Das spielt dem Passiven natürlich in die Karten. Je weniger Selbstwert, je mehr Abhängigkeit, umso mehr Verlustängste, umso mehr Bereitschaft, sich um die Befindlichkeiten des Passiven zu wickeln.
Der bleibt schön in seiner Komfortzone und interessiert sich für das Wohlbefinden seines Partners null.
Ihm geht es ja gut und „großzügig“ lässt er den anderen ja teilhaben an dem, was für ihn stimmt.
Seine Befindlichkeiten sind das Maß aller Dinge. Die Befindlichkeiten des anderen hingegen sind Spleens, Hirngespinste, nicht wichtig, pervers, unnötig...
Das bleibt doch nicht wirkungslos wenn ich mich über Jahre vor vollendete Tatsachen stellen lasse, den anderen zum Zentrum meines Universums mache und mich selbst ständig in Frage stellen lasse.
Das ist eine miese Nummer, weil sie so subtil schleichend lange nicht bemerkt wird. Aber das zerstört einen Menschen emotional.
Die Komfortzone des einen ist nicht wichtiger als die Bedürfnisse des anderen.
Gewiss kann es sein, dass derjenige in der Komfortzone so agiert, weil er es existentiell bedrohlich empfindet, diese zu verlassen.
Wenn das nicht einmal für ein Gespräch möglich ist, dann sprechen wir aber nicht mehr von einem gesunden Erwachsenen und dann bedeutet das Ablehnen von Hilfe auch das Fortführen eines Teufelskreises.
Bei allem Mitgefühl muss man sich entscheiden, ob man in diesem Teufelskreis verloren gehen möchte oder ob man wenigstens sich selbst rettet.
Wenn jemand Hilfe ablehnt, entscheidet er sich für sein Problem. Das klingt vielleicht alles hart, aber das ist die Situation. Je eher man das anerkennt, umso größer die Chance sich selbst noch aus dem Sumpf zu ziehen.
Co-Abhängigkeit ist kein Gerede. Das ist eine ernstzunehmende Erkrankung.
Da rutscht man hinein, wenn man selbst grenzenlos ist, kein Maß mehr findet den anderen beschützen zu wollen. Ihn sogar davor beschützt, dass man selbst stattzufindet und in die Autoaggression geht.
Dann muss man sich nicht mal mehr vom anderen in Frage stellen lassen in seinem Erleben und Sehnen. Dann kann man das schon ganz alleine das sich selbst in Frage stellen.
Nichts gegen eine kritische Reflexion. Ganz und gar nicht. Das Ergebmis einer kritischen Reflexion kann aber nicht sein „ich bin falsch und meine Bedürfnisse sind falsch.“