Wir versuchen im Grunde den Widerspruch zu dem aufzulösen, was wir im Allgemeingesellschaftlichen zum eigenen Bedürfnis empfinden. Ich denke aber über gesellschaftliche Entwicklungen muss man sich weniger den Kopf zerbrechen, eher dahingehend, WAS WILL ICH! Ich glaube, dann wird auch klarer, wohin die Reise geht. Ohne eine gewisse Experimentierfreudigkeit ist das denke ich wirklich nicht zu machen.
Schmunzelnd erinnere ich mich an jene Zeit zurück, an die ständigen Auseinandersetzungen mit dem männlichen Geschlecht, den Willen, sich nicht beugen zu wollen. Selbstbestimmt meinen Weg zu gehen und meinem Gegenüber verständlich zu machen, dass nicht er die Zügel in den Händen hält, sondern ich. Von der Außenwelt als männerfeindlich, Emanze (obwohl ich nun wirklich keine Emanzipation anstrebte) und Frau mit Haaren auf den Zähnen, die beziehungsunfähig zu sein schien, be,-und verurteilt.
Auch ich habe mich hinterfragt. Warum ticke ich anders? Woher kommt die Gier, so anders leben und lieben zu wollen als viele meiner Geschlechtsgenossinnen? Warum verachtete ich jene Frauen, die die Anwendung von "typisch weiblichen" Tricks anwandten, um ihre Wünsche auf Umwegen durchzusetzen?
Warum empfand ich die Raffinesse, das Taktieren und Fallenstellen, das sozusagen Durch-die-Hintertür-kommen, welches oft anerzogen wird, als lächerlich und würdelos? Ich stellte für mich fest, dass ich meine Absichten offen darlegen wollte. Klar formulieren wollte, was ich will. Und nicht die geringste Lust verspürte, durch geheuchelte Sanftmut im Geheimen zu herrschen.
Ich hörte auf, mich infrage zu stellen, ich stellte mich auf ein autarkes Leben ein. Wenn der Preis so hoch sein sollte, dass ich letztendlich mit mir allein leben werde, dann zahle ich ihn gern, immer noch besser als es mit einem Gegenüber teilen zu müssen, das mein wahres „Ich“ in den Boden stampft. Das bedeutete auch, sich von einigen Lebensarten und Menschen loszusagen. Es war kein einfacher Weg, aber es war und ist immer noch mein Weg!