Ich finde die Bezeichnung
"einvernehmlicher Zwang" irgendwie komisch.
Ich denke, ich weiß was gemeint ist, aber entweder ist etwas einvernehmlich, oder eben nicht.
Einvernehmlich ist für mich, wenn ich es okay finde, dass mich mein Partner zu (fast) allem "zwingen" kann. Das ist dann aber auch kein wirklicher Zwang. Da habe ich schon vorher entschieden, dass das für mich okay ist und kämpfe nur gespielt dagegen an, um der Sache etwas mehr Reiz zu verleihen. Oder ich habe eine Grenze, welche ich unterbewusst überschreiten möchte - wo eben nur mein aktives Bewusstsein mit all den eingeimpften gesellschaftlichen Normen noch dagegenhält - und setze somit auf meinen Partner, mich über diese Schwelle zu führen. Aber auch das ist für mich einvernehmlich, da ich von mir selbst aus dafür bereit bin, oder zumindest bereit bin, meine Grenzen neu auszutesten.
Und der "Zwang" eigentlich kein solcher, sondern nur Teil des Spiels ist.
Ich selbst bin mit meiner Ex-Partnerin in die Welt des BDSM eingetaucht und habe mich als Sub über manche Schwelle führen lassen, zu welcher ich (zumindest unterbewusst) aber auch vorher schon bereit, oder zumindest interessiert war.
(Auch wenn es bei lediglich "unterbewusster Bereitschaft" aber natürlich etwas schwierig sein kann, das richtig zu erkennen)
Zwang, wie ihn z.B. @*****sei beschreibt, ist finde ich nicht nur ein No-Go, sondern absolut schrecklich. Wäre meine Partnerin damals nicht so einfühlsam gewesen und hätte nicht erkannt oder ignoriert, welche Grenzen ich (noch) nicht überschreiten möchte, hätte unsere Beziehung wohl nicht so einvernehmlich geendet.
Es ist natürlich für den Sub manchmal schwierig einzuschätzen, ob man die einmal gesetzte Grenze wirklich überschreiten will oder nicht. Und für den Dom ist es manchmal auch schwierig zu erkennen, ob Sub nun die Grenze überschreiten will. Aber genau darüber sollte man vorher reden (vor allem als dominanter Part).
Hätte meine Partnerin damals (wie der Partner von Stolzsei) nach und nach versucht mich über Grenzen zu führen, die ich eigentlich nie überschreiten wollte und mich zu einer Art O zu machen, hätte ich die Beziehung ab dem Punkt sofort beendet, ab dem mir das bewusst geworden wäre.
(Sie hat aber glücklicherweise immer nachgebohrt, wenn sie gemerkt hat, dass irgendwas komisch war und mir manchmal somit auch erstmal bewusst gemacht, was mir selbst gar nicht klar war. Also das mir durch ihr nachhaken manchmal erst selbst bewusst geworden ist, wo meine Grenzen sind)
Eine Art innerer Zwang, den man eigentlich gar nicht unbedingt so will, oder sogar gar nicht wahrnimmt, ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Bei einer stärkeren Ausprägung davon ist finde ich schon eher von einem psychischen Problem zu sprechen - aber das zu weit zu vertiefen wäre OT.
-> Um mal meinen Senf zur Anfangsfrage zu geben:
Ich kann der Überschrift nicht unbedingt zustimmen. Es mag vielleicht sein, dass einfach durch die gesellschaftlichen Rollenbilder, die immer noch starken Einfluss haben, noch etwas mehr Frauen devot sind (oder es zu mindest zu sein glauben), aber ich denke, dass das nicht so viel ausmacht. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist das Verhältnis da ziemlich ausgewogen und einige, die von denen schon etwas länger in der Szene sind, sind auch Switcher, weil sie beide Seiten gern ausleben. Bei manchen ist das einfach Stimmungsabhängig, andere unterscheiden nach Partner, wo sie eher Sub oder Dom sind.
Ich für meinen Teil war in der Beziehung mit meiner Ex meistens Sub, habe dann aber nach und nach gemerkt, dass mich der dominante Part auch interessiert.