So, zugegebenermaßen hab ich den großteil der Beiträge nur überflogen, aber auf diesen ersten Blick habe ich gerade mal zwei gefunden, die ich gut fand.
Noch kurz der Disclaimer: ich möchte hier niemanden persönlich angreifen. Wer sich dennoch angegriffen fühlt, darf gerne per pm seinenihren Unmut bezeugen und wir versuchen das zu klären (soweit mein Energievorrat reicht).
Und das, was mir hier zu dem Thread grundsätzlich eingefallen ist, ist die Klarstellung:
Ihr habt keine Ahnung, wie es ist.
Ja, natürlich habt ihr alle eure Erfahrungen speziell auch mit eigenen Beeinträchtigungen. Aber jede Person ist anders, genauso wie jede Beeinträchtigung - selbst bei gleicher Diagnose - eine Person anders belasten kann. Deshalb sollte man mit jeder Äußerung, die "ich weiß, wie das ist" im Hintergrund hat, sehr vorsichtig sein, ob man da nicht über etwas urteilt, was man nicht einschätzen kann.
Und unter diesem Blickwinkel sind etliche Formulierungen hier bevormundend. Und nein, das ist kein "ihr seid die bösen Diskriminierer!" von meiner Seite. Sondern ein "niemand hier ist perfekt, lernt draus". Und ja, ich fass mir bei Gelegenheit auch an die eigene Nase.
Und ich kann die TE sehr gut verstehen, wenn sie sauer wird, weil
wieder jede*r auf einmal Expert*in ist und sagt "du musst nur mal X machen" oder irgendwelche leichtfertigen Phrasen von Menschen, die halt gerade keine Probleme mit ihrer Beeinträchtigung haben, aber nicht sehen, dass das nicht für jede*n so ist. Und ja, ein "Selbstmitleid hilft nicht" gehört da dazu. "Aufgeben ist keine Lösung" auch. Das sagt sich halt leicht aus der Perspektive, sowas nie gehabt oder überwunden zu haben, aber das macht den Schritt dahin für die Person nicht einfacher, sondern zeigt ihr nur, dass alle anderen das scheinbar total einfach schaffen, nur diese Person nicht.
Aber das ist keine rationale Entscheidung, sondern ein Prozess, der nicht mit dem Satz "lass das doch sein" verbessert wird. DAS ist das, was man immer vermittelt bekommt "du bist behindert und weißt das nicht besser". Und das, obwohl die Frage war "wie kommt ihr damit klar" und nicht "was würdet ihr in meiner Situation machen".
Ja, ich sehe, dass vieles davon gut gemeint war. Ich nehme das niemandem persönlich übel, aber wenn man dauernd darauf gestoßen wird, dass 1. man es ja so viel besser machen könnte und 2. dauernd bevormundend über die eigene Meinung und Aussagen hinweg gegangen wird, dann wird man irgendwann als mündige, erwachsene Person sehr gerechtfertigt sauer - und muss sich dann auch noch anhören, dass man ja mit der Einstellung keine Hilfe zu erwarten hätte. Genau das ist auch hier abgelaufen. Das ist Ableismus (oder schlecht mit Behindertenfeindlichkeit übersetzt, wobei ich den Begriff nicht mag, weil wir das ja wirklich alle nicht mit böser Absicht tun).
So, um mal noch auf die Eingangsfrage einzugehen:
Ich komme mit meiner Beeinträchtigung klar. Ohne die eine gabs mein leben eh noch nie und an die andere hab ich mich gewöhnt. Das läuft den großteil der Zeit ganz gut. Und dann kommt n Tag, an dem aufstehen einfach nicht drin ist. Oder 4 Wochen. Das IST einfach.
Wo ich aber sehr stolz drauf bin ist, dass ich mittlerweile echt sauer werde, wenn jemand anderes versucht, mir aus so nem unreflektierten Leistungsdenken raus einzureden, dass ich nicht alles täte, was ich kann. Oder dass
ich es mir ja so schwer mache und das garnicht müsste. Und zu sehen, wie oft solche Ratschläge nur der eigenen Kontrollillusion dienen. Und bei Freund*innen tut mir das weh. Ich möchte ja nicht, dass die sich wegen mir schlecht und hilflos fühlen. Dann gibt das auch noch ein schlechtes Gewissen und damit ist niemandem geholfen. Deswegen such ich mir meinen Freundeskreis sehr gut aus. Selbst wenn die mal was sagen, was nicht in Ordnung ist (weil sie sich halt sorgen machen), dann kann man das bereden. Aber dafür ist halt ne lange Vertrauensbasis da, auf der man reden kann.
Aber manchmal IST das Leben einfach mies. Und dann tu ich, was ich kann. Wie jeden Tag.