Ich glaube nicht, dass wir der TE sagen sollten, wie sich verhalten sollte, was gut für sie ist und das sie ja nur in Selbstmitleid versinkt. Vor allem nicht von gesunden Menschen.
Das ist ja deren Standardspruch: Du und dein Selbstmitleid.
Keine Ahnung was man durchmachen musste aber selbstverständlich trotzdem eine Meinung dazu haben und vor allem, wie man sich verhalten sollte.
Sicherlich. Ich mag diese Entschuldigungskultur auch nicht. Warum?
Ich bin kein Opfer, ich war es nie und ich werde nie es sein.
Das ist weiter Weg, dass anzuerkennen. Das Entscheidungen getroffen worden sind, auch von mir, die zu meiner Behinderung geführt haben aber diese Entscheidungen sind nunmal getroffen worden, dass sind jetzt die Konsequenzen und damit muss ich leben. Nein. Wir alle. Ich hab Anfang mir auch immer eine Entschuldigung gewünscht aber ich habe dann gemerkt, dass die anderen Menschen nicht das Unrechtsbewusstsein haben, was ich habe. Das nicht sehen, was für mich Richtig und in diesem Fall falsch war. Es bringt also nichts, sich damit aufzuhalten. Es gibt nur ein Weg, der einem die Wut nimmt: Vergeben.
Und zu verstehen, dass vergeben nicht bedeutet, dass das Ganze nicht passiert ist, sondern das es für einen selbst keine bessere Vergangenheit geben wird. Nie wieder.
Das ist ein harter Weg und viele sind auch nicht bereit diesen zu gehen. Ich sagte ja bereits am Anfang, dass niemand da das Recht hat, irgendjemand irgendwas zu sagen wie er umzugehen kann mit seinen zugefügten Verletzungen. Aber es ist nunmal so im Leben:
Du kannst nicht entscheiden was dir passiert und zugefügt aber du kannst verdammt nochmal entscheiden wie du damit umgehst. Und nur weil dir Leid zugefügt worden ist, heißt es nicht, dass du danach auch Leiden musst. Schmerz ist unumgänglich aber Leiden - das ist die Wahl, die nur die triffst.
Dieser Weg mit der vollen Akzeptanz ist schwer. Auch ich kämpfe damit nach wie vor. Denn egal wie sehr ich das weiß mit der Selbstliebe und das es einem nur einmal auf der Welt gibt und das ohne einen sehr wahrscheinlich etwas Fehlen würde, weil jeder Mensch individuelle Eigenschaften und Talente hat, die immer irgendwo gebraucht werden - es ist schwer. Ich wollte immer normal sein, so wie die Anderen. Das wird mir mit meiner Behinderung nie möglich sein. An vielen Tagen ist es okay, ich bin sogar dankbar dafür, dass ich so besonders bin aber an vielen Tagen ist das auch keine Puppenteeparty. Denn dieses ständige Ausgrenzung.
Egal wo man hingeht. Man ist immer die Andere, die Andere, mit der man Kontakt haben kann, aber dann doch nicht. Wo man erst sagt: Ja klar will ich dich kennenlernen und dann ja ne doch nicht, ich führ lieber eine Beziehung mit jemand anderen.
Das ist schwer. Es werden da Verletzungen zugeführt, wofür man nichts kann. Ich hab mir meine Behinderung nicht ausgesucht. Ich war ja nicht bei Amazon shoppen und dann wird man da für etwas bestraft, wofür man nichts kann. Jeder bekommt auf seinem Lebensweg ein Rucksack mit und die einen haben Glück und bekommen selbstgeschmierte Schmalzbrote, die Anderen müssen Hungern. Aber auch das ist der Weg der Akzeptanz, den man gehen muss. Das Leben ist nicht Fair. Wenn es fair wäre, dann wäre es eine Bestrafung für ein Vergehen, was du begangen hast. Du hast aber nichts getan.
Und mit den Jahren habe ich auch gelernt, dass das Leben einem nur das zumutet, was man aushalten kann. Wofür man stark genug sein kann.
Es ist eben die Entscheidung, die man selbst trifft. Lass ich mich brechen oder werde ich besser durch diese Prüfung.
Ich mag das Wort behindert aber nicht. So mag ich mich selbst auch nicht bezeichnen.
Ich kann stolz darauf sein, dass ich überlebt habe. Ich habe alles dafür getan und das sind die Konsequenzen, die daraus resultierten. Aber die wenigsten wären so mutig, so stark gewesen. Ich habe überlebt, viele andere eben nunmal nicht. Ich frage mich nicht mehr nach dem Warum. Es ist so, dass ich weiterleben darf. Der Preist ist meine Behinderung und den habe ich gezahlt und werde ich für den Rest meines Lebens bezahlen. Und das ist okay, weil ich weiß, weil ich genug Namen kenne, die mal Menschen waren, die diese Chance auch gerne gehabt hätten.