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Schlechter Sex ist schlechter als gar keiner
Das halte ich für absolut fatal.
Es ist nämlich kein Wunder, wenn man sexuell aus einer Beziehung ausbrechen will, wenn der Sex immer schlecht ist. Und je öfter man sich diesen schlechten Sex antut, desto mehr will man ausbrechen. Schlechter Sex ist keinesfalls besser als kein Sex. Schlechter Sex führt nur dazu, dass der Sexpartner zum Antagonisten wird.
Auf dieser Basis eine Beziehung öffnen zu wollen - Sex ist schlecht, dann hol ich in mir woanders - schreit geradezu nach weiterer, emotionaler und sexueller Entfernung als logische Konsequenz. Denn wenn der Sex außerhalb der Partnerschaft gut ist, warum sollte man dann überhaupt noch Sex mit dem Partner haben? Um Druck loszuwerden?
Zudem kann ich Eifersucht vollkommen nachvollziehen, wenn mein eigener Partner die Beziehung nur öffnen will, weil er den Sex mit mir schlecht findet. Das ist eine reale Bedrohung für die Beziehung und Außenstehende, mit denen potenziell guter Sex möglich ist, werden zur Gefahr.
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Ich werde versuchen, ihre Ängste zu ignorieren
So etwas tut man meiner Meinung nach einem Partner nicht an. Ängste sollten ernstgenommen und Schritt für Schritt aufgearbeitet werden. Auch mein Partner war zu Anfang unserer Beziehungsöffnung eifersüchtig, kontrollwütig, voller Ängste und Wettbewerbsgedanken. Was er gebraucht hat waren sichtbare Beweise, dass kein Außenstehender eine Bedrohung für ihn ist. Es gab ein grundlegendes Vertrauensproblem, das gelöst werden musste.
Dazu gehörte zunächst einmal, dass unser gemeinsamer Sex sehr gut ist, dass es hier möglichst wenig Konflikte und dafür sehr viel Genuss und Spaß gibt. Es ist sogar der beste Sex, den wir haben, kein Außenstehender kann dem das Wasser reichen.
Auch gehörte dazu, dass ich meine Sexkontakte zuweilen etwas einschränkte, damit mein Freund emotional Schritt halten konnte. Er lernte meine Affären kennen, ich lernte ein paar seiner Affären kennen. Wir nahmen uns wieder mehr und bewusster Zeit für uns zu zweit, lebten nicht mehr "nebenher", sondern miteinander.
Für manche Paare ist es gerade anfangs leichter, sich zusammen fremde Haut zu suchen, als getrennt.
Ich glaube auch, manche sitzen tatsächlich den Irrglauben auf, dass man eine Beziehung öffnet und von jetzt auf gleich einfach alles ausleben kann, was man sich zurechtfantasiert hat. Dabei ist die Öffnung einer Beziehung ein Prozess. Bei uns ist es jetzt über ein Jahr her und erst jetzt habe ich das Gefühl, mein Freund ist "angekommen" und hat keine Probleme mehr damit, wenn ich mich mit Fremden treffe und auch Dinge mit ihnen auslebe, die Zuhause nicht Programm sind.
Im Übrigen haben wir uns nie gestritten, während wir über das Öffnen unserer Beziehung gesprochen haben. Wir haben uns ein ganzes Jahr Zeit gelassen, darüber zu reden und festzulegen, wie wir das eigentlich gestalten wollen und warum. Demnach sind vom ersten Ansprechen bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Ausleben stressfrei möglich war, zwei Jahre vergangen und wir haben es beide gewollt - trotz Probleme zwischendurch. Wenn beide nicht dasselbe wollen, wird es problematisch. Und mit "ignorieren" wird es nicht besser.