Die Frage, ob man etwas als Spiel betrachtet und was man darunter versteht krankt meist schon an der Definition von Spiel. Sehr lange hat man die Funktion von Spiel in der Psychologie nicht wirklich verstanden und fälschlicherweise gering geschätzt. Neuere Forschungsergebnisse zeigen dass Spiel sowohl für die soziale Entwicklung wie auch (nach deWaal) für die Gehirnentwicklung von zentraler Bedeutung ist.
Frühere Interpretationen von Spiel waren eher etwas in der Richtung Übungshandlung, Zeitvertreib, Kinderkram, nichts ernstes. Wir verwenden Spiel in vielen Zusammenhängen die tatsächlich mit echtem Spiel nicht wirklich etwas zu tun haben. Fußball wurde als gutes Beispiel bereits genannt. Und zwar nicht erst bei den Profis - in den meisten Fällen ist Fußball ein Wettkampf. Ein Wettkampf ist kein Spiel. Das macht den Wettkampf nicht schlecht, es ist eben nur etwas anderes.
Im Gegensatz zum Wettkampf hat Spiel nicht konkurrierende sondern ausgleichende Strukturen (self-handicapping). Der Zweck ist das Spiel selbst, nicht das Ergebnis. Fast immer verliert Spiel seinen eigentlichen Charakter wenn es um ein Endergebnis, eine Endhandlung, geht. Es gibt durchaus spielerische oder spielähnliche Elemente die man in anderen Zusammenhängen einsetzen kann - in der Regel haben sie dort eine Signalfunktion. Sie sollen das Gegenüber davon überzeugen, das Verhalten nicht als möglichen Angriff zu bewerten und entsprechende Abwehrreaktionen verhindern. Es konstruiert einen geschützten Raum in dem die normalen 'Gesetze' nicht mehr gelten.
Dafür gibt es andere Bedingungen die eingehalten werden müssen um eine Spielatmosphäre zu bewahren. Eine der wichtigsten ist die unbedingte Freiwilligkeit aller beteiligten Spielpartner. Während des Spiels gibt es eine ständige Kommunikation über die Absicht mit entsprechenden Mitteln (play-marker) die kommunizieren
was folgt ist ein Spiel und
spielst du mit? Diese Aufforderungen und Fragen können zwar wiederholt werden, ein gemeinsames Spiel entwickelt sich aber immer nur auf beidseitig freiwilliger Basis.
Spiel kann in jedem Zusammenhang menschlichen Verhaltens auftreten, es unterscheidet sich dann (unter anderem) durch die Form, durch das Fehlen der reinen Zweck- oder Ergebnisorientierung.
Spiel ist kein
Fake, auch wenn es so etwas wie 'pretend play', so-tun-als-ob, gibt. Im Grunde ist es vielleicht sogar mehr 'man-selbst-sein' als vieles andere weil es den unmittelbaren, emotional gesteuerten Impulsen des Menschen in diesem besonderen Augenblick folgt, ohne die ganzen üblichen Konsequenzen des Alltags.